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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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geschleppt hatten, und dann hatte er sich erbittert gewehrt, als sie ihn in sein Bett verfrachten wollten. Die Stubenmädchen hatten das Bett zwar frisch bezogen, aber damit konnten sie seine Erinnerung nicht auslöschen. Nichts konnte das, verdammt! Weder eimerweise Brandy noch Schläge auf den Kopf. Nichts!
    Er betastete die schmerzende Beule unter dem verklebten Haar. Geschieht mir recht, dachte er grimmig. Und auch diese Wahnvorstellungen geschahen ihm recht. Seinen Todfeind im Delirium zu sehen, war letztlich angenehmer als Melisandes Gesicht. Dadurch geriet er wenigstens in Wut, nicht in Verzweiflung.
    Die Tür wurde geöffnet. Er straffte die Schultern in Erwartung von Richmond, der ihm bei seiner Morgentoilette behilflich sein, ihn allerdings mit tadelnden Blicken strafen würde. Und dann klappte ihm die Kinnlade herunter. Er war nicht mehr betrunken. Lucien de Malheur stand leibhaftig auf der Schwelle.
    Ohne eine Sekunde zu überlegen und ohne zu zögern, stürzte er sich auf seinen Schwager, warf ihn zu Boden und trommelte wütend mit den Fäusten auf ihn ein.
    Der Skorpion war allerdings trotz seines lahmen Beins ein bärenstarker Mann, und Benedick hatte den schlimmsten Kater seines Lebens. Der Kampf war schnell zu Ende. Benedick krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden und rang nach Luft. Der Duke hingegen kam lässig auf die Beine und klopfte sich den Staub vom Anzug.
    „Du dreckiger Mistkerl!“, ächzte Benedick zähneknirschend. „Du kämpfst wie ein Straßenköter!“
    „Hast du etwas anderes erwartet?“, entgegnete Lucien seelenruhig.
    Benedick schwieg im Bemühen, wieder zu Atem zu kommen, und fragte sich, ob sein Plan, einen Erben in die Welt zu setzen, sich hiermit erledigt haben könnte. Und dann nahm er verschwommen eine zweite Person wahr.
    „Was hast du ihm angetan?“ Die spöttische Stimme seiner Schwester.
    „Nichts, was er nicht verdient hätte. „Er fand es angebracht, deine Ehre zu verteidigen.“
    „Zu spät“, erklärte Miranda heiter und beugte sich über ihn. Sie duftete wie früher nach Zitrone und Nelken. Und unter all seinem Elend, Zorn und Schmerz regte sich brüderliche Zuneigung. „Du solltest dich hüten, Lucien anzugreifen, Benedick. Der Mann kennt keine Skrupel.“
    Benedick hustete. „Ich weiß.“ Allmählich konnte er wieder freier atmen und fand es angebracht, Malheur zu ignorieren. Kurzfristig wenigstens. „Was tust du hier, Miranda. Geht es dir gut?“
    Sie legte eine flache Hand an ihren schwellenden Leib. „Ausgezeichnet.“
    Er stutzte. „Grundgütiger, bist du etwa schon wieder schwanger? Wie viele Kinder sind es denn schon? Siebenundzwanzig?“ Und dann schoss ihm ein beängstigender Gedanke durch den Sinn. „Du hast sie doch nicht alle mitgebracht, wie? Ich finde deine Kinder zwar reizend, aber dies ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Verwandtschaftsbesuch. Es sind so viele Dinge im Gange …“
    „Ich erwarte mein sechstes Baby. Meine fünf Rangen sind zu Hause in der Obhut ihrer Kinderfrau. Und es handelt sich keineswegs um einen Verwandtschaftsbesuch, mein Lieber. Lucien und ich sind aus einem bestimmten Grund angereist. Und du wirst gefälligst deinen Groll bezähmen, solange wir hier sind.“
    Immer noch zu keiner Bewegung fähig, konnte er seinen Zorn nur in einem bösen Knurren äußern. Sobald er in der Lage war, sich aufzurappeln, wollte er sich wieder auf diesen verfluchten Skorpion stürzen.
    Und plötzlich hatte er eine ungute Ahnung. „Ein bestimmter Grund ? Vater und Mutter … Geht es ihnen gut?“
    „Soweit ich weiß, geht es ihnen prächtig. Ein Glück, dass sie noch in Ägypten sind, um sich nicht ansehen zu müssen, wie jämmerlich tief du gesunken bist.“
    „Bist du deshalb hier?“ Er konnte beinahe wieder normal sprechen, ohne zu keuchen. „Um mir die Leviten zu lesen?“
    „Wohl kaum. Wir müssen Brandon daran hindern, sein Leben zu zerstören. Du scheinst ja völlig vergessen zu haben, dass er existiert. Aber Lucien weiß aus bester Quelle, dass der Satanische Bund …“
    „Sich wieder zusammengetan hat. Ja, ich weiß“, fiel Benedick ihr ungehalten ins Wort und richtete sich auf. „Es wäre nicht nötig gewesen, die beschwerliche Reise nach London zu unternehmen und mich auch noch mit der Gegenwart deines Ehemanns zu behelligen, um mir das zu sagen. Ich habe die Sache fest im Griff.“
    „Ja, wie man deutlich sieht.“ Sie klang so skeptisch, wie nur eine Schwester klingen konnte. „Und wo genau

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