Im Sog der Angst
von etwas, das Göttlicher Mokkalecker hieß und in jeder Filiale des CafeCafe bestellt werden konnte, bevor er sagte: »Der rätselhafte, aber auch langweilige Gary informiert mich nun, dass Dr. Mary Lou Koppel, unser psychiatrischer Gast, immer noch nicht im Studio eingetroffen ist und dass besagte Kopfschrumpferin nicht auf ihrem Mobiltelefon erreicht werden kann. Ts, ts, Mary Lou. Sie sind nun offiziell von unserer Privilegiertenliste verschwunden, aus der die Gäste der Tom Curlie Show gepflückt werden, weil Tom Curlie für Pünktlichkeit und persönliche Verantwortung und all die anderen Tugenden steht, die dieses Land groß gemacht haben. Auch wenn dieses Land in einer bedauerlichen Fehleinschätzung einen Präsidenten gewählt hat, der nicht reden kann … Okay, wer braucht sie, Leute? Reden wir über Psychiater und warum sie selber so verdammt bescheuert sind. Ich meine, ist das nur meine Einbildung, oder sind sie alle ein bisschen neben der Kappe? Worum geht’s also bei der ganzen Sache, Leute? Wird jemand eine Kopfschrumpferin, weil ihr eigener Kopf einfach verdammt viel größer ist, als gut für sie ist? Oder ist es die Frage einer furchtbaren Kindheit, häh-häh-häh? Was meint ihr dazu, kommt schon, ruft mich an und erzählt es mir unter 1 888 TOM CURLIE. Da wären wir, die Leitungen fangen schon an zu leuchten, und mein erster Anrufer ist Fred aus Downey. Hey, Fred. Ist Ihr Kopf in letzter Zeit geschrumpft?«
»Hey, Tom. Zuallererst will ich Ihnen sagen, dass ich Ihnen jeden Tag zuhöre und dass Sie wirklich ganz to...«<
»Ausgezeichnete Einschätzung, Fred, aber was ist mit diesen Psychiatern - diesen Kopfärzten, diesen Voodoo-Beschwörern, diesen Kopfschrumpfern ? Glauben Sie, sie rudern mit einem Paddel? Zwinkern mit einem Auge? Leiden an Unterkühlung des Gehirns? Tanzen mit Schatten im Spiegelkabinett? Ist es das, worauf es hinausläuft, Fred? Werden sie Kopfschrumpfer, weil sie geschrumpft werden müssen?«
»Nun ja, Tom, Tatsache ist, dass ich über diese Leute Bescheid weiß. Es ist gerade etwa zwölf Jahre her, dass ich draußen unter dem Sternenhimmel saß und mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmerte, als sie mich entführten und diese Elektroden in mein …«
Milo schaltete das Radio aus.
»Die Zivilisation und ihre Verächter«, sagte ich.
»Nörgler trifft es eher. Vielleicht hat Lorraine Recht, und ich sollte mich auf Gavin konzentrieren. Ich werde die Jungs anrufen, die mit ihm in den Unfall verwickelt waren - mal sehen, was dabei ans Licht kommt. Außerdem will ich sehen, ob ich mit der Freundin - Kayla Bartell - reden kann, ohne dass ihr Vater in der Nähe ist.«
»Hast du immer noch vor, dir Koppel erneut vorzunehmen?«
»Das auch.« Er ließ sich in seinem Sessel nieder. »Sie ist offenbar nicht in ihrer Praxis, sonst hätte dieser Idiot sie erreicht. Wie wär’s, wenn du mich erst ein paar Anrufe machen lässt und wir dann in zwei Stunden bei ihr vorbeischauen? Oder später, wenn dir das zu eng ist.«
»Zwei Stunden ist okay. Soll ich versuchen, mit Kayla zu reden?«
»Wenn du sie auf der Straße triffst, würde ich sagen ja«, erwiderte er. »Aber da es sich um B.H. handelt und der Vater so sauer ist, halten wir uns besser ans Protokoll.«
»Hausbesuche nur in Anwesenheit eines waschechten Polizisten.«
»Soweit man davon reden kann.«
Auf dem Nachhauseweg hörte ich Tom Curlie zu. Mary Lou Koppel tauchte nicht mehr auf, und Curlie erwähnte sie nicht mehr. Er wechselte zwischen Werbespots und Anrufen von traurigen, wütenden Zuhörern hin und her, bevor er seinen nächsten Gast ans Mikrofon holte - einen Rechtsanwalt, der sich darauf spezialisiert hatte, Schnellimbissketten wegen Rassendiskriminierung und zu heiß serviertem Kaffee zu verklagen.
»Davon verstehe ich nichts, Bill«, sagte Curlie, »aber soweit es mich betrifft, könnte man sie ganz einfach deshalb ins Gefängnis stecken, weil ihr Essen saumäßig ist.«
Anstatt nach Hause abzubiegen, fuhr ich weiter nach Beverly Hills und kam am Haus der Quicks vorbei. Derselbe weiße Minivan stand in der Zufahrt, aber der kleine Mercedes war verschwunden. Die Vorhänge waren zugezogen, und die Post des Tages lag in einem Haufen auf der Eingangstreppe. Ein Gärtner schnitt eine Hecke. Eine magersüchtige Frau spazierte mit einem schwarzen Chow-Chow an der Leine vorbei. Der Hund sah aus, als stünde er unter Drogen. Anderthalb Blocks weiter sauste der Verkehr auf dem Wilshire vorbei. Eine Familie war
Weitere Kostenlose Bücher