Im Sog der Angst
sitzen und beobachtete, wie der Minivan wendete und zurückkam. Richtig langsam, als hielte der Fahrer nach einer Adresse Ausschau. Der Junge wartete, bis die Rücklichter einige Zeit verschwunden blieben. Er kann nicht sagen, ob der Wagen geparkt hat oder außer Sicht gefahren ist, aber er ist nicht noch mal vorbeigekommen.«
»Wachsamer Bursche«, sagte ich.
»Vor ein paar Wochen hat es auf der anderen Seite der Motor einen Überfall gegeben, bei dem das Opfer bis nach Hause verfolgt worden war, und seine Eltern haben viel Aufhebens darum gemacht, dass man gut aufpassen sollte.«
»Zwei Uhr passt zu der Schätzung der Gerichtsmedizinerin. Hat er einen Blick auf den Fahrer werfen können?«
»Zu dunkel. Der Junge meinte, vielleicht wären die Scheiben getönt gewesen.«
»Wie alt ist der Junge?«
»Siebzehn. Binchy sagt, er ist ein exzellenter Schüler am Harvard-Westlake, scheint zuverlässig zu sein. Er hat auch was für Autos übrig, war ziemlich sicher, dass der Minivan ein Ford Aerostar war. Schwarz oder grau oder marineblau, keine Sonderausführung. Er hat das Kennzeichen nicht sehen können, das wäre auch zu viel des Guten gewesen. Es ist nicht viel, aber wenn wir auf einen Verdächtigen mit einem Aerostar stoßen, wäre das ein schöner Zug.«
»Irgendwelche Fortschritte, was den Zugriff auf Koppels Akten betrifft?«
»Ich hab drei Leute bei der Bezirksstaatsanwaltschaft gefragt, und alle haben mir das Gleiche gesagt. Ohne unverhohlen gewalttätiges Verhalten oder Drohungen eines spezifischen Patienten gegen eine spezifische Person kannst du es vergessen.«
»Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit, etwas über Gavins Privatleben zu erfahren«, sagte ich. »Er hat sich eingebildet, angehender Journalist zu sein, und Journalisten machen sich Notizen.«
»Oh Mann.« Er setzte sich aufrecht hin und drückte mit beiden Händen gegen das Armaturenbrett, als wolle er sich davor bewahren, nach vorne zu fallen. »Dieser Schweinestall von einem Zimmer. Die ganzen Papierstapel, vielleicht hat er etwas aufgeschrieben. Und ich habe nie nachgesehen. Scheiße.«
»Es war nur ein Hinweis...«<
»In der Nacht, als wir Sheila Quick benachrichtigt haben, zeigte sie uns das Zimmer. Sie tat mir Leid, weil ich sah, wie peinlich es ihr war. Ich hab mir nie die Mühe gemacht, das Zeug durchzugehen.« Er presste die Daumen gegen die Schläfen. »Oh, das war brillant.«
»In der Nacht, als wir Sheila Quick benachrichtigt haben«, sagte ich, »waren wir von einem Sexualmord ausgegangen. Niemand hatte den Verdacht, Gavin hätte ein Motiv zu seiner Ermordung beigesteuert. Wir wissen immer noch nicht, ob es so war.«
»Ja, ja, ich weiß deine therapeutischen Bemühungen zu schätzen, Alex, aber Tatsache ist, ich hätte das verdammte Zimmer sofort gründlich durchsuchen müssen. Vielleicht lasse ich allmählich nach … ich muss mir die Sachen aufschreiben, sonst sickern sie aus meinem Hirn. Okay, ich höre auf mit dem Jammern. Ergreife die Initiative. Nach Gull und Larsen fahre ich zurück zum Haus der Quicks. Mrs. Q. wird sich bestimmt freuen, wenn ich das persönliche Eigentum ihres Sohnes durchwühle.« Er schnitt eine Grimasse. »Hoffentlich hat sie noch nichts weggeworfen.«
»Ich glaube, es wird eine Weile dauern, bis sie sich dazu durchringt.«
»Das Leben, das sie führt«, sagte er leise. »Ich hab mir mal ihren Mann genauer vorgeknöpft. Der gute Jerome hat sich einen Strafzettel eingehandelt, weil er zu schnell gefahren ist, und einen zweiten, weil er an einem Stoppschild nicht völlig zum Stillstand gekommen ist. Er ist weder unserer Sitte bekannt noch einer anderen, mit der ich gesprochen habe, einschließlich Santa Monica und West Hollywood. Falls er also für sich oder Gavin Callgirls besorgt hat, war er dabei vorsichtig. Ich hab ihn durch ein paar Suchmaschinen laufen lassen und einen Treffer gehabt. Ein Treffen von Vietnam-Veteranen vor fünf Jahren in Scranton, Pennsylvania.«
Am Century Park East hielt ich an einer roten Ampel. Ein paar Querstraßen weiter kamen wir am Campus der Beverly Hills High School vorbei, der Collegegröße hatte. Dann schloss sich ein häuserblocklanger, schmaler, grüner und ordentlicher Park von jener potemkinschen Art an, der für öffentliche Anlagen in Beverly Hills charakteristisch ist.
»Bereit zur Kollegialität?«, fragte Milo. »Soll ich ihnen sagen, wer du bist?«
»Nein, bleib zurückhaltend. Ich höre nur zu.«
»Allzeit der Beobachter. Wahrscheinlich
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