Im Sog der Angst
Gütlich.«
»Überhaupt keine Probleme?«
»Er hat uns eine Miete zum absoluten Freundschaftspreis eingeräumt, Detective. Spricht das nicht Bände?«
»Ich schätze, ja«, antwortete Milo.
»Sie werden niemanden finden, der Mary gut kannte und über sie herziehen wird. Sie war eine sagenhafte Frau. Das hier ist wirklich nicht leicht für uns.« Gulls Kinn zitterte. Er setzte die Sonnebrille wieder auf.
»Muss schlimm sein«, sagte Milo. »Mein Beileid.«
Er machte keine Anstalten zu gehen.
Larsen fragte: »Gibt es sonst noch was?«
»Eine reine Formalität, meine Herren, aber wo waren Sie beide in der Nacht, als Dr. Koppel ermordet wurde?«
»Ich war zu Hause«, sagte Gull. »Mit meiner Frau und meinen Kindern.«
»Wie viele Kinder?«
»Zwei.«
Das Notizbuch kam zum Vorschein. »Und wo wohnen Sie, Dr. Gull?«
»Am Club Drive.«
»In Cheviot Hills?«
»Ja.«
»Demnach waren Sie und Dr. Koppel Nachbarn?«
»Mary hat uns geholfen, das Haus zu finden.«
»Über Mr. Koppel?«
»Nein«, sagte Gull. »Soweit ich weiß, besitzt Sonny nur gewerbliche Mietobjekte. Mary wusste, dass wir nach etwas Größerem Ausschau hielten. Sie machte einen Spaziergang, bemerkte das ZU-VERKAUFEN-Schild und dachte, es wäre vielleicht das Richtige für uns.«
»Wie lange ist das her?«
»Ein Jahr - vierzehn Monate.«
»Davor wohnten Sie...«<
»In Studio City«, sagte Gull. »Warum ist das von Bedeutung?«
Milo wandte sich an Larsen. »Und Sie, Sir? Wo waren Sie in dieser Nacht?«
»Ebenfalls zu Hause«, antwortete Larsen. »Ich wohne in einem Apartment in der Harvard Street in Santa Monica, nördlich vom Wilshire Boulevard.« Er trug die Adresse mit einer leisen, müden Stimme vor.
»Leben Sie allein?«
»Ja.« Larsen lächelte. »Ich habe gelesen und bin ins Bett gegangen. Leider gibt es niemanden, der das bestätigen kann.«
Milo lächelte ebenfalls. »Was haben Sie gelesen?«
»Sartre. Die Transzendenz des Ego.«
»Leichte Lektüre.«
»Manchmal braucht man eine Herausforderung.«
»Wenn Sie wüssten, wie Recht Sie haben«, entgegnete Milo. »Ich kann Ihnen sagen, dieser Fall ist eine Herausforderung.«
Larsen erwiderte nichts.
Franco Gull sah erneut auf die Uhr. »Ich muss wirklich zurück in die Praxis.«
»Noch eine Frage«, sagte Milo. »Ich weiß, dass Sie mir wegen Ihrer Standesrichtlinien nichts über irgendwelche dunklen Geheimnisse Ihrer Patienten sagen können. Aber ich habe eine Frage, die Sie meiner Ansicht nach beantworten dürfen. Fährt irgendeiner Ihrer Patienten einen dunklen Ford Aerostar? Schwarz, dunkelblau oder vielleicht grau?«
Über uns raschelte es im Blätterdach, und die hohen, verzückten Laute der spielenden Kinder wehten herüber. Die Glocke des Eiswagens bimmelte, und dann fuhr er davon.
»Ein Patient?«, sagte Albin Larsen. »Nein, so einen habe ich nie gesehen.« Seine Augen richteten sich auf Gull.
»Dem schließe ich mich an«, sagte Franco Gull. »Keiner der mir bekannten Patienten fährt einen solchen Wagen. Ich würde es allerdings auch nicht merken. Ich bin in meinem Zimmer, wenn sie ihre Wagen abstellen, und weiß von keinem, was für ein Auto er fährt - es sei denn, es kommt in der Therapie zur Sprache.« Seine Stirn war schweißnass.
Milo kritzelte in seinem Buch und schlug es zu. »Vielen Dank, meine Herren. Das wäre vorerst alles.«
»Werden Sie noch mal mit uns reden müssen?«, fragte Gull.
»Das hängt davon ab, was wir für Indizien finden.«
»Fingerabdrücke?«, sagte Gull. »Dinge dieser Art?«
»Dinge dieser Art.«
Gull stand so schnell auf, dass er fast das Gleichgewicht verlor. »Klingt sinnvoll.« Larsen erhob sich ebenfalls. Gull war einen Kopf größer und hatte deutlich breitere Schultern. Football in der High School, vielleicht auf dem College.
Wir sahen zu, wie die beiden jeweils zu ihrem Mercedes gingen.
Milo sagte: »Wenn das nicht interessant war.«
23
»Was dieser Bursche geschwitzt hat«, murmelte Milo, während er die Zulassungsstelle anrief.
Es dauerte nicht lange, bis die Daten vorlagen. Drei Wagen waren auf Franco Arthur Gull am Club Drive zugelassen. Ein zwei Jahre alter Mercedes, eine’63er Corvette und ein Ford Aerostar von 1999.
»Schön, schön, schön.«
Er zog den Thomas Guide aus meinem Handschuhfach, fand einen Stadtplan und stach mit dem Zeigefinger zu. »Gulls Haus liegt nur ein paar Querstraßen von Koppels Haus entfernt, deshalb ist es erst mal nicht merkwürdig, dass eins seiner Autos in der Nähe
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