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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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haben. Entweder war Bianca von einem Fremden angegriffen worden oder jemand aus dem Ort hatte gelogen, und Thom hatte sein Leben der Aufgabe verschrieben, zu beweisen, wer das war.
    »Hältst du mich für unsensibel?«, fuhr Thom ihn an. »Glaubst du, ich will diesen neuen Mord benutzen, um die Aufmerksamkeit auf den alten zu lenken, den sie in fast dreißig Jahren nicht aufklären konnten?«
    Jesus.
Finns Gedanken kamen kreischend zum Stillstand. Würde Thom jemanden töten, um das Interesse am Tod seiner Frau neu zu entfachen? Jahrelang hatte er die Polizei bedrängt, die Ermittlungen wiederaufzunehmen.
    Er kniff die Augen zusammen. Die meisten Leute glaubten, Thom habe in seiner Besessenheit den Verstand verloren, während Finn immer nur die Verzweiflung gesehen hatte. Was, wenn er sich irrte?
    Finn starrte aus dem riesigen Panoramafenster in Thoms Büro. Von hier aus waren die Station der Küstenwache und die Broken Islands zu sehen. Wahrscheinlich gab es auf der ganzen Welt keine spektakulärere Aussicht, aber im Moment hatten sie beide keinen Blick dafür.
    »Als ich mit der Polizistin runtergetaucht bin, habe ich mir die Leiche genauer angesehen.« Er beobachtete seinen Chef aufmerksam.
    Thom presste sich die Hand auf den Bauch. »Gott. Wie entsetzlich.« Als er aufsah, waren seine Wangen so hohl wie Teetassen. »Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich nicht lebend aus diesem Grab herausgekommen. Du hast mir das Leben gerettet. Danke.«
    »Ich hätte mich nie von dir zu diesem gottverdammten nächtlichen Tauchgang überreden lassen dürfen.«
    Thom besaß den Anstand, beschämt auszusehen. »Glaub mir, wenn ich geahnt hätte, dass da unten ein Toter ist, hätte ich nie darauf bestanden …«
    »Wann hast du dein neues Tauchmesser gekauft?«
    Der ältere Mann wirkte über die abrupte Unterbrechung verwirrt. »Ich habe es letztes Wochenende in Tofino gefunden.« Er stand auf.
    »Warum?« Die Frage kam scharf wie ein Gewehrschuss und ließ Thom zusammenzucken. Finn konnte es nicht leiden, belogen oder manipuliert zu werden. Nicht von der einzigen Person, der er vertraute.
    Schwer lehnte sich Thom an die Fensterbank. »Weil ich mein altes nicht mehr finden konnte.« Er hatte die blutleeren Lippen fest zusammengepresst. »Wo ist das Problem?«, fragte er leise.
    Finn trat einen Schritt näher, damit kein etwaiger Lauscher etwas mithören konnte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dein altes Messer ist, das der Wasserleiche da unten in der Brust steckt.«
    Thom wurde so bleich, dass Finn fürchtete, der Mann könnte einen Herzanfall bekommen, aber er brauchte Antworten, verdammt. »Hast du ihn umgebracht? Hast du das alles eingefädelt, um die Bullen wieder hierherzulotsen?«
    Thom schüttelte den Kopf. »Ich würde nie jemandem etwas antun.«
    »Ernsthaft?« Finn verzog den Mund. Das entsprach so gar nicht seinem eigenen Mantra. »Diese ganzen Mistkerle, die sich all die Jahre über dich lustig gemacht und dich verleumdet haben? Der Typ, der dich fast totgeprügelt hat? Du willst sie nicht ein kleines bisschen leiden lassen?«
    »Ich halte nichts von Gewalt. Das weißt du.« Ein geflüstertes, vehementes Zischen.
    »Nicht einmal bei dem Mann, der deiner Frau mit einem Hammer den Kopf eingeschlagen und deinen kleinen Sohn und deine Tochter ermordet hat?«
    Thoms Gesicht zog sich zu einem Netz aus kleinen Fältchen zusammen. Zu gern hätte Finn aufgehört, ihn unter Druck zu setzen, aber das konnte er nicht. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.
    Thom ließ das Gesicht in beide Hände sinken. »Ich will ihn nicht tot sehen. Ich will Gerechtigkeit, ich will die Wahrheit.« Ihm stockte der Atem in der Brust, und Finns Ärger löste sich in Luft auf. Er schüttelte den Kopf und zog den alten Mann in eine unbeholfene Umarmung.
    »Sag der Polizei nichts von dem Messer«, flüsterte er Thom leise ins Ohr.
    Mit offenem Mund zog sich Thom zurück. »Ich kann sie nicht anlügen.«
    »Du wirst ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stehen, und wir wissen beide, wie viele Leute dich liebend gern den Wölfen zum Fraß vorwerfen würden.«
    Thoms Augen waren geweitet und blutunterlaufen. »Ich habe niemanden umgebracht.«
    »Vielleicht ist es nur ein weiterer Versuch, dich loszuwerden. Weil sie an dir nicht vorbeikommen, versuchen sie, dich mit allen Mitteln zu vertreiben.« Vor zwei Jahren hatte jemand Thom fast totgeschlagen, und Finn hatte seine Laufbahn als Soldat aufgegeben, um dafür zu sorgen, dass so etwas nicht noch

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