Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
hält Brandon sich auf? Von Richmond erfuhr ich, dass er vor ein paar Tagen dein Haus mit Gepäck verlassen hat und seither nicht mehr gesehen wurde.“
    „Ich finde ihn“, knurrte Benedick und kniff die Augen zusammen, als er Luciens Blick auf sich spürte.
    „Die Frage ist allerdings, ob du ihn rechtzeitig findest“, meldete der Skorpion sich ungewöhnlich höflich zu Wort. „Oder erst, nachdem er einem unschuldigen Mädchen die Kehle aufgeschlitzt hat und damit hoffnungslos verloren ist.“
    „Wieso sollte er einem Mädchen die Kehle aufschlitzen?“, entgegnete Benedick feindselig. „Ich halte diese Gerüchte über Jungfrauenopfer nach wie vor für völlig absurd. Dennoch habe ich meine Zusage gegeben, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich hätte dich nicht für so leichtgläubig gehalten, auf solches Geschwätz hereinzufallen und Hals über Kopf nach London zu reisen.“
    „Das sind keine absurden Gerüchte, Neddie“, widersprach Miranda mit fester Stimme. „Lucien kennt die richtigen Leute – seine Quellen sind zuverlässig. Die Satanisten planen ein abscheuliches heidnisches Ritual in der kommenden Vollmondnacht, in der eine Jungfrau geopfert werden soll. Und unser Bruder wurde dazu bestimmt, die Bluttat zu begehen. Offenbar ist Brandon der Trunksucht und dem Opium so sehr verfallen, dass er nicht den geringsten Widerstand geleistet hat.“
    „Wieso ausgerechnet er?“, fragte Benedick fassungslos.
    „Niemand weiß, wer der Anführer ist, wer ihn gewählt hat und warum“, sagte Lucien. „Aber meine Informanten haben sich noch nie geirrt. Wenn wir Brandon vor morgen Nacht nicht finden, ist er verloren. Wir haben keine Ahnung, wo dieses Treffen in Kent stattfindet und …“
    „Du irrst. Ich weiß genau, wo sie sich treffen. Und wenn wir Brandon nicht vorher finden, mache ich dem Treiben dieser Bande persönlich ein Ende.“ Benedick raffte sich auf und kam auf die Füße, wenn auch etwas schwankend. Sein Kater und der Schlag in seine Eingeweide machten ihn immer noch schwindelig. Er bedachte Malheur mit einem finsteren Blick, überlegte, ob er ihn erneut angreifen sollte, aber Miranda versperrte ihm den Weg, und er befürchtete, sie würde auch in den nächsten Tagen dafür sorgen, dass er dem verhassten Mistkerl nicht an die Kehle fuhr wie ein tollwütiger Hund. Er musste auf eine günstige Gelegenheit warten, um diesem blasierten Schurken das überhebliche Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln.
    „Und wenn wir Brandon finden? Siehst du dann tatenlos zu, wie ein unschuldiges junges Mädchen abgeschlachtet wird?“, fragte seine Schwester und klang erschreckend so wie die Frau, die er erst vor Kurzem aus seinem Leben verbannt hatte. Wieso nur mussten alle Weiber so gefühlsduselig sein?
    „In London kommen tagtäglich unschuldige Frauen zu Tode, Miranda. Dafür kannst du mich kaum verantwortlich machen“, entgegnete er gedehnt.
    „Du bist sehr wohl dafür verantwortlich, wenn du von diesem Verbrechen weißt.“ Ihre grünen Augen wurden schmal. „Was ist nur aus dir geworden, Neddie?“
    Ich bin unglücklich verliebt, dachte er bitter und erstarrte. Woher kamen diese Worte? Wenigstens hatte er sie nicht laut ausgesprochen. „Ich bin ein praktisch denkender Mann“, sagte er stattdessen und wandte den Blick, denn er konnte Mirandas traurige Augen nicht ertragen.
    Ich entwickle ein unnachahmliches Geschick, Frauen vor den Kopf zu stoßen und zu enttäuschen, dachte er in einem Anflug von Bitterkeit, vermutlich habe ich nichts Besseres verdient als eine herzlose Person wie Dorothea Pennington.
    „Mylord“, verkündete Richmond mit Grabesstimme an der offenen Tür. „Miss Pennington wünscht Sie zu sprechen.“ Wenn das nicht ein Omen war …
    Benedick strich sich fahrig durchs Haar und verzog das Gesicht, als er seine Kopfwunde berührte. „Sagen Sie ihr, ich bin in Kürze bei ihr.“
    „Dorothea Pennington?“, entfuhr es Miranda bestürzt. „Was in aller Welt hat diese bissige, engstirnige Person mit dir zu schaffen? Ich dachte, du hast eine Beziehung mit Lady Carstairs?“
    Er wollte herumfahren und sie anfauchen wie ein wütender Löwe, bezähmte sich aber mühsam und sagte das, wovon er wusste, dass es ihr die Sprache verschlagen würde: „Eure Informationsquellen sind nicht annähernd so verlässlich, wie ihr zu denken scheint. Ich habe nämlich die Absicht, mich mit Miss Pennington zu vermählen.“

29. KAPITEL
    E s dauerte eine geraume Zeit, bis Benedick seine Morgentoilette

Weitere Kostenlose Bücher