Im Sog der Gefahr
von einem Mann namens Finn Carver gehört?«
Hammond schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
Sie durchquerte die Küche und warf einen Blick in den Kühlschrank. »Das Haltbarkeitsdatum auf der Milch ist vom letzten Wochenende. Taucht Dryzek?«, fragte sie Hammond.
»Soweit ich weiß, nicht. In letzter Zeit definitiv nicht. Allerdings hatte Milbank ein Boot.«
»Das müssen wir finden und einen Durchsuchungsbeschluss dafür bekommen.«
Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und ging neben dem Sofa in die Hocke. »Steffie, mach hiervon ein paar Fotos.« In einem Durcheinander aus Papieren lagen einige Bücher. Eins übers Wracktauchen, das andere über Schätze in der Tiefe.
Steffie kam zu ihr und fotografierte die Bücher.
»Jemand hat Len Milbank von dem Wrack erzählt und ihn allein dorthin gelockt, um ihn umzubringen.« Holly war sich sicher. »Woher hat er von diesem Wrack gewusst?«
»Genau dafür werden wir wahrscheinlich so gut bezahlt.« Hammond ließ ein kurzes Grinsen aufblitzen. »Soll ich die Leute vom IFIS kommen lassen?«
Holly nickte. »Wir müssen herausfinden, wer hier alles durcheinandergebracht hat. Wahrscheinlich hängt es mit seinem Tod zusammen.« Dann wandte sie sich an Steffie. »Lassen Sie die Fingerabdrücke und Telefonverbindungen überprüfen. Wir müssen sein Boot finden, außerdem sein Auto und sein Handy, falls er beides besaß. Hatte er eine Freundin?« Die Frage war an Hammond gerichtet.
»Als ich ihn zuletzt gesehen habe, hing eins von Remys Mädchen an seinem Arm. Sie sah aus wie sechzehn – höchstens. Laut ihrem Ausweis war sie einundzwanzig.«
»Klingt, als wäre er ein richtiger Traumprinz gewesen« Holly presste die Lippen zu einer schmalen, traurigen Linie zusammen. Es war nicht ihre Aufgabe, das Opfer zu verurteilen, sie musste den Mörder finden. »Ich würde sagen, es ist an der Zeit, Remy Dryzek einen Besuch abzustatten.«
Sie suchten ihn in seinem Haus auf, das hoch oben auf einem Bergkamm das Tal überblickte. Zwei Streifenwagen warteten zur Verstärkung hinter ihnen, als sie und Hammond an die Tür klopften.
Eine Haushälterin öffnete.
»Wir möchten mit Mr Dryzek sprechen. Ist er zu Hause?«
»Ich sehe nach, ob er Besuch empfängt.«
»Wir sind kein Besuch, Ma’am«, erklärte sie der Haushälterin bestimmt. »Wir sind von der Polizei. Entweder reden wir hier mit Ihrem Chef oder wir nehmen ihn mit aufs Revier, um ihn dort zu vernehmen. Ist er da?«
Hallende Schritte näherten sich durch den marmorgefliesten Flur. »Was ist hier los?« Remy Dryzek kam an die Tür und legte der Frau eine Hand auf die Schulter. »Schon gut, Elmira. Die Polizeibeamten dürfen hereinkommen.« Fast sah es so aus, als hätte er sie erwartet. Er gab der Frau einen Kuss auf die Wange, woraufhin diese sich leicht verneigte und die Tür öffnete, um sie hereinzulassen.
»Bring uns bitte Kaffee in mein Arbeitszimmer.«
Angesichts der guten Manieren zog Holly die Brauen hoch. Remy wies ihnen den Weg durch die Eingangstür und den strahlend weißen Korridor. Sie betraten ein geräumiges Büro, in dem Remy anscheinend gerade am Computer gearbeitet hatte.
»Die Haushälterin ist meine Tante. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht arbeiten müsse, aber sie scheint eine Aufgabe in ihrem Leben zu brauchen.« Er hob die Hände, als könne er es sich nicht erklären. Liebreizender, wohlwollender Neffe.
Heute trug er keine Waffe, und bisher schien er Holly nicht vom Vorabend in der Bar wiedererkannt zu haben. Mit Mütze und Uniform sah sie sicher ganz anders aus.
»Wir glauben, dass ein Mann namens Len Milbank für Sie arbeitet«, sagte sie.
»Ich vergebe hin und wieder einen Auftrag an Len.« Er hatte definitiv etwas übermäßig Wachsames an sich. »Was hat er gemacht? Wo ist er?« Mit laserscharfem Blick sah er sie an.
»Was genau tut Mr Milbank für Sie?«
Um entspannt zu wirken, lehnte sich Dryzek in seinem Stuhl zurück. Holly fiel nicht darauf herein. »Er erledigt Gelegenheitsarbeiten und Botengänge. Manchmal arbeitet er als Rausschmeißer in meinem Club, aber in letzter Zeit war er in Schwierigkeiten geraten, weshalb ich ihn veranlasst habe, eine Pause zu machen.«
Veranlasst
?
Als sie Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich um und blickte in die braunen Augen von Dryzeks Freund vom Vorabend.
»Hey!« Er verharrte abrupt. »Sie sind Finn Carvers Freundin.«
In Dryzeks Augen blitzte etwas auf, als auch er sie wiedererkannte.
»Nein, das bin ich nicht.« Holly
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