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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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tat.

17
    Oh verflucht.
    Was hatte sie nur getan?
    Er lag immer noch auf ihr, schwer und fest, Schweiß und Sünde klebten auf ihrer Haut. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr, sein hämmerndes Herz auf ihrem Rücken, noch immer pulsierte er tief in ihr, und ihre Herzen schlugen im Gleichtakt. Ein Teil von ihr sehnte sich nach dieser Nähe, nach dieser Berührung, in der sie wie eine metallische Legierung miteinander verschmolzen waren. Nie zuvor hatte sie so etwas erlebt, und sie wollte nicht, dass es zu Ende ging. Aber ganz egal, was sie von Finn Carver hielt, sein Bruder saß immer noch als Verdächtiger im Gefängnis. Sie schloss die Augen und schob sich gegen seinen massigen Körper. »Lass mich aufstehen.«
    Mit raubvogelhafter Eindringlichkeit sah er sie an. Er konnte in ihrem Gesicht ebenso leicht lesen wie sie in seinem. »Verdammt, Holly!«
    Sie bewegte sich rastlos. Er zog sich heraus und kümmerte sich um das Kondom. Ein verdammtes
Kondom
, weil sie es auf der verdammten Küchentheke getrieben hatten. Dabei hatte sie es noch nie mit jemandem auf der Küchentheke getrieben, schon gar nicht mit jemandem, der in eine Mordermittlung verwickelt war.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe.«
    »
Wir!
Wir haben das getan.«
    »Ja. Aber wenn irgendjemand dahinterkommt, dass ich es mit dir getan habe, verliere
ich
meinen Job. Während sie dir wahrscheinlich die Flosse zum Abklatschen hinhalten.«
    Sein Gesicht verhärtete sich, seine Augen wurden kalt und klar wie Sonnenlicht in der Arktis. Sie wollte seine Hand nehmen, doch er zog sie weg.
    Kalte Luft strich über ihre nackte Haut. Sie griff nach ihrem BH und Slip und zwängte sich in der engen Küche hinein, während er sie mit wieder aufgetauten Augen beobachtete. Innerlich fühlte sie sich ganz schwach. Was war los mit ihr? So etwas tat sie nicht. Sie hatte keine Zeit dafür.
    Als er die Hand ausstreckte und ihren verdrehten BH -Träger richtete, verharrte sie regungslos. Sie spürte seinen Finger auf ihrer nackten Schulter und wünschte sich, sie könnte noch einmal mit ihm verschmelzen. Wünschte sich, die Umstände wären anders. Wünschte, sie könnte Finn ins Bett zerren und in die nächste Runde gehen. Sie wollte ihn in der Öffentlichkeit küssen und mit ihm Händchen halten, verdammt, sie wollte ihn einfach von oben bis unten ablecken.
    Aber das konnte sie nicht. Sie hatte es versaut.
    Was hatte sie nur getan? Welche Polizistin tat so etwas?
    Wenn sie noch einen Hauch von Integrität besaß, musste sie von ihrem Posten als leitende Ermittlerin zurücktreten. Sie begann zu hyperventilieren, doch die Luft schien nicht bis in ihre Lunge vorzudringen. Mit jedem Atemzug wurde ihre Kehle enger, Panik breitete sich in ihr aus. Sie hielt sich an der Küchenspüle fest, weil sie Angst hatte, ohnmächtig zu werden.
    Er drückte ihre Schultern. »Nicht.«
    Sie fluchte, dann quälte sie sich in ihre Uniform und legte den Gürtel an, der das Gewicht ihrer Ausrüstung und ihrer Verantwortung trug. In ihren Schläfen pochten Kopfschmerzen, als sie ihr Hemd in die Hose steckte und sich die Haare zu ihrem unvermeidlichen Zopf flocht.
    »Alles okay mit dir?«, fragte Finn. Er klang ruhig und resigniert.
    Ihr Herz zog sich zusammen, als sie sich vom Spülbecken abstieß. »Mir geht’s gut. Aber ich muss jetzt gehen …«
    »Unrecht bekämpfen, Bösewichte fangen.« Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit, als er zurückwich, um ihr den Weg frei zu machen und sie vorbeizuwinken. Von wegen ruhig und resigniert. Stinkwütend war er.
    Sie ging an ihm vorbei, und er ließ sie ziehen. Hinaus in die Dunkelheit, wo die kalte Luft in ihre Haut schnitt und sie von Reue überschwemmt wurde.
    »Komm bei Gelegenheit mal wieder, Schätzchen«, rief er ihr hinterher. »Ich steh jederzeit gern zur Verfügung.« Er schlug die Tür zu. Wie ein vergessener Donner hallte der Knall durch die Nacht.
    Sie rannte die Treppen hinunter. Nicht, weil sie wütend auf Finn war, sondern weil es ihr das Herz zerriss. Weil sie ihn nicht einfach nur verletzt, sondern vorher auch noch deswegen belogen hatte. Und das – das wusste sie aus eigener Erfahrung – war die tiefste Form des Verrats.
    Als sie die unterste Stufe erreichte, klingelte ihr Handy. »Rudd«, meldete sie sich.
    »Ich hab es übersehen.« Messenger klang aufgekratzt.
    »Was übersehen?«
    »Rob Fitzgerald hat die Telefonzelle benutzt, um der Hotline den Hinweis wegen des Messers zu geben.«
    Mit hämmerndem Herzen blieb

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