Im Sog der Sinnlichkeit
darum, liebe Miss Pennington.“
„Ich finde, wir sollten heiraten.“
Wie gut, dass er keine Tasse in der Hand hielt. Er hätte den Tee verschüttet und sich verschluckt. Er wahrte die Fassung und verbarg sein Entsetzen. „Wie bitte?“
„Ja, ich weiß, Sie halten mich für ungebührlich direkt. Aber wir beide sind erwachsen, und Sie haben ein Faible für mich zu erkennen gegeben, was bereits bemerkt wurde. Und ich bin mir sicher, Sie hätten mir diese Aufmerksamkeit nicht geschenkt, ohne an die Konsequenzen zu denken. Sie sind in erster Linie ein Gentleman, und ich weiß, dass ich mich auf Ihr korrektes Verhalten verlassen kann. Sie würden niemals Schande über mich bringen. Und Ihr Titel, obgleich mit einem unrühmlichen Namen verbunden, ist von hohem Ansehen, sodass eine Pennington nicht erröten muss, mit Ihnen vermählt zu sein. Die Wurzeln meiner Familie gehen bis auf William den Eroberer zurück, und ich könnte höchste Ansprüche im Hinblick auf eine Eheschließung stellen. Dennoch bin ich der Meinung, wir passen ausgezeichnet zueinander. Ich schlage vor, die Trauung findet im Herbst statt. Es erfordert einen enormen Zeitaufwand, eine große Hochzeit zu planen, wie sie einer Pennington gebührt. Die Zeit drängt, und ich kann mich nicht länger in Geduld üben. Deshalb habe ich mich entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten.“
Er hoffte, dass ihm das Grauen nicht allzu deutlich im Gesicht stand. „Sehr gründlich durchdacht. Und sehr direkt, Miss Pennington. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen.“
„Nichts anderes habe ich erwartet.“ Ein selbstgefälliges Lächeln umspielte ihre schmalen Lippen. Frauen mit dünnen Lippen traute er nicht über den Weg. Melisande hatte volle einladende Lippen. „Für die Trauung kommt nur St. Paul’s Cathedral infrage. Westminster Abbey ist zu abgelegen.“ Sie klang, als sei Westminster Abbey ein persönlicher Affront. „Im Übrigen müssten wir bis nächsten Frühling auf einen freien Termin warten.“
„Das haben Sie bereits überprüft?“, fragte er schwach.
„Ich bin eine gewissenhafte Frau und gehe davon aus, dass Sie mir die Planung überlassen, nicht wahr? Ich bin berühmt für mein Organisationstalent.“
„Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.“ Er hielt es nicht länger aus und griff nach der Teekanne. Kalter Tee war besser als nichts. Aber Miss Pennington, die ihn missbilligend beobachtete, nahm ihm die Kanne aus der Hand.
„Wenn Ihnen nach einem Erfrischungsgetränk zumute ist, läute ich nach einer Karaffe Wasser. Ihr Hauspersonal lässt einiges zu wünschen übrig. Der Butler, der mich empfing, ist bei Weitem über das Alter hinaus, um von Nutzen zu sein. Er sollte durch eine jüngere Kraft ersetzt werden.“
„Das würde Richmond das Herz brechen.“
Sie sah ihn an, zum ersten Mal sichtlich verdutzt. „Liegt ein spezieller Grund vor, wieso seine Gefühle in Betracht gezogen werden sollten? Man muss auch in diesen Dingen praktisch denken.“
„In der Tat“, sagte er bedächtig. Sie klingelte nicht nach Wasser, und er wusste, sie würde ihm die Teekanne wieder entziehen, wenn er einen zweiten Versuch machte, sich einzuschenken. Er lehnte sich zurück und litt still vor sich hin.
„Es freut mich, dass wir uns darin einig sind.“ Wieder dieses selbstgefällige Lächeln. Melisande konnte sie nicht leiden, und Miranda hatte sie eine bissige, engstirnige Person genannt. Wie wahr!
„Da wir schon beim Thema sind“, fuhr die bissige, engstirnige Person fort, „sollten wir uns auch in anderen Bereichen einig werden. Ich erwarte freie Hand in der Haushaltsführung, ohne Einmischung Ihrerseits. Ich bin darin geschult, mich um die Liegenschaften eines Gentleman zu kümmern, und die Aufsicht über Ihre ländlichen Anwesen dürfte keine Herausforderung für mich darstellen.“ Mit wenigen Worten ging sie über seine ansehnlichen Landgüter und sein Vermögen hinweg, als rede sie von Bauernkaten und Kupfergeld. „Wir werden natürlich auch Kinder in Betracht ziehen, und ich werde meinen ehelichen Pflichten nachkommen. Sie stehen allerdings im Ruf, ein … ausschweifendes Leben zu führen. Ein Gentleman würde seine Ehefrau zwar niemals mit lüsternen Ansinnen behelligen, dennoch liegt mir daran, von Anfang an klarzustellen, dass ich derlei schmutzige Aktivitäten nicht dulde. Unsere intimen Begegnungen werden sich darauf beschränken, Kinder in die Welt zu setzen. Ich denke,
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