Im Sog der Sinnlichkeit
Bruch mit ihr von ganzem Herzen.“
„Aha. Und mein Bruder Brandon?“
Sie verzog säuerlich das Gesicht, als habe sie einen schlechten Geschmack im Mund. „Er soll sich ja in der Stadt aufhalten, zeigt sich jedoch gottlob nicht in der Öffentlichkeit. Das ist eine sehr schwierige Situation. Der arme Junge hat tapfer für sein Vaterland gekämpft und Furchtbares durchgemacht. Aber wir können Gästen, die einen vergnüglichen Abend in unserem Haus verbringen wollen, kaum den Anblick seines entstellten Gesichts zumuten. Er kann uns jederzeit gerne auf dem Land besuchen, wenn wir keine Hausgäste haben und die Kinder in ihren Zimmern bleiben. Aber Sie werden meine Bedenken verstehen. Ich umgebe mich gerne mit schönen Dingen und schönen Menschen.“
Er fragte sich, was für ein Gesicht sie machen würde, wenn er ihr den Inhalt der Teekanne über ihren sorgsam frisierten Kopf gießen würde. „Ich verstehe Sie vollständig.“
„Nun, dann sind wir uns ja einig“, erklärte sie, zu wohlerzogen, um ihren Triumph allzu deutlich zu zeigen. „Sie wollen mir gewiss einen Verlobungsring schenken, nicht wahr? Ich habe mir bereits einen bei meinem Juwelier ausgesucht: ein diskret elegantes, wertvolles, aber nicht zu protziges Schmuckstück. Ich gebe Ihnen die Adresse, Sie können den Ring morgen abholen.“
„Wie aufmerksam, aber morgen bin ich leider verhindert. Ich reise aufs Land.“
„Doch nicht zu diesem schrecklichen Fest, zu dem auch mein Bruder eingeladen ist? Ich weiß nicht, ob ich das billigen kann. Ich finde im Übrigen, Sie sollten Ihren Einfluss geltend machen, um meinem Bruder einen Regierungsposten zu verschaffen. Nichts, was seine Zeit zu sehr in Anspruch nimmt, mehr etwas, das sich positiv auf sein gesellschaftliches Ansehen auswirkt, Sie verstehen. Den Gefallen können Sie mir gewiss erweisen, nicht wahr?“
„Kann ich“, antwortete er. Ob ich es tue, steht auf einem anderen Blatt.
„Gut. Sie können den Ring auch nächste Woche abholen. Mein Sekretär hat eine Anzeige verfasst, die er noch heute an die Londoner Zeitungen schicken wird.“
Allmächtiger! Benedick gefror das Blut in den Adern. Es galt, schleunigst zu handeln, sonst würde dieses Schreckgespenst ihm Fesseln anlegen. Sie würde ihm Kinder gebären. Sie würde ihn zufrieden lassen. Er müsste ihr keine Aufmerksamkeit schenken. Sie erfüllte alle Erwartungen, die er an eine Ehefrau gestellt hatte. – Und er hatte gute Lust, sie in der Themse zu ertränken!
Sie machte Anstalten zu gehen, erhob sich und bedachte ihn mit einem Blick aus ihren eiskalten Augen. „Sie dürfen mich küssen, mein lieber Rohan.“
Er hätte es lieber vorgezogen, eine Kröte zu küssen. „Einen Moment, Miss Pennington“, sagte er höflich und begab sich zur Tür in der Absicht, Richmond zur Verstärkung zu rufen, um diese unerträgliche Person loszuwerden. Es war leichter als erwartet. Richmond und Miranda standen hinter der Tür, sie hatten eindeutig gelauscht. Und der Skorpion hatte es sich auf der Polsterbank in der Halle bequem gemacht und sein lahmes Bein auf dem Damastbezug ausgestreckt.
In Mirandas Gesicht las er eine Mischung aus Belustigung und Zweifel. Ein Gefühl der Beschämung breitete sich in ihm aus. Hatte sie tatsächlich geglaubt, er würde sie wegen einer Person wie Dorothea Pennington verstoßen? „Wie schön, dich zu sehen, meine Liebe“, sagte er gleichmütig. „Darf ich dir meine Verlobte vorstellen?“
Miranda sah in fassungslos an. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Dame mich kennenlernen möchte.“
„Der Lauscher an der Wand erfährt seine eigene Schand’. Normalerweise“, raunte er ihr zu, schwang die Tür weit auf, um seinem Schwager und Richmond sozusagen die Bühne frei zu geben; seiner schwangeren Schwester bot er galant den Arm und führte sie in den Salon.
Miss Pennington fiel der Unterkiefer herab, was ihr das Aussehen eines erschrockenen Pferdes verlieh. „Miss Pennington“, sagte Benedick mit einem gewinnenden Lächeln, „ich glaube, Sie hatten noch nicht das Vergnügen, meine über alles geliebte Schwester Lady Rochdale kennenzulernen. Sie mag mir zwar gelegentlich Anlass zu Tadel gegeben haben, dennoch ist es mein Wunsch, sie bei unserer Vermählung als eine der Brautjungfern zu sehen, vorausgesetzt, ihr hochschwangerer Zustand stört Sie nicht, da sie besorgniserregend fruchtbar ist. Allerdings wird eine gute Schneiderin diese Peinlichkeit mit Sicherheit zu kaschieren wissen. Ihr Gemahl
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