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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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unablässig geklagt.
    Ich machte die Vorhänge zu, zog erst Allison aus und dann mich. Wir standen Bauch an Bauch, unser Blut pulsierte schneller, kühle Haut wurde warm. Ich umfing ihren Hintern mit meiner Hand. Ihre Hände waren überall gleichzeitig.
    Immer noch keine Klagen von jenseits der Tür, während ich sie zum Bett trug.
    Wir umarmten und berührten und küssten uns, und ich dachte an nichts mehr als an Allison.
    Erst als ich in sie eindrang, begann das Scharren und Jaulen.
    Allison hörte es sofort. Sie lag da, ihre Hände auf meinen Armen, ihre Beine hoch oben auf meinem Rücken, und machte die blauen Augen weit auf.
    Wir begannen uns gemeinsam zu bewegen.
    Der Aufruhr auf der anderen Seite der Tür wurde lauter.
    »Oh«, sagte sie, ohne mit dem Schaukeln aufzuhören. »Verstehe … was … du … meinst.«
    Ich hörte nicht auf und sie ebenso wenig.
    Spike machte weiter.
    Vergebens.

22
    Als ich am nächsten Morgen um sechs Uhr wach wurde, war Allison neben mir, und Spike lag am Fuß des Betts zusammengerollt auf dem Boden. Sie hatte ihn reingelassen. In den nächsten zwei Tagen würde er Höflichkeit nicht mal vortäuschen.
    Ich ließ sie schlafen und nahm ihn mit nach draußen, damit er sein Geschäft machen konnte. Der Morgen war feucht und grau und merkwürdigerweise voller Wohlgerüche. Schnurrbärtige Dunstschleier rollten von den Bergen herab. Die Bäume waren schwarze Wachposten. Für die Vögel war es zu früh.
    Ich sah zu, wie er schnüffelnd und suchend durch den Garten watschelte. Er stieß mit der Nase gegen eine Schnecke, beschloss, dass Escargot ein Element seiner gallischen Erbmasse war, das er lieber vergaß, und verschwand hinter einem Busch. Während ich zitternd in meinem Bademantel dastand und langsam einen klaren Kopf bekam, fragte ich mich, wer sich wohl so stark von Gavin Quick und Mary Lou Koppel bedroht gefühlt hatte, dass er keinen anderen Ausweg als Mord sah. Oder es hatte gar keine Bedrohung gegeben, und er hatte sie getötet, weil es ihm Vergnügen bereitete.
    Dann erinnerte ich mich an Gavins journalistische Phantasien, und meine Fragen gingen in eine andere Richtung.
    Beim Frühstück erwähnte ich die Morde gegenüber Allison mit keinem Wort. Um halb neun fuhr sie in ihre Praxis, und ich erledigte ein paar Arbeiten im Haus. Spike blieb still vor dem kalten Fernseher liegen - er war immer ein Verehrer des blanken Bildschirms gewesen. Ich ging in mein Arbeitszimmer und erledigte Papierkram. Spike tapste herein und starrte mich an, bis ich aufstand, in die Küche ging und ihm ein bisschen Truthahn zurechtmachte. Das sorgte dafür, dass er den Rest des Vormittags glücklich war, und um zehn Uhr schlief er in der Küche.
    Als Milo anrief und mich bat, ihn um zwölf Uhr zu dem Treffen mit Gull und Larsen abzuholen, war ich froh, seine Stimme zu hören.
    Ich saß im Seville, der mit laufendem Motor vor dem Revier stand. Milo hatte sich verspätet, und ich war zweimal von Polizisten in Uniform aufgefordert worden weiterzufahren. Milos Name sagte dem zweiten Cop nichts, der mir mit einem Strafzettel drohte. Ich fuhr zweimal um den Block und fand Milo wartend am Bordstein.
    »Tut mir Leid. Sean Binchy hat mich gepackt, als ich gerade gehen wollte.«
    Er schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Seine Sachen waren zerknittert, und ich fragte mich, wann er zuletzt geschlafen hatte.
    Ich nahm Nebenstraßen bis zur Ohio, lenkte den Seville nach Osten, kämpfte mich durch das Gewühl am Sepulveda und fuhr weiter bis zur Overland, wo ich schließlich einen Skateboardfahrer abhängen konnte.
    Der Roxbury Park war fünfzehn Minuten entfernt am Olympic, weniger als eine Meile westlich von Mary Lou Koppels Praxis. Noch näher zum Haus der Quicks am Camden Drive. Ich dachte darüber nach, wie beschränkt die Welt Gavins nach dem Unfall geworden war. Bis er ein hübsches blondes Mädchen den Mulholland Drive hochgefahren hatte.
    Milo öffnete die Augen. »Ich mag es sehr, chauffiert zu werden. Wenn du dem Department je deine Meilen in Rechnung stellst, trifft sie der Schlag.«
    »Sankt Alex. Was wollte Binchy?«
    »Er hat einen Nachbarn von Koppel aufgetan, einen Jungen, der sieben Häuser weiter die McConnell hoch wohnt und in der Nacht des Mordes einen Minivan gemächlich die Straße hat entlangfahren sehen. Der Junge kam spät nach Hause, gegen zwei Uhr, und der Wagen fuhr von Koppels Haus kommend in nördlicher Richtung an ihm vorbei. Er verriegelte die Türen, blieb in seinem Wagen

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