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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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»Hör zu, du Schurke. Daddy wird sich gut um dich kümmern, das weißt du.«
    Wie nannte sie Tim? Stiefdaddy?
    Spikes Falltürmaul ging auf, Zähne blitzten, eine purpurfarbene Zunge fiel heraus.
    Er bellte herzzerreißend.
    Ich nahm ihn in die Arme und hielt seinen angespannten kleinen Leib fest an meine Brust gepresst, während er heulte und sich wand und hyperventilierte. Es war, als wollte man eine Bowlingkugel mit Beinen bändigen.
    »Ach, mein Lieber«, sagte Robin.
    » Bon voyage , Rob«, sagte ich.
    Sie zögerte, startete in Richtung Pick-up, überlegte es sich anders und kam zurück. Sie warf einen Arm um meine Schultern und küsste Spike auf die Schnauze.
    Sie küsste mich gerade auf die Wange, als Allison in ihrem schwarzen Jaguar XJS vorfuhr.
    Das Verdeck des Kabrios war offen, und ihr schwarzes Haar flog wie in einem Werbespot für eine Haarspülung hinter ihr her. Sie trug eine blaue Sonnenbrille und eine cremefarbene Strickjacke mit einem aquamarinblauen Halstuch. Es glitzerte an ihren Ohren, ihrem Hals, ihren Fingern und ihren Handgelenken - Allison hat keine Angst vor Schmuck.
    Sie stellte den Motor aus, und Robins Arm fiel herunter. Spike versuchte aus meinen Armen zu springen und reagierte auf sein Scheitern mit einem markerschütternden Geheul.
    »Hey, alle miteinander«, sagte Allison.
    »Hallo«, sagte Robin lächelnd.
    Spike versuchte seine Ich-ersticke-rettet-mich-Nummer abzuziehen.
    »Ach, wer ist denn da?« Allison tätschelte Spikes Kopf, dann küsste sie mich auf die Lippen. Robin trat ein paar Schritte zurück.
    Spike erstarrte; sein Kopf fuhr von einer Frau zur anderen.
    So kann’s gehen, Kumpel.
    Er stöhnte.
    Nachdem Robin gefahren war, ging ich hinter Allison die Treppe zur Terrasse hoch, wobei ich den immer noch am ganzen Körper zitternden Hund trug. Als wir oben ankamen, sah sie mich an - nein, ihn. Berührte sacht seine schnurrbärtigen Lefzen. »Sieh dir diesen kleinen Kerl an. Ich vergesse immer, wie süß er ist.«
    Spike leckte ihre Hand.
    »Du bist wirklich sehr süß !«
    Spike begann heftig zu atmen, und sie liebkoste ihn noch ein bisschen. Er zappelte, legte seinen Kopf nach hinten und brachte es fertig, Augenkontakt zu mir herzustellen.
    Ein wissender Blick, voller Triumph.
    Wenige Augenblicke später lag er zu Allisons Füßen, knabberte an seinem zweiten Kaustreifen und verdammte meine Annäherung mit einem missbilligenden Blick.
    Manche Kerle haben das Glück gepachtet.
    Der Mord an Mary Lou Koppel hatte Allison erschüttert, und das schien der Grund zu sein, warum sie vorbeigekommen war. Während ich für uns beide Kaffee machte, erkundigte sie sich nach Details.
    Ich erzählte ihr das Wenige, was ich wusste.
    »Also könnte es ein Patient gewesen sein«, sagte sie.
    »Zu diesem Zeitpunkt kann man nichts ausschließen.«
    An ihren Händen um den Becher traten die Knöchel hervor.
    »Du bist bestürzt«, sagte ich.
    »Nicht auf einer persönlichen Ebene.« Sie nahm einen Schluck. »Ich hatte Patienten - in der Regel Ehemänner von Patientinnen -, die mich beunruhigten. Aber das war zum größten Teil vor mehreren Jahren, als ich noch mehr Überweisungen von Behörden entgegennahm … Ich nehme an, Mary Lous Tod ist zu sehr in meiner Nähe eingeschlagen. Wir glauben, wir wissen, was wir tun, und werden deshalb vielleicht zu selbstsicher. Das betrifft nicht nur mich. Ich bin von drei anderen Psychologen angerufen worden, die nur darüber reden wollten.«
    »Leute, die Mary Lou kannten?«
    »Leute, die wussten, dass wir zusammen sind, und dachten, sie könnten an interne Informationen herankommen. Keine Sorge, ich war diskret.«
    »Was machte ihnen zu schaffen?«
    »Womit wir unser Geld verdienen, die Unberechenbarkeit menschlicher Reaktionen. Ich nehme an, sie wollten sich überzeugen, dass Mary Lou ein Sonderfall war und es daran lag, was ihr zugestoßen ist.«
    »Sie hoffen, sie hat irgendeinen Talkshow-Irren vor den Kopf gestoßen, und es hatte nichts mit ihrer Praxis zu tun.«
    »Bingo. Aber nach dem, was du mir erzählst, könnte es auch ein Patient gewesen sein. Jemand, der dem Sohn der Quicks im Wartezimmer begegnet ist.«
    »Angesichts der Impulsivität des jungen Quick - seines Verhaltens Frauen gegenüber - geht der Kreis der Verdächtigen inzwischen über das Wartezimmer hinaus.«
    »Aber die Ermordung Mary Lous«, sagte sie. »Sie muss irgendwie mit ihrer Arbeit zusammenhängen.«
    »Hast du eine Idee, wie ich mir Zugang zu ihren Patientenakten verschaffen

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