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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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»Hatte Milbank etwas, das Ihnen gehört, Mr Dryzek?«
    Als sich Dryzek langsam erhob, änderte Holly ihre Haltung, doch ihr Gesichtsausdruck blieb hart und nichtssagend. Sie war seit zwölf Jahren im Dienst und ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    »Len Milbank war ein guter Freund von mir. Ich möchte jetzt gern ein wenig allein sein und um ihn trauern. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie mich anrufen – oder Ihren lieben Freund fragen. Der dürfte alles darüber wissen.«
    Herr im Himmel!
Derartige Anspielungen konnte sie wirklich nicht leiden.
    Hammond und sie fanden selbst hinaus. Ihre Schritte hallten laut durch das luxuriöse Anwesen. »Das hat uns ziemlich genau gar nichts gebracht.«
    »Typen wie Dryzek kennen die Stolperfallen und tappen nicht leicht hinein, aber seine Überraschung über die Nachricht von Milbanks Tod wirkte echt«, sagte Hammond. Die ganze Zeit über war er außerordentlich still gewesen. Weil er sie ihre Ermittlung selbst führen lassen wollte? Oder um ihr genug Leine zu lassen, an der sie sich aufhängen konnte? Sie sank auf den Beifahrersitz seines Wagens, um sich zum Revier fahren zu lassen. »Wir haben weder einen Verdächtigen noch ein Motiv.«
    »Er war ziemlich darum besorgt, Milbank zu finden. Irgendetwas sagt mir, dass die Gründe dafür nicht Liebe und Mitgefühl sind. Entweder hatte Len Milbank etwas, das Dryzek gehörte, oder er stellte irgendeine Bedrohung für ihn dar. Ich werde mal meine Fühler ausstrecken und sehen, worauf ich stoße. Irgendwo wird jemand schon etwas wissen.« Während Hammond den Wagen durch die ruhigen Straßen von Port Alberni steuerte, blies Holly müde die Luft aus.
    »Und wir brauchen nichts weiter zu tun, als ihnen diese Geheimnisse abzuringen.« Sie sagte es mit ihrem Markenlächeln, aber innerlich war sie verzagt. Geheimnisse schienen genau das zu sein, was die Leute in Bamfield am eifrigsten hüteten.
    Der Ausblick war herrlich – wenn man Schmutz, Bäume und Staub mochte.
    Holly fuhr von Port Alberni nach Bamfield zurück; es war eine aufreibende Fahrt über angeblich gut gepflegte Forstwege. Die ganze Zeit behielt sie die winzigen roten Meilenmarkierungen im Blick. Sie wusste, wenn sie nur einmal falsch abbog, würde sie womöglich eine ganze Woche brauchen, um wieder aus dieser endlosen Wildnis herauszufinden. Das könnte Furlong so passen.
    Sie hing dicht hinter dem Lenkrad, als es ihr von einem riesigen Krater beinahe aus den Händen gerissen wurde. Dank der tiefen Spurrillen im Kies würde sie für die fünfundsiebzig Kilometer zwei Stunden brauchen.
    »Ach Mist!« Wieder hielt ein riesiger Langholzlaster mit Anhänger auf sie zu. Sie fuhr an den linken Fahrbahnrand und bremste ab, bis sie nur noch dahinschlich. Das wuchtige Monstrum brauste an ihr vorbei und ließ einen Schauer aus Staub und Steinen auf sie herabregnen. Für ein paar lange Sekunden konnte sie nichts sehen und blieb wie erstarrt sitzen. Es war ein scheußliches Gefühl, wie sich ihr Herzschlag unter dem Adrenalinstoß beschleunigte. Sie wartete weitere zehn Sekunden, bis sich die Staubspur gelegt hatte, dann lenkte sie den Wagen wieder auf die Schotterstraße.
    Steffie würde an diesem Abend nun doch nicht mehr nach Bamfield zurückkommen. Das IFIS -Team hatte in Milbanks Wohnung Unmengen potenzieller Beweise gefunden, und sie wollte sichergehen, dass alles ordnungsgemäß erfasst wurde, bevor sie zu ihrer Command Group zurückkehrte.
    Obwohl sie heute große Fortschritte gemacht hatten, waren sie noch weit davon entfernt, den Mörder zu fassen – oder auch nur ein handfestes Motiv aufzustellen.
    Als sie von ihrem Handy aus Jeff Winslow anrufen wollte, fluchte sie. Kein Empfang. Abermals tauchte in ihrem Rückfenster eine Staubwolke auf und kündigte an, dass ein weiteres Fahrzeug in todessehnsüchtigem Tempo die Straße entlangbretterte. Sie fuhr langsamer und drängte sich so weit an den rechten Fahrbahnrand, wie sie es wagte – nur gut einen Meter entfernt fiel der mehrere tausend Quadratkilometer große Wald steil ab.
    »Fahr langsamer, du Affe.« Wütend sah sie den Fahrer des gewaltigen schwarzen Transporters durch den Rückspiegel an. Er trug eine Schirmmütze und eine dunkle Brille. Kurz vor einer einspurigen Brücke bemerkte sie eine weitere Staubwolke, die von vorne auf sie zukam. Sie schätzte die Entfernung ab und kam zu dem Schluss, dass ihr genug Zeit blieb, um die Brücke zu überqueren, bevor der Holzlaster sie erreichte. Sie

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