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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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können?“
    Sie wirkte einen kurzen Moment betroffen, fasste sich jedoch schnell wieder. „Es gibt schlimmere Katastrophen im Leben einer Frau“, antwortete sie wegwerfend. „Mir liegt nicht viel am Tanzen.“
    „Ich entsinne mich. Aber Sie lernten schnell, nachdem Sie Ihre Hemmungen abgelegt hatten.“
    „Was tut das schon zur Sache? Mir ist es wichtiger, mich um misshandelte Frauen zu kümmern.“
    Grundgütiger, wie ermüdend!
    „Wenn Sie nicht mehr durch die Gegend laufen können, um Ihre verirrten Täubchen einzufangen, was dann? Ein verkrüppelter Fuß würde Sie erheblich in Ihrer Arbeit als Wohltäterin einschränken.“
    Und doch ist es so einfach.
    „Nun gut. Das klingt wenigstens vernünftig.“
    „Wenn der Knöchel gebrochen ist, bringe ich Sie in der nächsten Stadt zu einem Arzt, der den Bruch fachmännisch schient. Wenn es nur eine Zerrung ist, reiten wir zurück, und Sie lassen sich von Ihrem Hausarzt versorgen. Klingt das auch vernünftig?“
    „Ja.“ Sie sah ihn argwöhnisch an. „Aber ich traue Ihnen nicht.“
    „Sehr klug.“ Während des Gesprächs hatte er seine Hände unter ihren Rock geschoben, umfing den Schaft ihres Reitstiefels, riss mit einem kräftigen Ruck daran und befreite ihren Fuß. Wieder schrie sie vor Schmerz auf, diesmal noch lauter.
    Ein Stich fuhr ihm ins Herz, er wollte ihr nicht wehtun, wie er verdutzt registrierte. In solchen Fällen bewahrte man einen kühlen Kopf und tat, was zu tun war, ohne darüber nachzudenken, ob man jemandem Schmerz zufügte. Diese Charity Carstairs hatte keinen guten Einfluss auf ihn.
    Sie lag rücklings auf die Ellbogen gestützt vor ihm, kreidebleich und schweißnass im Gesicht. „Sie hätten mich warnen müssen!“
    „Das hätte es nur schlimmer gemacht.“
    „Unmöglich.“ Ihr Fuß zuckte, als er ihr vorsichtig den Strumpf abstreifte. Ein schmaler Fuß mit erstaunlich hübschen Zehen. Füße hatten nie einen besonderen Reiz auf ihn ausgeübt, aber dieser zierliche Fuß gefiel ihm ausnehmend gut. Und wieder stellte er grimmig fest, dass ihm eine ganze Menge an ihr gefiel.
    „Vorsicht!“, warnte er diesmal. „Das wird weh tun.“
    Sie hielt sich tapfer, als er den Knöchel mit sanftem Fingerdruck untersuchte. Nur ihr unterdrücktes Stöhnen ließ ihn wissen, wenn er eine besonders schmerzhafte Stelle berührte. Er ließ die Hände ihre wohlgeformten Waden nach oben gleiten. Sie zuckte zurück und starrte ihn finster an. „Lassen Sie das, mein Bein ist unverletzt.“
    Er ignorierte ihren Protest. „Ich muss mich vergewissern, ob der Schmerz nicht von Ihrem Knie ausgeht, süße Charity.“
    Ein schönes Knie. Er stellte sich vor, wie sie ihre schlanken Beine um seine Hüften schlang. Zum Teufel! Er musste aufhören, an so etwas zu denken, und sich auf das gegenwärtige Problem konzentrieren. Ihr Knöchel begann bereits anzuschwellen, und es war nicht daran zu denken, ihr den Stiefel wieder anzuziehen. Also musste er sie tragen, wogegen er nichts einzuwenden hatte, während sie sich heftig dagegen sträuben würde.
    „Kein Knochenbruch“, erklärte er. „Ich bin mir zwar nicht völlig sicher, aber ich vermute eine Zerrung. Sie müssen den Fuß hochlegen und möglichst mit Eis kühlen.“
    „Im Augenblick ist beides nicht möglich“, entgegnete sie und setzte sich auf. „Reichen Sie mir meinen Stiefel.“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie können ihn nicht anziehen, fürchte ich, Mylady. Überzeugen Sie sich selbst.“
    Sie blickte mit gerunzelter Stirn auf ihren geschwollenen Knöchel und murmelte einen beachtlichen Fluch in sich hinein. Wenigstens etwas Vernünftiges hatten ihr ihre schnatternden Gänschen beigebracht. „Wie soll ich denn mit einem Stiefel gehen?“, fragte sie spitz.
    „Gar nicht.“ Er richtete sich auf, beugte sich über sie und hob sie mühelos hoch. Sie wog nicht viel, und er war aufgrund seines häufigen Umgangs mit störrischen Pferden ziemlich stark.
    „Das gefällt mir nicht“, erklärte sie in einem warnenden Unterton, ihr Gleichmut schien ins Wanken zu geraten. Und das war gut so. Ihre gespielte Gelassenheit ging ihm gehörig auf die Nerven.
    „Das ist mir klar“, erwiderte er heiter. „So hat dieser Nachmittag doch noch etwas Erfreuliches.“
    Er erwartete, ihren Unmut damit noch mehr anzustacheln, doch zu seinem Erstaunen reagierte sie mit einem Lachen. „Sie, Mylord“, begann sie, „sind ein schlechter Mensch, was mich von einem Spross des berüchtigten Hauses Rohan keineswegs

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