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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aus? Oder lag das Messer auf der Arbeitsfläche? Vielleicht hatte jemand gerade einen Apfel geschält oder Käse aufgeschnitten. Ich muss mir die Tatortfotos noch einmal ansehen, dachte Lucas.

    Er ging die Möglichkeit eines Einbruchs durch. Aber warum würde der Täter die Leiche mitnehmen und sauber machen? Einbrecher agierten schnell; die meisten wurden nervös, wenn sie mehr als zwei oder drei Minuten in einem Haus verbrachten. Vielleicht hatte der Täter die Leiche entfernt, um ein anderes Verbrechen zu kaschieren, doch wie das beschaffen sein sollte, konnte Lucas sich nicht vorstellen.
    Nein, nein, nein. Falsche Richtung.
     
    Der Mord, welches Motiv er auch immer hatte, war spontan geschehen, doch hinterher hatte der Täter innegehalten und die Leiche beseitigt. Warum? Um Tatzeit oder -ort zu verschleiern?
    Wären die Blutspritzer kleiner gewesen, hätte Alyssa sie im Blumenmuster der Tapete vielleicht nie oder erst später entdeckt.
    Jedenfalls hatte der Täter die Leiche zu seinem Wagen hinausgezerrt und den Flur sauber gemacht, aber ein paar Blutspuren übersehen.
    Sobald die Leiche im Wagen war, wollte er sie loswerden. An diesem kalten Januartag, an dem es schneite, konnte er ohne schweres Gerät kein Grab schaufeln. Und es lag zu viel Schnee, um auf einem schmalen Weg in den Wald zu fahren.
    Lucas rief im Büro an. »Carol, ich hätte eine Bitte an Sie: Alle Deputys und Highway Patrolmen sollen ein Auge auf Straßengräben haben, in denen der Schnee zu schmelzen beginnt. Möglicherweise liegt eine Leiche darin. Andere Möglichkeiten sind über Nacht geöffnete Parks oder Stellen, an denen der Schnee bereits entfernt wurde. Sie sollen nach großen Säcken oder anderen auffälligen Dingen Ausschau halten.«
    »Frances Austin?«
    »Ja, sie muss irgendwo da draußen sein. Nicht weit von Sunfish Lake.«

    Als er auflegte, trat die Haushälterin in den Flur und schlüpfte in einen knöchellangen, lodengrünen Mantel, in dem sie aussah wie eine DDR-Polizistin - oder besser gesagt, wie Lucas sich eine solche vorstellte. »Ich muss in den Supermarkt«, teilte sie ihm mit. »In einer Stunde bin ich wieder da. Werden Sie dann noch hier sein?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Falls Sie doch vorher gehen sollten: Würden Sie bitte die Alarmanlage aktivieren? Darauf legt Mrs. Austin sehr großen Wert.« Sie zeigte ihm, wie es ging. »Dann haben Sie dreißig Sekunden, um das Haus zu verlassen.«
    Als die Haushälterin weg war, dachte Lucas über die dreißig Sekunden nach. Warum war die Alarmanlage ausgeschaltet gewesen, als Alyssa nach Hause kam? Weil der Täter nicht wusste, wie man sie aktivierte? Oder weil es mehr als dreißig Sekunden dauerte, die Leiche hinauszubefördern?
    Bedeutete die ausgeschaltete Alarmanlage, dass der Killer zusammen mit Frances das Haus betreten hatte? Offenbar. Oder kurz nach ihr.
    Wenn sie getrennt eingetroffen wären, hätte es zwei Autos gegeben, und das von Frances hatte man vor ihrem Apartment gefunden und genauestens untersucht, ohne im Innern Blut zu entdecken.
    Waren zwei Leute gemeinsam gekommen und getrennt wieder gegangen, einer in Frances’ Wagen, der andere in dem mit der Leiche? Zwei Täter? Letztlich eröffneten sich nur zwei plausible Möglichkeiten: Entweder der Killer war mit Frances eingetroffen, oder es gab zwei Täter.
    Nachdem die Haushälterin weggefahren war, beobachtete Lucas die Auffahrt ein paar Minuten lang, um sicher zu sein, dass sie nicht zurückkehrte. Dann hastete er die Treppe hinauf zu dem großen Zimmer. Die Tür stand etwa zehn Zentimeter weit offen. Er drückte sie mit den Knöcheln auf, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, und trat ein.

    Schaute in einen Schrank: Frauenkleidung. Alyssa Austins Schlafzimmer.
    Leider war sie ordentlich. Er würde aufpassen müssen. Lucas überprüfte ein Ankleidezimmer voller Schränke und Schubladen, fand ungefähr zweihundert Paar Schuhe, mindestens ein Dutzend Hosenanzüge und hundert andere Ensembles, alle auf Holzbügeln, sortiert nach Blusen, Röcken, Kostümen, Kleidern. Die meisten Sachen steckten in Plastikhüllen von der Reinigung. Keine Perücken. Und auch keine Fairy-Kleidung.
    Im Schlafzimmer warf er einen Blick in die Nachtkästchen, erneut, ohne etwas Nennenswertes zu entdecken.
    Er betrachtete die Fotos an der Wand: zum größten Teil Menschen, die er nicht kannte, sowie Aufnahmen von Alyssa Austin mit Frances und Hunter.
    In zwei großen Kommoden, die er hastig durchschaute, befanden sich

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