Im Sog der Gefahr
Aufzeichnungsgerät und einen Spiralblock aus der Tasche. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das Gespräch aufzeichne?«
»Überhaupt nicht. Ganz und gar nicht.« Edgefield fuhr sich einige Male mit den Handflächen über die Oberschenkel.
Ein Schauer überlief sie. Auf einer unterschwelligen Ebene fand sie den Mann abstoßend, was sie beschämte, da er ganz offensichtlich einen entsetzlichen Verlust erlitten hatte. Sie wandte sich an Finn. »Wo kann ich Sie finden, wenn ich hier fertig bin?«
In seinem Blick glühten unterdrückte Gefühle. »Ich warte auf den Arzt und begleite ihn dann herein.« Es war offensichtlich, dass er sie nicht allein lassen wollte, aber sie hatte hier das Sagen. »Blockhaus sechzehn. Sie sind durchnummeriert, also werden Sie nicht allzu viel detektivischen Spürsinn aufbringen müssen, um mich zu finden.«
Scherzkeks.
Streng richtete er den Finger auf seinen Chef. »Der Arzt wird in fünf Minuten hier sein. Wenn es ein echter Notfall gewesen wäre, wärst du schon tot, aber lass dich trotzdem von ihm untersuchen.«
Thom nickte. Plötzlich stand mit ernster Miene seine Sekretärin in der Tür.
»Heilige Mutter Gottes.« Sie bekreuzigte sich, während sie in Hollys Gesicht starrte. »Nicht zu fassen, dass mir das vorher nicht aufgefallen ist.«
Also, das war jetzt wirklich beunruhigend.
»Bringen Sie uns einen Tee oder Kaffee, wären Sie so freundlich, Gladys?«, fragte der Professor.
Ohne den Blick von Holly abzuwenden, ging Finn Carver zur Tür. Er hatte schöne Augen und einen direkten Blick, der geradewegs in sie hineinzusehen schien. Als sie schon glaubte, er würde ohne ein weiteres Wort gehen, blieb er neben ihr stehen und beugte sich so dicht zu ihr, dass sie sich zwingen musste, nicht zurückzuweichen. »Er hat in den letzten Jahren viel durchgemacht und musste mehr ertragen, als ein Mann in seinem ganzen Leben ertragen sollte. Seien Sie nett zu ihm, sonst …«
»Sonst was?« Sie fuhr zu ihm herum. Mit einem Mal waren seine blauen Augen undurchdringlich wie Stein, seine Lippen kaum zwei Zentimeter von ihren entfernt. Ein Hauch von etwas Animalischem strich über ihre Haut.
»Sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.«
»Mr Carver, wollen Sie mir drohen?«
Er verzog den Mund. »Ich drohe keiner Frau. Ich will nur nicht, dass Sie eine schwierige Lage mit ihrer fehlgeleiteten Deduktionsgabe noch schlimmer machen.«
»Sagen Sie mir nicht, wie ich meine Arbeit zu machen habe.« Wütend schob sie den Unterkiefer vor, während sie einander grimmig anstarrten.
»Dann machen Sie sie auch.« Sein Blick wanderte zu ihren Lippen. Ein neuerlicher Schub sexueller Erregung jagte ihr ein Kribbeln über den Körper. Ihr Herz begann heftiger zu schlagen, doch sie straffte den Rücken. Er benutzte diese primitive Anziehungskraft, um ihr zu beweisen, wie falsch sie vorhin gelegen hatte. Aber es konnte auch nur vorgetäuscht sein. Himmel, Kerle konnten das anscheinend an-und ausknipsen wie einen Lichtschalter. Wie dem auch war, sie war sauer.
»Es wäre nämlich mal was Neues, wenn die Bullen hier wirklich einen Mörder fassen würden.«
Mit der gleichen grimmigen Intensität erwiderte sie: »Ich werde diesen Mörder finden, Mr Carver. Wer es auch ist. Darauf können Sie sich verlassen.«
Gina Swartz bettete den Kopf auf die Brust ihres Liebhabers und strich mit den Fingerspitzen über sein Brustbein. Sie hatten nur eine Stunde. Anfangs hatte er bloß ihre Rohre repariert, doch dann war er zu ihrem gebrochenen Herzen übergegangen. »Heute hatte ich Besuch von Finn Carver.«
Ein Grunzen.
»Er hat gefragt, ob ich jemandem erzählt hätte, was er sich letzte Woche in der Bücherei angesehen hat.«
Seine Muskeln spannten sich unter ihrer Hand. »Was hast du ihm gesagt?«
Ihre Hände glitten über festes, glattes Fleisch. »Dass ich niemandem ein Wort gesagt hätte. Weißt du, was die ganze Polizei hier will?« Er stöhnte auf und schloss die Augen, als sie die Hand unter das Laken gleiten ließ.
»Wenn du so weitermachst, will
ich
gleich nur noch das Eine.« Er zog sie an sich, küsste sie lang und aufreizend. »Erzähl diesem verrückten Penner nichts von uns, und auch den Bullen nicht. Ich will es nicht mit Finn Carver oder seinem beknackten Bruder zu tun kriegen.«
»Man könnte meinen, dass du dich für mich schämst.« Sie drückte zu, fest und sehr tief, zum Teil als Strafe dafür, dass er Brent erwähnt hatte, während sie nackt zusammen im Bett lagen.
Er stemmte die Fersen
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