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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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verwundert. Die Verruchtheit Ihrer Familie übertrifft vermutlich die des Satanischen Bundes.“
    „Mit Sicherheit. Wir waren und sind unverbesserliche Übeltäter. Welche Richtung schlagen Sie vor – rechts oder links?“
    Sie legte die Arme um seinen Hals. Eine natürliche Geste, die es ihm leichter machte, sie zu tragen. Aus einem unerklärlichen Grund fand er dieses Zeichen des Vertrauens, ob es ihr bewusst war oder nicht, irgendwie rührend. Sie drehte den Kopf in beide Richtungen. „Nach rechts“, sagte sie.
    „Gut, dann gehen wir nach links“, sagte er und marschierte los.
    Melisande umfing Viscount Rohans starken Nacken, ihr Knöchel schmerzte höllisch, sie wurde von ihrem Erzfeind wie ein Sack Gerste durch einen unterirdischen Gang geschleppt, ohne zu wissen, ob es einen Weg ins Freie gab, und er hatte sie Melisande genannt, was ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst war. Ihr Name war ihm vor Schreck beim Sturz in die Tiefe über die Lippen gekommen, was einen interessanten Rückschluss zuließ. Dachte er etwa als Melisande an sie, wenn er sie nicht neckte und verspottete?
    Er ging natürlich nicht in die von ihr vorgeschlagene Richtung, bald wurde es dämmrig, und als er um eine Ecke bog, noch dunkler. Aber dieser Höhlengang wurde offenbar beleuchtet. Sie hatte im Vorbeigehen Fackeln und Ruß an den rauen Kalksteinwänden entdeckt. Er trug sie mühelos, als sei sie ein Leichtgewicht, was beileibe nicht der Fall war. Sie war ziemlich kurvenreich, wenn nicht drall. Ein weniger kräftiger Mann hätte Mühe gehabt, sie über eine längere Wegstrecke zu tragen. Rohan geriet nicht einmal außer Atem.
    Es wurde finster. Sie widerstand dem Drang, sich enger an seinen kraftvollen Körper zu schmiegen. Ihr verstauchter Knöchel zwang sie zwar, sich von ihm tragen zu lassen, es gab allerdings keinen Grund, sich an seine Brust zu kuscheln. „Sind Sie sicher, dass wir in die richtige Richtung gehen?“
    Er brummte gereizt. „Ich habe keine Ahnung. Ich folge nur meinem Instinkt.“
    „Und Ihr Instinkt befiehlt Ihnen, das Gegenteil von dem zu tun, was ich vorschlage?“
    Es war zu dunkel, um sein Gesicht zu sehen, aber sie wusste, dass er schmunzelte. „Genau. Ich frage mich …“ Seine Stimme verlor sich, und dann blieb er jäh stehen.
    „Sie fragen sich?“, hakte sie nach, wurde jedoch kurzerhand auf die Füße gestellt, nur sein Arm um ihre Mitte gab ihr Halt. Er legte ihr eine Hand über den Mund und brachte sie zum Schweigen.
    Und dann hörte sie es. Aufgeregte Stimmen, und kurz darauf näherte sich schwacher Lichtschein.
    Er reagierte blitzschnell, als der Schein um eine Biegung im Gang fiel. Sie wurde in eine dunkle Nische gestoßen und landete weich, sein schweres Gewicht auf ihr, seine Hand immer noch über ihrem Mund. „Still, kein Wort“, raunte er an ihrem Ohr.
    Sie nickte, versuchte es zumindest unter seiner Hand auf ihrem Gesicht. Er nahm die Hand weg, lag völlig reglos in der Dunkelheit.
    Sie konnte das Licht im Gang sehen, die Stimmen wurden lauter. „Hast du jemand gesehen?“ Die Stimme klang irgendwie vertraut. Die Stimme eines Mannes von eindeutig vornehmer Herkunft.
    „Sei nicht albern!“ Die andere Stimme klang jünger, leicht gereizt, die eines Fremden. „Wir haben keine Spuren von Pferdehufen in der Nähe der Ruinen entdeckt. Wer sollte denn hier unten sein? Wir kamen durch den einzigen Zugang, und der war verriegelt.“
    „Ich dachte, ich hätte eine Bewegung gesehen. Drüben bei den Vergnügungskammern.“ Stimmen und Lichtschein näherten sich, Rohan schob sie mit seinem Körper tiefer in die Nische und presste ihr Gesicht an seine Schulter. Er lag reglos, aber Melisande glaubte, das Licht hinter ihm zu sehen, Grauen packte sie. Sie waren entdeckt worden!
    Oder auch nicht. „Es ist stockfinster hier unten“, sagte die ältere Stimme. „Nichts als Polster und anderer Kram in den Nischen.“
    „Du kannst ja mal reingehen und einen Blick draufwerfen“, spottete die jüngere Stimme. „Ich sperre dich auch nicht ein. Versprochen.“
    Zu Melisandes unbeschreiblicher Erleichterung wurde der Lichtschein schwächer. „Denkst du etwa, ich traue dir, Pennington? Dein Sinn für Humor war schon immer etwas bizarr.“
    „Feigling.“
    „Dafür könnte ich dich fordern.“
    „Könntest du. Allerdings kennen wir angenehmere Methoden, um unsere Differenzen beizulegen, nicht wahr?“ Der Mann, der Pennington genannt wurde, hatte eine helle, frostige Stimme.
    Der andere Mann lachte

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