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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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und fing nichts mit Frauen an, die etwas anderes erwarteten. Seiner Erfahrung nach war das Leben voller Blut, Tod und Enttäuschungen. ›Glücklich bis an ihr Lebensende‹ gab es nur im Märchen, und das war vorbei, sobald die Wirklichkeit dazwischenkam. Bei ihm hatte die Wirklichkeit mit dem ersten Tag begonnen.
    Auf sein Zeichen hin tauchte die Gruppe tiefer. Kaltes Wasser presste sich auf seine Haut und zwang ihn, sich auf diese Studenten, auf diesen Tauchgang zu konzentrieren und für den Augenblick zu leben, weil das Leben ihn gelehrt hatte, dass das letzten Endes alles war, was einem blieb. Nur dieser eine kurze Ausschnitt aus der Zeit.
    Er ließ seine Maske absichtlich voll Wasser laufen, um den Studenten zu zeigen, wie man sie in zehn Metern Tiefe in der trüben Realität des Pazifiks leeren konnte. Dann sollten sie es nachmachen.
    Eine der jungen Frauen lächelte ihm zu, als sie das Wasser erfolgreich losgeworden war, und er erwiderte ihr Lächeln. Aber selbst da dachte er an Hollys Lächeln, an die perfekte Kontur ihrer nackten Schulter, die sanfte Rundung ihrer Taille. Er stellte sich ihr zerschlagenes Gesicht vor, und das machte alles nur noch schlimmer. Frustriert schüttelte er den Kopf, als er endlich zu dem Schluss kam, dass er Holly nicht einfach ignorieren konnte, solange sie hier war. Er musste ihr helfen, Len Milbanks Mörder zu fassen und anschließend das Dorf zu verlassen. Er musste sie beschützen, wie er alle Menschen beschützen musste, die ihm wichtig waren. Und dann würden sie beide ihr Leben weiterleben können.
    Holly kam in Finns Blockhaus und streifte am Eingang die Stiefel ab. »Gottverdammter frauenfeindlicher, haariger, stinkender …«
    »Huch, Sergeant Rudd, haben Sie mich erschreckt.« Als sie Corporal Messenger aus Finns Schlafzimmer kommen sah, fühlte sich Holly wie mit einem Kantholz vor den Kopf geschlagen. Die Hitze, die Messengers Wangen flutete, und das strahlende Funkeln in ihren Augen sprachen für sich.
    »Ich hole nur meine Sachen ab, um wieder ins Hotel zu ziehen.« Selbst in Hollys eigenen Ohren klang das, als wollte sie sich rechtfertigen.
    Sie ging in das Schlafzimmer, in dem sie die letzte Nacht verbracht hatte. Als sie an Finns offen stehender Schlafzimmertür vorbeikam, warf sie einen Blick hinein und sah ihn weit zurückgelehnt auf seinem Stuhl sitzen, die Hände hinter dem Kopf, das Haar zerzaust. Sein T-Shirt mit der Aufschrift GERÄTETAUCHER KÖNNEN LÄNGER schmiegte sich an die gestählten Muskeln. Kein Wunder, dass Messengers Augen leuchteten.
    Holly schob die Tür mit dem Fuß zu und zuckte zusammen, als der Wind sie erfasste und zuschlug. Sie stieß einen Fluch aus, als es keine zwei Sekunden später klopfte.
    »Das könnte ein Problem sein.« Messenger schürzte ihre hübschen, rubinroten Lippen. »Im Hotel gab es einen Rohrbruch, und die ganze zweite Etage hat einen Wasserschaden, deshalb sind nur noch zwei Zimmer bewohnbar. Steffie und ich teilen uns eines davon. Jeff, Ray und Freddy das andere. Ich dachte, Sie wollen vielleicht einfach hierbleiben.«
    »Das geht nicht«, fuhr Holly sie an. Himmel, allein bei dem Gedanken, Finn so nahe zu sein, brach ihr der Schweiß aus. »Die Leute könnten reden.«
    »Unter diesen Umständen wüsste ich nicht, warum.« Messenger senkte den Blick und sah auf den Teppich. »Aber dann nehme
ich
im Hotel das Sofa. Ich hatte wirklich nicht gedacht, dass es ein Problem wäre.«
    Angespannt stieß Holly die Luft aus. »Nein. Es tut mir leid. Behalten Sie Ihr Bett, ich nehme das Sofa.« Viel Schlaf würde sie ohnehin nicht bekommen.
    »Wie sind die Befragungen gelaufen?«, fragte Messenger mit interessiertem Blick.
    Holly bekam den Eindruck, dass die Frau eines Tages eine tolle Polizistin sein würde, wenn sie erst mal aufhörte, so furchtbar ›nett‹ zu sein.
    Holly öffnete den Mund, um etwas Gemeines über die wortkargen, störrischen, nicht hilfsbereiten Einheimischen zu sagen, schloss ihn aber wieder, als Finn auf Messenger zutrat und ihr einige ausgedruckte Bilder reichte. Holly betrachtete die beiden zusammen – so perfekt, so schön, dass es ihr in den Augen wehtat. Messenger war fast so groß wie Finn, wirkte neben ihm aber spindeldürr und elegant.
    Holly konnte sich nicht erinnern, jemals eifersüchtig gewesen zu sein, und sie hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen, ganz egal, wie herzlich Finns Lächeln war. Als sie ihr Bild im Spiegel sah, zog sie eine Grimasse. Die fratzenhaften Blutergüsse und

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