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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Unannehmlichkeiten.«
    »Also hatten Sie den Verdacht, dass da vielleicht etwas Illegales vor sich ging?«
    »Beantworten Sie das nicht«, sagte Myrna Wimmer. »Sie könnten sich damit selbst belasten.«
    »Aber ich habe nichts Kriminelles getan«, entgegnete Gull.
    Wimmer starrte ihn wütend an, und er hielt den Mund.
    »Frau Anwältin«, sagte Milo, »Ihr Mandant hat eine interessante Art, bestimmte Dinge, mit denen er sich nicht befassen möchte, auszublenden. Geht es nicht bei einer Therapie gerade darum, all diesen Widerstand zu durchbrechen?«
    »Lieutenant, meiner Ansicht nach hat sich mein Mandant als äußerst kooperativ erwiesen. Haben Sie sonst noch Fragen, die ich für akzeptabel erachten würde?«
    Milo nickte mir zu, und ich zeigte Gull Bennett Hackers Foto von der Zulassungsstelle. »Was ist mit diesem Mann? Haben Sie ihn je gesehen?«
    »Ich hab ihn ein paarmal mit Albin gesehen.«
    »Wo?«
    »Drüben im Roxbury Park, beim Mittagessen mit Albin. An demselben Ort, wo Sie uns getroffen haben. Albin geht häufig dorthin, er sagt, es erinnert ihn an Parks in Schweden.«
    »Hat Albin Ihnen diesen Mann vorgestellt?«
    »Nein. Ich nahm an, er wäre ebenfalls Psychotherapeut.«
    »Wie kamen Sie darauf?«
    »Das weiß ich wirklich nicht … Vielleicht sein Benehmen?«
    »Und das war?«
    »Ruhig, angenehm.«
    »Was ist mit Sonny Koppel?«, fragte ich. »Was war seine Rolle bei den ›Wachposten für Gerechtigkeit‹?«
    »Sonny? Keine, von der ich wüsste.«
    »Hat Mary nie erwähnt, dass er daran beteiligt war?«, fragte Milo.
    »Mary hat mir nur erzählt, dass Sonny einige Immobilien besäße, die sie ihn gebeten hätte, als Übergangshäuser zu nutzen, und dass sie und Albin sich dort ihre Patienten besorgen würden. Sie sagte, das mache alles einfacher.«
    »Rascher Nachschub an Patienten.«
    »Ich glaube, dass Mary durchaus ehrenhafte Motive hatte. Sie glaubte, dass sie Gutes tun und damit Geld verdienen könnte.«
    »Selbst bei niedrigen Erstattungssätzen.«
    Gull schwieg einen Moment und sagte dann: »Was auch immer da stattfand, ich entschied mich dafür, nicht daran teilzuhaben. Ich glaube, das sollten Sie mir zugute halten.«
    »Wollen Sie sagen, dass Sonny nicht beteiligt war?«, fragte ich.
    »Ich bezweifle, dass Mary Sonny an irgendetwas Wesentlichem hätte teilnehmen lassen. Er widerte sie an. Offen gesagt, Mary war sich klar darüber, was Sonny für sie empfand, und sie machte sich das für ihre Zwecke zunutze. Um einen großartigen Mietvertrag für unsere Praxisräume herauszuholen, um ihre eigenen Immobilienankäufe zu finanzieren.«
    »Sie hat sich von Sonny Geld geliehen?«
    »Keine Darlehen, Geschenke. Wenn sie ihn um Geld bat, sagte er Ja. Sie machte Witze darüber. Sagte zum Beispiel: ›Ich nutze jeden Teil des Schweins außer dem Quieken.‹«
    Myrna Wimmers Nägel klickten gegen die Kante ihres Schreibtischs.
    »Ich möchte kein negatives Bild von Mary zeichnen«, sagte Gull. »Mit einem Mann wie Sonny verheiratet zu sein kann nicht einfach gewesen sein. Haben Sie ihn kennen gelernt?«
    »Haben wir«, sagte ich.
    »Können Sie sich Mary mit so jemandem vorstellen?«
    »Warum? Ist Sonny unsanft mit ihr umgesprungen?«
    »Nein, nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil.« Gull rutschte in seinem Sessel herum.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Um ehrlich zu sein, Mary mochte es gern ein bisschen … sie genoss es, dominiert zu werden. Auf liebevolle Weise. Sobald sie einen Punkt erreicht hatte, wo sie Vertrauen und Intimität empfand.«
    »Fesseln?«
    »Nein, nicht so etwas, nur physischer Druck.«
    »Um sie festzuhalten.«
    »Auf ihren eigenen Wunsch«, sagte Gull.
    »Das wollte Sonny nicht tun.«
    »Das konnte Sonny nicht tun. Sie sagte, damals, als sie noch verheiratet waren, hätte eine an ihn gestellte Forderung, ihr gegenüber dominant aufzutreten, seine sofortige Impotenz zur Folge gehabt. Weil er dominiert werden musste. Sie betrachtete das als Teil seines generellen Problems - ›wabblige Seele, wabbliger Körper‹ lautete ihre Formulierung.« Gull klopfte auf seine Magengegend. »Meiner Meinung nach ist das der wahre Grund, warum sie ihn verlassen hat. Er wollte sich ihr gegenüber nicht behaupten.«
    »Also benutzte sie ihn.«
    »Sie sagte: ›Sonny will kontrolliert werden, ich tue ihm einen Gefallen, indem ich ihn am Gängelband führe.‹«
    »Aber sie hat nie etwas davon gesagt, dass Sonny an den Wachposten beteiligt wäre?«
    »Sie hat nur gesagt, dass ihm die Häuser

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