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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht charakteristisch, nutzlos. Er knüllte sie zusammen und warf sie weg, rief die Presseabteilung in Downtown an, hörte zu, legte den Hörer auf, knirschte mit den Zähnen.
    »In dieser Stadt läuft nichts ohne ein gottverdammtes Vorsprechen. Sie haben mit den Zeitungen geredet, und die Zeitungen sind angeblich nicht interessiert.«
    »Ich kann Ned Biondi anrufen. Er ist im Ruhestand, seit er vor ein paar Jahren bei der Times aufgehört hat, aber er dürfte wissen, mit wem man reden muss.«
    »Nachdem die PR-Idioten mir gerade ein offizielles Nein mitgeteilt haben, kann ich nicht einfach losziehen und zeigen, was ich alles kann. Aber vielleicht in ein paar Tagen, falls wir sie noch immer nicht identifiziert haben.« Er schaute auf die Timex und murmelte: »Wie sieht’s mit deiner Zeit und deinem Magen aus - kannst du noch was verkraften?«
    »Einen Besuch bei den Quicks?«, sagte ich. »Klar.«
    »Liest du auch die Tarotkarten?«

19
    »Diese Frau«, sagte Sheila Quick. »Sie hatte den Auftrag, Gavin zu helfen , und stattdessen geht sie hin und bringt ihn in Schwierigkeiten .«
    Ihr Wohnzimmer sah unverändert aus, aber die zugezogenen Vorhänge machten es trübselig, und der Raum war muffig geworden. Die Zigarettendose, aus der sich Jerome Quick bedient hatte, war leer. Sheila Quick trug einen Hausmantel aus schwarzer Baumwolle mit einem Reißverschluss auf der Vorderseite. Um ihr aschblondes Haar hatte sie einen Turban aus einem schwarzen Seidenschal gewunden. Ihr Gesicht war angespannt, weiß und alt, und sie trug rosafarbene Schlappen, über denen ihre geschwollenen Füße von blauen Adern durchzogen waren.
    »Unglaublich«, sagte sie.
    »Was ist unglaublich, Ma’am?«, fragte Milo.
    »Was sie ihm angetan hat.«
    »Betrachten Sie Gavins Festnahme als Beth Gallegos’ Fehler?«
    »Natürlich tue ich das! Wissen Sie, wie Gavin sie kennen gelernt hat? Sie war Therapeutin am Saint John’s und sollte Gav helfen, seine Geschicklichkeit wiederzugewinnen. Sie wusste , was er durchgemacht hatte! Sie hätte mehr Verständnis aufbringen sollen.«
    Milo und ich sagten nichts.
    »Hören Sie«, sagte Sheila Quick, »wenn sie so um ihre Sicherheit besorgt war, warum hat sie dann so lange gebraucht, um sich zu beschweren? Und was tut sie dann? Wendet sich direkt an die Polizei, wählt 911, als würde es sich um einen echten Notfall handeln, obwohl Gavin nur an ihre Tür geklopft hatte - ich weiß, dass sie gesagt hat, er hätte an ihre Tür gehämmert, aber niemand sonst hat irgendein Hämmern gehört, und Gav erzählte mir, er hätte nur geklopft, und ich glaube meinem Sohn!«
    »Sie glauben, Ms. Gallegos hätte die Polizei nicht rufen sollen.«
    »Ich glaube, dass sie ausreichend Gelegenheit hatte, zu uns zu kommen, wenn sie so überzeugt davon war, dass da ein Problem bestand. Warum hat sie das nicht getan? Sie hätte uns nur anrufen und informieren müssen, dass Gavin ihrer Ansicht nach ein bisschen … eifrig war. Wir hätten mit ihm geredet. Warum ließ sie dieses angebliche Problem auf sich beruhen, falls es so schlimm war? Sie sind die Profis. Ergibt das für Sie einen Sinn?«
    »Sie hat sich vorher nie mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«, fragte Milo.
    »Nie, nicht ein einziges Mal. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Milo nickte.
    »Und dann wird Gav auf einmal verhaftet, und wir müssen uns einen Anwalt nehmen und dieses ganze alberne Theater mitmachen.« Ihr Lächeln war matt. »Natürlich hat man die Klage am Ende abgewiesen. Sie war offensichtlich grundlos gewesen.«
    Gavin hatte sich eines Vergehens schuldig bekannt und war dazu verurteilt worden, sich einer Psychotherapie zu unterziehen.
    »Lieutenant«, sagte Sheila Quick, »ich will doch nicht hoffen, dass Sie glauben, was meinem Gav zugestoßen ist, hängt mit irgendwas zusammen, was er getan hat. Oder mit jemandem, den er kannte.«
    »Es könnte niemand gewesen sein, den er kannte?«
    »Natürlich nicht, wir kennen nur nette Leute. Und Gavin …« Sie begann zu weinen. »Nach dem Unfall hatte Gavin niemanden, der für ihn da war, außer seinem Vater und mir und seiner Schwester.«
    »Keine Freunde«, sagte ich.
    »Das ist es!«, rief sie mit Genugtuung in der Stimme, als hätte sie ein schwieriges Rätsel gelöst. »Es war niemand, den er kannte, weil er tatsächlich niemanden kannte. Ich habe lange darüber nachgedacht, Lieutenant, und ich bin sicher, mein Baby war einfach zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Ein Fremder«, sagte

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