Im Sog der Angst
Drive in Cheviot Hills verzeichnet.
Ich fuhr nach Westen an Century City vorbei, dann nach Süden bis zum Pico Boulevard, eine weitere halbe Meile am Rancho Park und an der Radarpistole eines Motorradcops mit versteinertem Gesicht vorbei. Milo winkte dem Polizisten zu, der den Gruß nicht erwiderte. McConnell war eine reizende Straße, die sich durch Hügel schlängelte und anders als die gartenbautechnisch reglementierten Arterien von Beverly Hills mit einer abenteuerlichen Mischung von Straßenbäumen versehen war.
Koppels Haus war ein zweistöckiger Ziegelbau im Tudor-Stil, der auf die Spitze einer Kuppe oberhalb von dreißig Steinstufen gesetzt worden war. Die steile Zufahrt wäre für ein Auto mit schwächerem Motor eine Herausforderung gewesen. Von dem Mercedes war nichts zu sehen, aber das Garagentor war geschlossen.
»Vielleicht war sie doch stärker beeindruckt von den beiden Morden an ihren Patienten, als sie zu erkennen gab, und hat beschlossen, ein bisschen Urlaub zu machen.«
»Ohne ihre Patienten davon zu unterrichten?«
»Angst kann das bewirken.« Er musterte den Anstieg argwöhnisch. »Okay, reich mir die Felshaken und nehmen wir die Wand in Angriff. Wie gut bist du in Wiederbelebungstechnik?«
Er trottete als Erster los und murmelte: »Wenigstens hat man oben eine Aussicht«, und ich folgte ihm in einem Abstand von zwei Stufen. Er schnaufte und keuchte, als wir oben ankamen.
»Bei … diesem … Ding«, stieß er schwer atmend hervor, »braucht … sie keinen … verdammten … Fitnessraum .«
Aus der Nähe betrachtet war das Haus sehr gut in Schuss: funkelnde Fenster, die kupfernen Regenrinnen ohne einen Fleck, die geschnitzte Eichentür frisch lackiert. Anpflanzungen von Farnen, Elefantenohren, Papyrus und weißen Rosen schmückten die Fassade aus alten Ziegelsteinen. Verschiedene Kräuter in einem Steintopf verströmten ihr Aroma unter dem überdachten Eingang. Ein Jakarandabaum mit mehreren Stämmen stand in der Mitte des kleinen, perfekt gepflegten Rasens. Zwischen seinen Zweigen bot sich ein östliches Panorama: das Becken von L.A. und die San Gabriel Mountains dahinter. Trotz der Smogdecke umwerfend. Während Milo auf die Türklingel drückte, starrte ich auf die Meilen und Abermeilen Gelände und dachte, was ich immer denke: viel zu groß für eine Stadt.
Niemand kam an die Tür. Er versuchte es noch einmal, klopfte und sagte: »Das ist keine allzu große Überraschung, aber wir sollten lieber gründlich sein.«
Wir gingen links um das Haus herum zu einem kleinen rechteckigen Garten dahinter, der von einem Swimmingpool und dicht stehenden Pflanzen dominiert wurde. Eine hohe Ficushecke verhinderte neugierige Blicke der Nachbarn. Der Pool hatte einen grauen Boden und war makellos. Auf der Veranda stand ein gemauerter Grill mit eingebautem Kamin, davor Gartenmöbel und Topfpflanzen. Ein Futterhalter für Kolibris hing an einem Querbalken, und in einer Ecke plätscherte ein Minispringbrunnen vor sich hin - eine Bambustülle, die sich in ein winziges Fass ergoss.
Eine Reihe von Verandatüren bildete die Rückwand des Hauses. Vor drei von ihnen waren Vorhänge zugezogen. Vor einer nicht. Milo ging hinüber und spähte hindurch.
»Oje«, sagte er.
Ich lief hinüber, um einen Blick hineinzuwerfen.
Das nach hinten hinausgehende Zimmer war mit weißen Ledersofas, gläsernen Beistelltischen, einem Bartresen aus Eiche und Granit und einem zwei Meter fünfzig breiten Plasmafernseher mit dem dazugehörigen Stereospielzeug eingerichtet. Im Fernseher lief eine Gameshow. Verzückte Kandidaten sprangen in die Luft, als hätten sie ein Trampolin unter sich. Farben und Schärfe waren ausgezeichnet.
Auf der linken Seite hing Mary Lou Koppel zusammengesunken auf einem der Sofas, mit dem Gesicht zu uns und mit dem Rücken zum Bildschirm. Ihre Arme und Beine waren gespreizt, ihr Kopf zurückgeworfen, ihr Mund stand offen und ihre Augen starrten an die gewölbte Decke.
Sie starrte, ohne etwas zu sehen. Etwas Langes, Silbernes ragte aus ihrer Brust, und ihre Gesichtsfarbe hatte nichts Lebendiges an sich.
Um sie herum waren rostrote Flecken auf dem weißen Sofa.
Wir blieben draußen, während Milo die Kollegen von der Spurensicherung, die Gerichtsmedizinerin und zwei Streifenwagen herbeirief. Innerhalb von zwanzig Minuten herrschte am Tatort geschäftiges Treiben.
Die Gerichtsmedizinerin war eine Asiatin, die wenig Englisch sprach und sich aus dem Staub machte, ohne den Fall mit Milo zu besprechen.
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