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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Unmengen Unterwäsche sowie ein batteriebetriebener Vibrator.
    Das Schlafzimmer war in freundlichen, femininen Tönen gehalten und mit filigranen Möbeln ausgestattet. Er ging den Flur hinunter, öffnete Türen, entdeckte ein weiteres, ein wenig kleiner als das von Alyssa, das eindeutig maskulin wirkte mit dem alten Flugzeugpropeller über dem Bett, den rustikalen, dunklen Mahagoni-Kommoden und den zerlesenen Büchern in den eingebauten Regalen. Er holte eines heraus: Scaramouche.Roman der Französischen Revolution , von Rafael Sabatini.
    Hunters Zimmer. Alyssa hatte Lucas von ihren Eheproblemen erzählt. Wenn sie in getrennten, teuer ausgestatteten Räumen wie diesen schliefen, existierte das Arrangement offenbar schon eine ganze Weile. Die Schwierigkeiten waren also tiefgreifender gewesen, als sie ihm gegenüber zugeben wollte.
    Hm.

    Er kehrte in Alyssas Zimmer zurück, schloss die Tür genau so weit wie zuvor und ging zu dem von Frances.
    Zweiundzwanzig Umzugskartons, alle oben offen. Darin fand er Kleidung, Bettzeug, Schuhe, Bücher, Schmuck, ein Dutzend Flaschen Wasser mit Fruchtgeschmack sowie Umschläge voller Fotos.
    Lucas legte die Kuverts beiseite und blätterte die anderen Papiere durch, ohne auf Liebesbriefe oder Informationen über die fünfzigtausend Dollar zu stoßen.
    Dann wandte er sich den datierten Umschlägen mit den Fotos zu, die bis in Frances’ Highschool-Zeit zurückreichten. Es handelte sich um Aufnahmen von Bällen und Schulaufführungen wie zum Beispiel dem Zauberer von Oz , in dem Frances offenbar eine der Hexen gespielt hatte.
    Die Bilder ließen Frances’ Leben vor seinem geistigen Auge erstehen: Highschool, College, der erste Job, dann die Goths. Im letzten Packen steckten ein Schnappschuss von einer Gruppe Goths bei einer Halloween-Party und einer mit Frances, Roy Carter und Dick Ford sowie zwei weiteren Männern und drei Frauen aus der Szene.
    Beim Ententanz. Lucas trat mit der Aufnahme ans Fenster, um sie genauer zu betrachten, und erkannte Leigh Price und ihre Mitbewohnerin Patricia Shockley.
    Als er die übrigen Fotos durchblätterte, fand er zwei weitere von der Party im November, auf denen Frances nicht zu sehen war - bis auf das eine hatte sie wohl alle selbst gemacht. Er steckte es vor sich hin pfeifend in die Tasche, ging die Treppe zur Küche hinunter und suchte Patricias Handy-Nummer aus seinem Notizbuch. Die von Leigh hatte er nicht aufgeschrieben, aber er wusste, dass sie bei 3M arbeitete, und das Unternehmen war nicht weit weg.
    Patricia Shockley meldete sich nach dem zweiten Klingeln. Er nannte seinen Namen und fragte: »Würden Sie mir die Telefonnummer Ihrer Mitbewohnerin geben?«

    »Soso«, sagte Patricia spöttisch. »Eheprobleme, was?«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, was sie meinte. »Nein, nein. Ich habe ein Foto gefunden, auf dem Sie und Leigh mit Frances Austin, Ford und Carter, den beiden Männern, die umgebracht wurden, zu sehen sind. Sämtliche Ermordeten auf einem Bild. Leigh stand allen näher als Sie. Sie soll die Leute auf dem Foto identifizieren.«
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte sie interessiert.
    »Ja. Haben Sie ihre Nummer?«
    »Sogar zwei.«
    Lucas notierte Handy- und Büronummer. »Noch eins«, sagte er dann. »Reden Sie bitte mit keiner Fairy-Frau. Wenn eine Fairy versucht, mit Ihnen allein zu sprechen, flüchten Sie in eine Menschenmenge und rufen mich an. Okay?«
    »Mein Gott. Glauben Sie etwa …?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wie gesagt: keine Vier-Augen-Gespräche mit Fairys.«
    »Nein. Du gütiger Himmel …«
    Lucas wählte Leighs Handy-Nummer; sie ging beim dritten Klingeln ran.
    »Leigh Price.« Sie klang professionell, überhaupt nicht nach einer Goth.
    »Davenport vom SKA. Wir haben uns neulich Abend unterhalten. Ich möchte Sie bitten, so bald wie möglich einen Blick auf ein Foto zu werfen.«
    »Gut, im Labor von 3M, in meinem Büro.«
    »Beschreiben Sie mir den Weg.«
     
    Ihr Büro befand sich auf dem Haupt-Campus von 3M, am Ende einer Privatstraße von Sunfish Lake. Eigentlich hatte Lucas keine Eile, doch es war Frühling und trocken, und er saß in seinem Porsche. Also schob er das brandneue LED-Blaulicht, für das die Steuerzahler von Minnesota sechshundert Dollar berappt hatten, aufs Dach.

    Auf den kleineren Straßen fuhr er vorsichtig - schließlich wollte er den Lack nicht beschädigen -, doch sobald er den Highway 52 erreichte, drückte er das Gaspedal durch und überholte einen kirschroten 65er Corvette

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