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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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könnte?«, fragte ich. »Ich weiß einfach nicht, wie ich um die ärztliche Schweigepflicht herumkomme.«
    Sie dachte nach. »Nicht ohne dass irgendeine eindeutige Gefahr im Anzug ist - Anzeichen für eine Bedrohung.«
    »In Gavins Akte gab es nichts Derartiges. Und falls sie von irgendjemandem bedroht wurde, hat sie mir oder Milo gegenüber nichts davon zu erkennen gegeben. Wir treffen uns morgen mit ihren Partnern.«
    »Gull und Larsen.«
    »Kennst du sie?«, fragte ich.
    »Ich habe zu beiden Hallo gesagt, aber nicht mehr.«
    »Irgendwelche Eindrücke?«
    »Gull kommt ausgesprochen glatt rüber - ganz der Seelenklempner aus Beverly Hills. Larsen ist mehr der akademische Typ.«
    »Gull war ursprünglich Gavins Therapeut«, erklärte ich. »Als es nicht funktionierte, wurde er an Koppel überwiesen. Jetzt, wo er tot ist, kann er uns vielleicht sagen, warum.«
    »Was für ein gestörter Junge«, sagte sie. »Frauen nachzustellen, seine Tante sexuell zu belästigen.«
    »Wenn man der Tante Glauben kann, ist die Familie mehr als dysfunktional.«
    Sie trank noch etwas Kaffee, nahm meine Hand und hielt sie fest. »Wenigstens werden du und ich immer genug zu tun haben.«
    »Milo ebenfalls.«
    Spike rollte sich auf den Rücken und begann mit seinen Stummelbeinen zu strampeln.
    »Er sieht aus wie eine umgedrehte Schildkröte«, sagte sie. »Was tust du da, Süßer? Übst du für das Rückenradrennen?«
    »Das ist das Signal dafür, dass man ihn am Bauch kraulen soll«, sagte ich.
    Sie lächelte und tat ihm den Gefallen. »Vielen Dank für die Entschlüsselung. Meine Hundesprachenkenntnisse lassen zu wünschen übrig.«
    Sie hörte mit dem Kraulen auf und griff nach ihrem Kaffeebecher. Spike protestierte, und sie beugte sich wieder zu ihm hinunter.
    »Problem nach dem ersten Versuch gelöst«, sagte ich. »Betrachte dich als konditioniert.«
    Sie lachte, nahm den Becher in die Hand, schaffte es, gleichzeitig zu schlürfen und zu rubbeln. Spike rülpste, dann schnurrte er wie eine Katze. Allison war überwältigt. »Er ist eine Maschine für Toneffekte.«
    »Er hat alle möglichen Talente.«
    »Wie lange bleibt er?«
    »Zwei Tage.« Ich berichtete ihr von Robins Anruf.
    »Das war sehr nett von dir.«
    »Es war das Mindeste, was ich tun konnte«, erwiderte ich. »Eigentlich sollten wir das Sorgerecht gemeinsam ausüben, aber er hat dagegen gestimmt.«
    »Na ja, das war dumm von ihm. Ich bin sicher, dass du ein toller Vater warst.« Sie setzte sich aufrecht hin, berührte mein Gesicht und fuhr mit einem Finger über meine Lippen.
    Spike sprang auf und bellte.
    »Und schon geht’s los«, sagte ich. Zu Spike: »Reg dich ab, du Clown.«
    »Ooh, wie streng«, sagte Allison. »Das kannst du ziemlich gut, Liebling. Das hab ich noch nie an dir bemerkt.«
    »Er bringt das in mir zum Vorschein.«
    »Ich habe immer einen Hund haben wollen«, sagte sie. »Du kennst meine Mutter. Viel zu ordentlich für Haare auf dem Teppich. Und Dad war immer geschäftlich unterwegs. Ich hatte mal einen Salamander. Er ist aus seinem Terrarium gekrochen und hat sich unter meinem Bett versteckt und ist da vertrocknet. Als ich ihn fand, sah er aus wie ein Stück Trockenfleisch.«
    »Du armes vernachlässigtes Kind.«
    »Ja, es war eine tragische Kindheit - obwohl ich nicht sehr an Sally gehangen habe, wenn ich ehrlich sein soll. Mit etwas, das feucht und schleimig ist, geht man nicht gern eine enge Beziehung ein, findest du nicht? Aber mit so jemandem.« Sie streichelte Spikes Kopf. »Damit könnte ich’s mir vorstellen.«
    »Es wird kompliziert«, sagte ich.
    »Inwiefern?«
    »Ich zeig’s dir.«
    Ich stand auf, stellte mich hinter sie, streichelte ihren Nacken und küsste ihn. Wartete darauf, dass Spike verrückt spielte.
    Er starrte mich an. Trotzig. Tat nichts.
    Ihr Oberteil hatte einen V-Ausschnitt, in den ich meine Hand gleiten ließ. Sie sagte: »Hmmmm. Wo ich schon mal hier bin …«
    »Also bist du nicht nur hergekommen, um über Mary Lou zu reden?«
    »Das schon, aber was soll’s?«, erwiderte sie. Ich kniff ihr leicht in die Brustwarze, und sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und atmete hörbar ein und mit einem leisen Lachen wieder aus. Sie griff nach hinten und ließ ihre Hand über meine Seite gleiten. »Hast du Zeit?«
    Ich warf einen Blick auf Spike. Gleichgültig.
    Ich nahm Allison an der Hand und führte sie ins Schlafzimmer. Spike trabte zehn Schritte hinter uns. Ich schloss die Tür. Schweigen. Bei Robin und mir hatte er

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