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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Flohmärkten kaufen kann. Weitere Versuche, die Atmosphäre eines Herrenhauses zu erschaffen, wurden mittels einer floralen Chintz-Orgie, glänzender Messingschmuckstücke und auf alt getrimmter Oberflächen unternommen. Unmittelbar außerhalb des Zimmers war ein Flur, der mit Spielsachen und anderem Kinderkram angefüllt war.
    Patty Gull hockte sich auf die Kante eines Sofas mit tiefen Polstern, und wir setzten uns ihr gegenüber in zwei dazu passende Ohrensessel. Sie griff sich ein mit Troddeln verziertes Kissen und hielt es wie eine Wärmflasche vor ihren Unterleib.
    »Mir ist der Aufkleber auf Ihrer Stoßstange aufgefallen«, sagte Milo. »Ist hier jemand ein Lakers-Fan?«
    »Ich«, antwortete sie. »Ich war mal ein Lakers Girl. Damals, als ich noch jung und hübsch war.«
    »Das kann ja noch nicht so lange her...«<
    »Schmeicheln Sie mir nicht«, sagte Patty Gull. »Ich bilde mir gern ein, dass ich mich gut gehalten habe, aber in zwei Jahren werde ich vierzig, und ich habe meinen Körper dadurch versaut, dass ich meinem Mann zwei wunderbare Kinder geschenkt habe. Er zahlt es mir zurück, indem er andere Frauen fickt, wann er nur kann.«
    Wir sagten nichts.
    »Er ist ein Muschijäger, Detective«, erklärte sie. »Dafür hätte ich mich auch mit einem Basketballspieler zusammentun können. Sogar mit einem von der Ersatzbank.« Sie lachte spröde. »Ich war ein braves Lakers Girl, bin nach den Spielen nach Hause gegangen, hab nicht bei wilden Partys mitgemacht und mir meine moralischen Grundsätze bewahrt. Als nettes katholisches Mädchen bekam ich gesagt, ich sollte mir einen guten Ehemann suchen. Ich habe einen Psychologen geheiratet, weil ich mir dachte, der böte einen gewissen Rückhalt.« Sie versetzte dem Kissen einen Faustschlag. Warf es zur Seite und schlang die Arme um sich.
    »Mrs. Gull -«
    »Patty. Ich hab’s satt, er kann einpacken.«
    »Sie wollen sich scheiden lassen?«
    »Vielleicht«, erwiderte sie. »Man macht eine Bestandsaufnahme seines Lebens und sagt: ›Das ist es, was ich tun muss‹, und es scheint so offensichtlich zu sein. Dann macht man einen Schritt zurück, und alle Komplikationen brechen über einen herein. Kinder, Geld - es ist immer die Frau, die ums Geld betrogen wird. Ich hab mich aus Francos geschäftlichen Angelegenheiten rausgehalten. Er könnte alles verstecken, und ich hätte keine Ahnung.«
    »Haben Sie mit einem Anwalt gesprochen?«
    »Nicht offiziell. Ich habe eine Freundin, die Anwältin ist. Sie war auch ein Lakers Girl, aber im Gegensatz zu mir war sie klug genug, ihre Berufsausbildung abzuschließen. Ich wollte immer Betriebswirtin werden und in der Wirtschaft arbeiten. Vielleicht im Sport, ich liebe Sport. Stattdessen …« Sie hob die Hände. »Warum erzähle ich Ihnen das? Sie sind ihretwegen hier.«
    »Wegen Dr. Koppel.«
    » Dr. Mary Lou fick-den-Mann-einer-anderen-Frau Koppel. Glauben Sie, Franco hat sie getötet?«
    Patty Gull musterte ihre Fingernägel.
    »Sollte ich das glauben, Mrs. Gull?«
    »Vermutlich nicht. In den Zeitungen stand, sie wäre erschossen worden, und Franco besitzt keine Schusswaffe und hätte keinen Schimmer, wie man sie benutzt. Außerdem war er in dieser Nacht nicht bei ihr. Das weiß ich, weil ich mitten in der Nacht aufgestanden und an ihrem Haus vorbeigefahren bin, um zu sehen, ob sein Wagen dastand, und er stand nicht da.«
    »Um welche Zeit war das, Ma’am?«
    »Muss kurz vor zwei gewesen sein. Ich bin wie immer um zehn ins Bett gegangen. Hab mich ins Nachtleben gestürzt, sozusagen. Franco kam nach Hause, bevor ich einschlafen konnte, und wir haben uns wieder gestritten, und er ist gegangen, und ich bin eingeschlafen. Als ich aufwachte und er war nicht hier und es war fast zwei Uhr, da bin ich ausgerastet.«
    »Weil er nicht nach Hause gekommen war?«
    »Weil er nicht zerknirscht war«, sagte Patty Gull. »Sie haben ernste Probleme, und Sie behaupten, Sie wären zerknirscht, und dann haben Sie noch einen Streit. Was tun Sie da? Sie nähern sich Ihrer Frau auf den Knien und bitten sie um Verzeihung. Das zu tun, wäre konstruktiv . Es wäre liebevoll, warmherzig . Franco würde einem Patienten raten, das zu tun. Und was tut er ? Stapft raus, stellt sein Autotelefon ab und kommt nicht wieder.«
    »Deshalb haben Sie nach ihm gesucht.«
    »Auf der Stelle.«
    »Weil Sie annahmen, Dr. Gull wäre bei Dr. Koppel.«
    »Doktor hier, Doktor da. Bei Ihnen klingt das wie ein Ärztekongress. Er hat sie gefickt . Ich hab sie schon mal dabei

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