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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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irgendwie, sich mit ihr zu drehen und sie mit seinem Körper vor der Wucht des Aufpralls zu schützen. Er landete mit einem dumpfen Ächzen auf dem Rücken, ihr Gewicht presste ihm die Luft aus den Lungen. Erde und Sand prasselten herunter. Er rang mühsam nach Luft, hielt sie an sich gedrückt, bis er endlich wieder atmen konnte. Sie klammerte sich an ihn, ohne sich zu bewegen, und er fürchtete, sie habe sich verletzt. Vorsichtig betastete er ihren Körper mit den Händen, untersuchte sie nach gebrochenen Knochen. Doch plötzlich rollte sie von ihm herunter und schlug ihm die Hände weg.
    Er richtete sich ächzend auf. „Melisande, sind Sie verletzt?“, fragte er besorgt.
    „Ich glaube nicht“, antwortete sie hustend. „Was ist passiert?“
    Er drehte vorsichtig den Kopf und spähte durch die aufgewirbelten Staubwolken ins Halbdunkel. „Möglicherweise haben wir herausgefunden, wo der Satanische Bund sich trifft.“
    „In einem Keller?“
    „Schauen Sie sich um, das ist kein Keller. Wir befinden uns in einem unterirdischen Gang mit Fackeln und groben Zeichnungen an den Wänden. Mit Sicherheit kein Zugang zu Minen in einem Bergwerk. In Kent gibt es eine Menge Kalksteinhöhlen. Offenbar wurde das Erdreich durch die Feuersbrunst und starke Regenfälle aufgeweicht, und unser beider Gewicht brachte die Decke zum Einsturz.“ Er begann, Erde und Staub von seiner Jacke zu klopfen, erkannte aber, dass die Mühe vergeblich war. Richmond würde gehörig die Nase rümpfen.
    Er bemerkte ihr Zittern. „Ich fühle mich in engen Räumen nicht besonders wohl“, gestand sie mit dünner Stimme.
    Benedick kam benommen auf die Beine. Und dann sah er sie genauer an. Er hatte Menschen erlebt, die in engen Räumen halb wahnsinnig vor Angst geworden waren, keine angenehme Erinnerung. „Wie groß ist Ihr Unbehagen in engen Räumen?“, fragte er höflich. „Fühlen Sie sich nur nicht wohl, oder fangen Sie gleich an, vor Angst zu schreien?“
    Ihr entrüsteter Blick ließ ihn erleichtert aufatmen. „Halten Sie mich für eine Frau, die in hysterische Schreikrämpfe ausbricht?“
    Ich könnte dich zum Schreien bringen, Mädchen, dachte er, ich könnte dich zum Schreien und zum Weinen vor Verzückung bringen.
    „Nein, eigentlich nicht“, antwortete er gelassen. „Also müssen Sie durchhalten, bis wir einen Weg nach oben finden.“ Er streckte ihr helfend die Hand entgegen. Ihre Wange war schmutzig, in ihrem halb offenen dunkelblonden Haar hingen Erde und Sand, und im Mieder ihres Reitkostüms klaffte ein Riss. Abgesehen davon schien sie den Sturz in die Tiefe unbeschadet überstanden zu haben.
    Sie sah ihn einen Moment prüfend an, dann blickte sie auf seine ausgestreckte Hand, bevor sie zögernd danach griff und sich aufhelfen ließ.
    Kaum stand sie auf den Beinen, entfuhr ihr ein Schrei, sie geriet ins Wanken. Er fing sie auf, bevor sie stürzte, hielt sie in den Armen, und beide erstarrten einen beklommenen Moment lang.
    Sie blickte bang zu ihm auf. In ihren blauen Augen las er den Schmerz, den sie ihm nicht zeigen wollte. Und plötzlich hatte er das Bedürfnis, sie vor allen Gefahren und Kümmernissen zu beschützen, wollte Drachen töten für sie. Er verdrängte den Gedanken ebenso rasch, wie er ihm durch den Sinn geschossen war, und fuhr betont sachlich fort: „Warum schreien Sie?“
    Ihr Gesicht war weiß vor Schmerz und von dem kalkhaltigen Staub. „Mein Knöchel“, stieß sie gepresst hervor. „Ich habe ihn mir wohl beim Sturz verletzt.“
    Benedick hob den Blick nach oben. Durch die Einsturzstelle drang Tageslicht. Hier war es vermutlich heller als an jeder anderen Stelle dieses unterirdischen Gangs. Er zwang sie sanft, sich wieder auf den harten Felsen zu setzen, kniete sich ihr zu Füßen und hob den Saum ihres Rocks.
    Sie zerrte den Rock wieder nach unten und trat mit dem unverletzten Fuß nach ihm. „Was fällt Ihnen ein?“
    „Ich will Ihren Fuß untersuchen. Darin habe ich Übung. Ich weiß gar nicht, wie oft ich meine Geschwister zusammenflicken musste, um zu verhindern, dass unsere Eltern erfuhren, wo wir uns herumgetrieben haben. Bei unseren Piratenspielen kletterten wir ständig in den Klippen herum. Ich kann zumindest feststellen, ob der Knöchel gebrochen ist.“
    „Und was würde das nützen? Wenn er gebrochen ist, ist er eben gebrochen.“
    „Bei einem Bruch muss der Fuß geschient und verbunden werden, damit Sie keinen bleibenden Schaden erleiden. Oder wollen Sie riskieren, nie wieder tanzen zu

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