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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Milo.
    »Sehen Sie sich doch den elften September an. Hat irgendjemand von diesen Leuten die Schweine gekannt, die sie umgebracht haben? Genauso ist es - das Böse ist dort draußen, und manchmal beißt es zu, und jetzt ist die Familie Quick gebissen worden.«
    Sie sprang auf, rannte in die Küche und kam mit einem Teller voller Oreos zurück.
    »Bedienen Sie sich«, befahl sie.
    Milo nahm sich einen Keks, verputzte ihn mit zwei Bissen und reichte mir den Teller. Ich setzte ihn auf einem Beistelltisch ab.
    »Dann erzählen Sie mal«, sagte Sheila Quick. »Was für Fortschritte haben Sie gemacht?«
    Milo wischte sich Krümel von der Hose in eine Hand und suchte nach einer Möglichkeit, sie zu entsorgen.
    »Werfen Sie ruhig alles auf den Teppich, Lieutenant. Ich mache jeden Tag sauber. Manchmal zweimal am Tag. Was gibt es denn hier sonst noch zu tun? Jerry ist schon wieder am Arbeiten, als Geschäftsmann unterwegs. Ich beneide ihn darum.«
    »Dass er in der Lage ist, sich auf etwas zu konzentrieren?«, fragte ich.
    »Dass er in der Lage ist, sich loszumachen. Das ist eine typische Männersache, stimmt’s? Ihr Männer macht euch los und geht hinaus, jagt und streift umher, macht Geschäfte und tut, was immer ihr glaubt, tun zu müssen, und wir Frauen müssen uns damit abfinden, auf euch zu warten, als wärt ihr eine Art siegreicher Helden.«
    »Mrs. Quick«, sagte Milo, »diese Frage wird Ihnen nicht gefallen, aber ich muss sie trotzdem stellen. Hat Gavin je mit anderen Frauen als mit Beth Gallegos irgendwelche Probleme bekommen?«
    Sheila Quick ballte ihre Hände zu Fäusten. »Nein, und allein die Tatsache, dass Sie es für möglich halten - das ist einfach so … abwegig … kurzsichtig.« Sie riss sich den Turbanschal vom Kopf und begann den Stoff zu kneten. Ihre Haare waren aufwändig hochgesteckt. Weiße Wurzeln waren durch das Blond zu erkennen.
    Milo sagte: »Es tut mir Leid, aber ich muss...«<
    »Sie müssen, Sie müssen - was Sie tun müssen, ist, den Wahnsinnigen zu finden, der meinen Sohn umgebracht hat.«
    »Die junge Frau, mit der er zusammen war, Ma’am. Wir haben es immer noch nicht geschafft, sie zu identifizieren.«
    Sheila Quick stand auf und schnappte sich den Teller mit Oreos von dem Tisch, auf dem ich ihn abgestellt hatte. Sie ging wieder in die Küche, schloss schwungvoll die Tür und blieb drinnen.
    »Wie prophezeit«, sagte Milo, »eine nette Szene. Ich weiß, dass sie Höllenqualen ausgestanden hat, aber ich wette, dass sie vorher schon eine Hexe war.«
    Minuten verstrichen.
    »Ich gehe besser dort herein«, sagte er, »und beende unser Gespräch. Tu dir einen Gefallen und bleib sitzen.«
    In dem Moment, als er aufstand, ging die Küchentür auf, und Sheila Quick kam herausgestapft. Sie hatte die Nadeln aus ihren Haaren entfernt und sie ausgebürstet, aber kein Make-up aufgelegt. Milo setzte sich wieder. Sie blieb direkt vor uns stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Das Mädchen, mit dem Gavin zusam...«<
    »Ich kenne sie nicht, hab sie nie gesehen, kann nichts daran ändern. Niemand in der Familie kennt sie, meine Tochter eingeschlossen.«
    »Sie haben Kelly gefragt?«
    »Ich habe sie angerufen und gefragt, ob Gavin irgendeine Freundin hätte, und sie sagte, sie hätte nichts davon gehört.«
    »Standen die beiden sich nahe?«
    »Natürlich. Kelly ist mein kluges Mädchen, sie weiß, wo’s lang geht.«
    »Haben Sie vor, sie nach Hause kommen zu lassen?«
    »Nein. Warum sollte sie das tun? Sie führt ihr eigenes Leben. Auch wenn ich das nicht tue.« Sie starrte mich an. »Gavin war ein guter Mensch. Ein gut aussehender Mensch. Kein Wunder, dass die Mädchen ihn mochten. Und deshalb liegt diese Gallegos auch so falsch. Gavin musste nicht hinter einer kleinen … Krankenschwester herjagen.«
    »Wann haben er und Kayla Bartell aufgehört, sich zu treffen?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie scharf. »Warum fragen Sie sie nicht selbst? Die … sie ist nicht mal hergekommen, um mich zu besuchen. Nicht ein einziges Mal. Kein Beileidsschreiben.« Ein rosafarbener Schlappen klopfte auf den Teppichboden. »Sind wir jetzt fertig?«
    »Haben Sie von Dr. Koppel gehört?«, fragte Milo.
    »Sie wurde ermordet«, sagte Sheila Quick. »Ich habe es gestern gelesen.«
    Sachlich, keine Gefühlsregung.
    »Fällt Ihnen nichts dazu ein, Mrs. Quick?«
    »Es ist furchtbar«, erwiderte sie. »Jeder wird ermordet. Was für eine Stadt - ich habe Durst. Möchten Sie gern etwas

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