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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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konnte, wenn er wollte, aber sie hatte nicht vor zu kneifen, nur weil ein Kerl größer war als sie. Schmerz gehörte zum Leben; was zählte, war nur, wie man damit umging.
    Sein Gesichtsausdruck war grimmig. »Und Sie wollen eine gute Polizistin sein?«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Ich
bin
eine gute Polizistin.«
    »Tja, Ihre Instinkte sind fürn Arsch.«
    »Und Sie haben sich vielleicht nur noch nicht geoutet.«
    Sein Lachen jagte ihr einen Hitzeschauer bis in die Knochen. Sie wussten beide, dass sie bluffte. »Tun Sie mir einen Gefallen und suchen sie nach handfesten Hinweisen, statt halbgare Vermutungen anzustellen. Thom ist für mich wie ein Vater. Ich bin genauso hetero wie Sie.« Als sich ihre Blicke trafen, wurde Hollys Mund staubtrocken. Sie musste den Blick mit Gewalt von ihm losreißen.
    Wäre er doch nur schwul gewesen. Als scharfer, schwuler Typ wäre er einfach fantastisch gewesen, aber offenbar war das Glück wieder einmal nicht auf ihrer Seite. Er schien das lustig zu finden. Und natürlich war er von ihrer Deduktionsfähigkeit nicht gerade beeindruckt, denn die knisternde Anziehung zwischen ihnen war trotz allem so unübersehbar wie ein Gabelblitz in einer mondlosen Nacht.
    Sie hob das Kinn. »Es war ein mögliches Szenario.«
    »Bianca?« Thom Edgefields Stimme raspelte in seiner Kehle. Den armen Kerl hatte sie fast vergessen. Er schlug die Augen auf und starrte sie an, als hätte er ein sprichwörtliches Gespenst gesehen.
    Finn betrachtete ihre Gesichtszüge scharf. Dann sah er wieder den alten Mann an. »Das ist nicht Bianca. Das hier ist Sergeant Holly Rudd. Sie ist von der Polizei.«
    »Wer ist Bianca?«, fragte sie.
    Mühsam versuchte Professor Edgefield, sich aufzurappeln, aber Finn drückte ihn wieder zu Boden. »Bleib einfach ruhig liegen.«
    »Von wem redet er? Wer ist Bianca?«
    Keiner der beiden Männer sagte ein Wort. Als der alte Mann sich nicht beruhigen wollte, half Finn ihm auf die Beine, und er taumelte unsicher auf sie zu. Plötzlich wurde Holly bewusst, dass sie allein mit zwei möglichen Verdächtigen in einem Raum war. Sie legte die Hand an ihren Taser.
    »Nicht«, sagte Finn mit fester Stimme, kam jedoch keinen Schritt näher.
Kluger Junge.
»Er wird Ihnen nichts tun.«
    »Sir«, ermahnte sie den Professor scharf, »gehen Sie einen Schritt zurück.«
    Thom griff nach ihren Fingern, als wollte er ihre Hand halten. Unbehagen kroch über ihre Haut.
    Finn musste bemerkt haben, wie wenig begeistert sie von der Situation war, denn er packte den Mann an den Schultern und schob ihn mit sanfter Gewalt zu einem Stuhl. »Das ist nicht Bianca, Thom. Das ist sie nicht. Bianca ist tot, erinnerst du dich?«
    Whoa!
»Tot?«
    Der alte Mann starrte sie an, als wäre er gegen jede Logik immun geworden.
    »Seine Frau. Sie wurde vor vielen Jahren zusammen mit ihrem kleinen Sohn im Wald ermordet.« Finn deutete mit dem Kopf grob in Richtung Dorf. »Die Leiche seiner Tochter wurde nie gefunden, und obwohl es mir bis eben nicht aufgefallen ist, könnten Sie eine Doppelgängerin seiner Frau sein.«
    »Mein Vater ist in Vancouver, lebendig und wohlauf.« Seine DNA bestimmte jeden Tag ihres Lebens, jede Entscheidung, die sie je getroffen hatte.
    Thom Edgefield sah ihr fest in die Augen, und mit Bestürzung stellte sie fest, dass sie die gleiche sturmgraue Farbe hatten wie ihre eigenen. »Das mit Ihrer Familie tut mir leid, Professor, aber ich bin nicht Ihre verschollene Tochter. Ich bin leitende Ermittlerin in einem Mordfall.« Sie schluckte ihr Mitleid mit dem Mann hinunter. Sie hatte einen Job zu erledigen. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen über die vergangene Nacht stellen. Über die Leiche, die Sie gefunden haben. Fühlen Sie sich dazu in der Lage, oder soll ich warten, bis der Arzt da war?«
    »
Nach
der Untersuchung«, sagte Finn nachdrücklich.
    »Ich bin nicht krank. Ich hatte nur einen kleinen Schock.« Edgefield sah Finn fest in die Augen und tätschelte die Hand, mit der er ihn am Hemd gepackt hatte. »Du kannst mich jetzt loslassen. Ich hab sie wieder alle beisammen.« Er stieß ein weiches Lachen aus, woraufhin Finn zwar die Stirn runzelte, den Mann aber schließlich doch losließ.
    Finster und schmallippig sah Finn Holly an, ehe er entnervt den Kopf schüttelte. »Wollen Sie mit mir sprechen oder mit ihm?«
    »Erst mit ihm. Wenn das für Sie in Ordnung ist, Professor?«
    »Es wäre mir eine Freude, mit Ihnen zusammenzusitzen und zu plaudern.«
    Sie nahm ein digitales

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