Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
haben Sie derzeit?«, fragte ich.
    Der Themenwechsel brachte Gull aus dem Konzept. Er richtete sich auf, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, schüttelte den Kopf. »Ich sagte Ihnen doch, ich kann nicht über Patienten reden.«
    »Ich frage nicht nach Namen, nur nach der ungefähren Anzahl.«
    Gull warf einen Blick zu Myrna Wimmer. Sie ignorierte ihn.
    »Sie ficken sie, wollen aber nicht über sie reden«, sagte Milo. »Verschonen Sie mich mit dem Quatsch.«
    »Jetzt hören Sie mir...«<
    »Nein, Sie hören mir zu, Dr. Gull.« Milos Stimme war ein bärenhaftes Grollen. »Kein weiterer Blödsinn. Die Frage lautete, wie viele Patienten Sie behandeln, und nicht, was sie für Macken oder BH-Größen haben.«
    Gull zuckte zusammen. »Okay, okay, mal sehen … Ich arbeite … achtunddreißig Stunden pro Woche mit Dauerpatienten, und habe noch … vielleicht fünfundzwanzig, die zu gelegentlichen Sitzungen vorbeikommen.«
    »Zum Aufmöbeln«, sagte Milo.
    »Ich bin kein Schreiner.«
    »Fünfundsechzig insgesamt«, sagte ich.
    »Das ist eine Schätzung.«
    »Würden Sie sich an die Namen dieser fünfundsechzig erinnern?«
    »Klar.«
    Ich zog einen Computerausdruck aus meinem Jackett und faltete ihn im Schoß auseinander.
    »Sagt Ihnen der Name ›Gayford Woodrow‹ etwas?«
    »Nein.«
    »Was ist mit ›James Leroy Craig‹?«
    »Die gleiche Antwort«, erwiderte Gull.
    »Carl Philip Russo«, sagte ich. »Ludovico Montez, Daniel Lee Barendo, Schendley Paul, Orlando Jones.«
    Kopfschütteln.
    »Roland Kristof, Lamar Royster Collins, Antonio Ortega.«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Patienten, für die Sie Medi-Cal innerhalb der letzten sechzehn Monate einen erheblichen Betrag in Rechnung gestellt haben.«
    Gull sah fassungslos aus. »Das ist lächerlich. Zunächst mal akzeptiere ich keine Kassenpatienten. Zweitens sind dies alles Männer, und ich behandle fast ausschließlich Frauen. Drittens würde ich wissen, ob ich jemanden behandelt habe oder nicht.«
    »Und dafür bezahlt worden sind.«
    »Das ist absolut irre.«
    Ich nahm die Liste in die Hand und las noch ein wenig vor. »Akuno Williams, Salvador Paz, Mattias Soldovar, Juan Jorge Montoya, Juan Eduardo Lunares, Baylor Hawkins, Paul Andrew McCloskey...«<
    »Nein, keinen von ihnen«, sagte Gull. »Das ist ein Irrtum.«
    »Keinen von ihnen behandelt? Nicht einmal?«
    »Nicht einmal.«
    »Sie behandeln überhaupt keine Patienten von Medi-Cal.«
    »Warum sollte ich? Die Erstattung ist erbärmlich, und ich bin mit zahlungskräftigen Patienten ausgebucht.«
    »Warum haben Sie sich dann die Mühe gemacht, eine Rechnungsnummer bei Medi-Cal zu beantragen?«
    »Wer sagt denn, dass ich das getan habe?«
    Ich ging zu ihm und hielt ihm den Ausdruck vor die Nase. »Ist das Ihre Unterschrift auf einem Antragsformular zur kassenärztlichen Zulassung?«
    Er sagte. »Es sieht so aus - ich habe vielleicht eine Nummer bekommen, aber ich habe sie nie wirklich gebraucht.«
    »Während der letzten sechzehn Monate haben Sie mehr als dreihunderttausend Dollar von Medi-Cal erstattet bekommen. Dreihundertdreiundvierzig und zweiundfünfzig Cent, um genau zu sein.«
    Er griff nach dem Blatt Papier. Ich riss es ihm weg.
    »Zeigen Sie mir das!«
    »Sie haben eine Zulassungsnummer erhalten, sie aber nie wirklich gebraucht?«
    Schweigen.
    »Hier ist der Punkt, wo Offenheit angebracht wäre«, sagte ich.
    »Okay, okay, ich habe eine Nummer beantragt …, um mir alle Optionen offen zu halten. Für den Fall, dass die Patienten ausblieben, hätte ich die Zeit ausfüllen können. Aber dreihunderttausend? Sie müssen verrückt sein!«
    »Die Medi-Cal-Zahlungen gingen an eine Rechnungsadresse in Marina Del Rey.«
    »Da sehen Sie’s«, sagte er. »Ich habe keine Adresse in der Marina. Kann mich nicht mal erinnern, wann ich das letzte Mal in der Marina gewesen bin. Offensichtlich hat da jemand Scheiße gebaut - Ihre so genannte Untersuchung ist für den Arsch.« Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. »Ich schlage vor, Sie machen Ihre Hausaufgaben. Sie beide.«
    »Keine Marina für Sie?«, fragte ich. »Kein Abendessen am Hafen für Sie und die Missus?«
    Gull wandte sich an Wimmer. »Halten Sie das für möglich, Myrna? Ich hab ihnen gerade gezeigt, dass sie völlig danebenliegen, und sie können es nicht zugeben. Denken Sie an das Gleiche, woran ich denke - eine Anklage wegen Polizeischikane?«
    Wimmer antwortete nicht.
    Ich wedelte mit dem Ausdruck vor seinem Gesicht. »Sagt Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher