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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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in die Matratze, und seine starken Oberschenkelmuskeln traten hervor, als er stöhnte: »Ich will nicht, dass die Leute ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen.« Aus dem Stöhnen wurde ein Knurren. Er schwitzte, litt lustvolle Qualen. »Das geht niemanden etwas an.«
    »Ich werde kein Wort verraten. Warum sollte ich auch?« Das hier war ihre Privatsache. Lange hatte es gedauert, aber jetzt fühlte sie sich wieder ganz. Endlich hatte sie die Vergangenheit dorthin verbannt, wo sie hingehörte. Sie fuhr mit der Zunge über sein Ohrläppchen. »Du hattest kaum eine Verschnaufpause, vielleicht könntest du diesmal ein bisschen Unterstützung gebrauchen.« Er lachte, während er heiß und hart an ihrer Handfläche zuckte.
    »Tu dir keinen Zwang an.« Ein verruchtes Grübchen erschien neben seinem herrlichen Mund. »Mit dir kann ich ohnehin nicht mithalten.«
    »Gut.« Sie schlüpfte unter die Decke und nahm ihn in den Mund. Mit diesem Mann hatte sie Dinge getan, die sie bis vor ein paar Wochen nicht für möglich gehalten hätte, und das gab ihr Kraft. Beide Hände auf ihren Kopf gelegt, drängte er sie, ihn tiefer in sich aufzunehmen. Sie schwelgte in diesem Machtgefühl, das er ihr vermittelte, in dem Wissen, dass sie ihn mit ein paar gezielten Handbewegungen in die Knie zwingen konnte. Er füllte die leeren Stellen in ihr aus und ließ sie den Mann vergessen, den sie ihr ganzes verdammtes Leben lang von ganzem Herzen geliebt hatte.
    Aber jetzt nicht mehr.
    An manchen Tagen schenkte ihr neuer Liebhaber ihr Blumen und behandelte sie wie eine Lady. An anderen war er grob und vögelte sie wie eine Hure. Sie spielten erotische Spiele. Es war aufregend, und sie wusste nie, in welche Richtung seine Fantasien als Nächstes gehen würden. Auch ein paar ihrer eigenen Fantasien hatte sie entdeckt, und er hatte nichts dagegen, sie zu erkunden. Die Ablenkung, die er ihr bot, war wie eine Droge, deren Rausch sie sich hemmungslos hingab. Aber sie war nicht abhängig. Nie wieder würde sie von einem Mann abhängig sein.
    Sie tranken Tee. Aus einer Kanne. Mit Tassen und Untertassen aus Porzellan. Es weckte schmerzliche Erinnerungen an ihre Mutter, die vor achtzehn Monaten an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben war. Jetzt gab es nur noch sie und ihren Vater, die alles verschlingende Arbeit und ihren jährlichen Vater-Tochter-Urlaub.
    Er war alles, was sie hatte. Sie würde ihn nicht enttäuschen.
    Professor Edgefields Gesichtsfarbe hatte sich etwas normalisiert, seine Wangen leuchteten rosig. Der ortsansässige Arzt war gekommen und wieder gegangen, nachdem er den Professor ermahnt hatte, umgehend zu einer gründlichen Untersuchung in seine Praxis zu kommen.
    Jetzt saßen sie einander in behaglichen Sesseln und unbehaglichem Schweigen gegenüber. Edgefields Blick löste sich nie von ihrem Gesicht.
    Sie nippte an ihrem Tee, ehe sie sagte: »Also, erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Die Polizei hat Kopien von all meinen Akten. Ich schicke ihnen regelmäßige Updates.« Er wollte aufstehen und etwas holen, doch sie hielt ihn zurück.
    »Nein, Professor.« Sie gab ihm einen Wink, sich wieder zu setzen. »Ich meinte letzte Nacht. Erzählen Sie mir, was letzte Nacht passiert ist.«
    Begreifen huschte über seine Züge. Er schloss die Augen, als hätte er Schmerzen. »Entschuldigung. Es ist nicht so, dass mir der arme Kerl, der ermordet wurde, egal wäre. Ich bin es nur so gewohnt, über meine eigene Familie nachzudenken.«
    »Das verstehe ich.«
    Wieder entstand eine unbehagliche Pause – wie konnte sie sich anmaßen, sie würde wirklich verstehen, was er durchgemacht hatte?
    »Sehen Sie Ihren Eltern ähnlich?«, fragte er.
    »Hier geht es nicht um mich, Professor.«
    »Natürlich nicht.« Sein Adamsapfel hüpfte in seiner hageren Kehle auf und ab. Er sah aus wie ein kranker Mann – hohlwangig, schmächtig, kraftlos. »Tja, also. Letzte Nacht habe ich den Tauchlehrer des Forschungszentrums – also Finn – angewiesen, mich zum Crow Point hinauszufahren. Wir sind zu einem Wrack getaucht, das wir dort vor etwa zehn Tagen gefunden hatten.«
    »Haben Sie jemandem von dem Wrack erzählt?«
    »Nein, das haben wir nicht.« Jetzt wirkten seine Augen wach und intelligent.
    »Warum nicht?«
    »Weil wir nicht wollten, dass dort alles aufgewühlt wird.«
    Warum nicht?
    »Haben Sie einen Schatz gefunden, Professor?«
    »Nennen Sie mich Thom. Und ja, wir haben einen Schatz gefunden.« Ein Funkeln trat in seine Augen.
    Sie lehnte sich in

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