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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Anlegesteg. Alles lief ganz nett, bis Sheila eines Tages einen Mittagsschlaf machte - sie ist schnell erschöpft - und mein damaliger Mann geschäftlich in die Stadt musste, er war Investmentberater bei einer Bank. Damit waren Jerry und ich allein. Ich ging hinunter zum Bootssteg, um mich im Bikini in die Sonne zu legen, und ein paar Minuten später kam Jerry vorbei. Wir waren keine zehn Minuten allein, als er seinen Annäherungsversuch machte. Und von subtil konnte keine Rede sein. Seine Hand auf meiner Bikinihose.« Sie machte eine Klaue mit der Hand und ließ sie herabstoßen. »Er ist nicht gerade sanft.«
    Der Teller mit hartem Gebäck kam zusammen mit unseren Espressi. Eileen Paxton tätschelte die Hand des Kellners, suchte sich einen Halbmond aus, brach ihn entzwei und knabberte an einer Spitze.
    »Was haben Sie gemacht?«, fragte ich.
    »Ich habe Jerrys gottverdammte Hand weggeschoben und ihm gesagt, was ich mit seinen Eiern machen würde, falls er das noch ein einziges Mal versuchen sollte. Seitdem hasst er mich, und das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Nicht allein deshalb. Auch wegen dem, was er meiner Schwester antut.«
    »Was tut er ihr an?«
    »Er hat sie während ihrer gesamten Ehe ständig betrogen.«
    Ich sagte nichts.
    »Glauben Sie mir«, fuhr sie fort, »ich kenne den Dreckskerl. All diese Geschäftsreisen, auf denen er Gott weiß was tut. Die Blicke, die er mir zuwirft, wenn wir allein sind. Die er anderen Frauen zuwirft - die Frauen, die er als Sekretärinnen einstellt.«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Es sind Schlampen. Sie sollen die Aufgaben einer Sekretärin wahrnehmen, sehen aber nicht so aus, als wüssten sie, wie man tippt. Er verschwindet und zieht seine Nummer durch, tut Gott weiß was, und Sheila lebt praktisch allein. Sie hat keine Freunde, keine gesellschaftlichen Kontakte. So war es auch, als wir aufwuchsen. Ich hatte immer einen riesigen Bekanntenkreis. Sheila hatte Schwierigkeiten damit, Kontakte zu knüpfen.«
    »Er tut Gott weiß was«, sagte ich. »Ihre Schwester sagte, er sei Metallhändler.«
    »Hab ich auch gehört«, erwiderte Paxton leichthin. Sie kaute auf einem Biscotto.
    »Bezweifeln Sie das?«
    »Irgendwas muss er tun, die Rechnungen werden bezahlt. Ja, er reist wohl herum und handelt mit Aluminium, was auch immer. Aber als mein Mann - mein neuer - mit ihm über Kapitalanlagen sprach, war Jerry nicht interessiert. Und Ted ist ein großartiger Makler, jemand, der Jerry helfen könnte. Ich habe den Eindruck, dass Jerry nicht besonders gut ist in dem, was er macht, dass er sich schwer ins Zeug legen muss, um den Kopf über Wasser zu halten. Er zieht alle paar Jahre mit seinem Büro um und ist die ganze Zeit unterwegs.«
    »Stellt Schlampen als Sekretärinnen ein.«
    Sie zögerte. »Vielleicht war ich ein bisschen hart. Ich weiß einfach, was er damals auf dem Bootssteg mit mir gemacht hat. Und wie seine Augen umherschweifen.«
    »Glauben Sie, das könnte irgendwas mit Gavin zu tun haben?«, fragte ich.
    »Ich möchte, dass Sie alle Fakten kennen, und ich weiß, dass außer mir niemand Sie darüber aufklären wird. Die Familie ist verkorkst, und Gavin war ein schräger Vogel. Ich weiß, Sheila und Jerry werden Ihnen sagen, dass er vor dem Unfall ein ganz normaler Junge war, aber das ist nicht richtig. Gavin hatte Probleme.«
    »Was für Probleme?«
    Eileen Payton rieb sich mit dem Biscotto über die oberen Schneidezähne, als liebkose sie den Zahnschmelz. Ihre Zunge schnellte hervor und leckte über das Gebäck, dann biss sie kräftig zu und kaute langsam.
    »Ich erzähle Ihnen das nur, weil ich nicht will, dass Sie in die Irre geführt werden.«
    »Das wissen wir zu schätzen, Ma’am«, erklärte Milo.
    »Also gut«, sagte Paxton. »Mir ist nämlich nicht ganz wohl dabei, Familienangelegenheiten preiszugeben.« Sie schlürfte ihren Milchkaffee wie eine vorsichtige Katze und leckte Schaum von ihrer Oberlippe.
    »Was für Probleme hatte Gavin?«, fragte ich.
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    »Er hat Frauen wie Freiwild behandelt?«
    »Das klingt zu hart«, erwiderte sie. »Gavin hatte sich nicht zu einem Schürzenjäger entwickelt. Noch nicht. Aber er war … Okay, es besteht kein Grund, es Ihnen nicht zu sagen. Letztes Jahr hatte Gavin juristische Probleme wegen einer Frau.«
    »Beth Gallegos«, sagte Milo.
    Paxton machte vor Enttäuschung ein langes Gesicht. »Also wissen Sie schon Bescheid.«
    »Wir haben erst kürzlich davon erfahren, Ma’am. Jetzt eben

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