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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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die Lippen; es sollte ein Lächeln werden, aber sie wusste nicht, ob es geklappt hatte. Als sie lachte, stellte sie erleichtert fest, dass sie wenigstens noch wie sie selbst klang.
    »Das Panda-Make-up.« Die Frau hatte eine liebliche, klare Stimme. »Der ganze Ort spricht davon, dass Finn Carver Sie gerettet und wie ein Ritter ins Krankenhaus getragen hat.« Sie fächerte sich übertrieben theatralisch Luft zu, aber ihr Lächeln und der sanfte Humor wirkten echt. »Ich habe schon immer gewusst, dass er das Zeug zum Helden hat.«
    Den meisten Frauen mochte die Vorstellung gefallen, von einem Mann ›gerettet‹ zu werden. Zu schade, dass Holly aus einer langen Ahnenreihe von Polizisten stammte und es vorzog, sich selbst zu retten.
    »Ich bin Gina Swartz. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Holly fragte sie nach den Karten und Dokumenten, die Finn letzte Woche für seine Recherche benutzt hatte. Gina zeigte ihr, wo die Karten aufbewahrt wurden, erinnerte sich aber an nichts weiter als den Wochentag, an dem er hier gewesen war.
    Nach einer halben Stunde und einem Dutzend Niesern, unter denen ihre Rippen aufjaulten, sah Holly ein, dass es hier nichts zu finden gab. Sackgasse.
    Sie räumte die Karten weg und lächelte Gina zu, die leise telefonierte. Dann verließ sie das Gebäude und ging in den Ort zurück.
    Als sie die winzige Klinik betrat, traf sie die Krankenschwester von gestern.
    Die Frau warf ihr über den Rand ihrer Lesebrille hinweg einen Blick zu und zuckte zusammen. »Sie haben eine Nacht unter Finns Fürsorge überlebt?« Ihr Lächeln war warm und mitfühlend.
    Der Schnitt in Hollys Lippe zog schmerzhaft. »Er war nicht die schlechteste Krankenschwester, die ich je hatte.«
    »Und außerdem ist er ein netter Anblick.« Wieder lächelte die Frau. »Jetzt brauche ich einige Angaben von Ihnen.«
    Holly beugte sich über den Tresen und gab ihre Heimatadresse sowie ihre Krankenversicherungsnummer an.
    »Ihr vollständiger Name ist Holly Rudd, richtig?«
    »Holly Francesca Rudd.«
    »Das ist ein schöner Name.«
    »Danke. Francesca war der Name meiner Mutter.«
    »War? Sie ist gestorben?«
    »Vor fast zwei Jahren.« Sie zwang sich weiterzusprechen, obwohl ihre Stimme brach.
    »Das tut mir sehr leid.« Überraschend berührte die Schwester Hollys Hand. »Ich habe einmal geträumt, mein Sohn sei tot. Es war so real, dass ich glaubte, der Schmerz würde mich umbringen. Als ich aufwachte, rannte ich sofort in sein Zimmer, und da lag er und lächelte mich an wie ein kleiner Engel. Es ist hart, jemanden zu verlieren, den man liebt.«
    Holly nickte und rückte ein wenig von der wohlmeinenden Krankenschwester ab. Sie hatte nicht vorgehabt, über etwas so Persönliches zu sprechen. Polizisten waren von Natur aus misstrauisch. Es war nicht so, dass man in ihrer Familie nicht über Gefühle gesprochen hätte, man tat es nur nicht mit Leuten, denen man nicht vertraute. Und Fremden vertraute sie nicht.
    Vielleicht war das im Augenblick ein Teil von Hollys Problem. Mit ihrem Vater konnte sie nicht darüber sprechen, wie es ihr nach dem Verlust ihrer Mutter ging, weil es für sie beide noch zu frisch war. Aber ihre Gefühle aufzustauen brachte sie auch nicht weiter. In ihrem Kopf tauchte ein Bild von Finn Carvers lächelndem Gesicht auf. Und das war genau die Art von saudämlichem Impuls, die zu dem gewaltigen Fiasko mit Furlong geführt hatte.
    »Nächster Angehöriger?«, fragte die Schwester, während sie ihr Formular ausfüllte.
    »Terry Rudd. Wohnhaft in Vancouver.«
    »Ehemann? Vater?«
    »Mein Vater.«
    »Haben Sie immer in Vancouver gelebt?«
    Holly runzelte die Stirn und versuchte, einen Blick auf das Papier zu werfen.
    Die Schwester errötete. »Oh, das ist nicht für das Formular. Ich bin nur neugierig. Vielleicht weil Sie ihr so ähnlich sehen …«
    »Bianca Edgefield.« Lächelnd kam der Arzt aus seinem Zimmer. »Ich weiß nicht, warum mir die Ähnlichkeit gestern nicht aufgefallen ist – obwohl das vielleicht doch nicht so überraschend ist, wenn man die Blutergüsse in Ihrem Gesicht sieht. Schön zu sehen, dass Sie noch bei uns sind.« Er sah sich im Wartezimmer um. »In Anbetracht der Umstände sollte ich Sie wohl vorziehen.«
    Es gab ein paar säuerliche Blicke von Wartenden, aber Holly hatte nicht vor, sich zu beschweren oder edelmütig zu sein. Ihre Arbeit wartete, also folgte sie dem Arzt ins Untersuchungszimmer.
    »Sie kannten Bianca Edgefield?« Nachdem sie auf der Untersuchungsliege Platz genommen hatte, fing

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