Im Sog Des Boesen
informelles Gespräch über Ms. Trenoffs Beziehung zu Mr. Austin, bevor ich mich an Ms. Trenoff persönlich wende.«
»Wir wollen möglichen Verfahren wegen Verleumdung oder Rufschädigung vorbeugen.«
»Ich interessiere mich wirklich nur für Hintergrundinformationen. Sollten wir eine offizielle Aussage benötigen, komme ich mit den nötigen Papieren.«
Nun entspannten sich die beiden Frauen sichtlich. »Hunter hat ihr jede Menge Schmuck geschenkt, richtig teuren, und den hat sie nicht versteckt. Es war eine ernste Beziehung, die sie nicht geheim halten musste«, erzählte Ann Coates, die immer wieder mit dem Mittelfinger die Brille hochschob. Lucas verkniff sich ein Lächeln.
»Wie ernst?«, fragte Lucas. »Fünftausend, zehntausend …?«
»Mehr«, antwortete Ann Coates und wandte sich an Tara Laughlin: »Sie hatte einen Solitär mit sechs oder sieben Karat.« Zu Lucas sagte sie: »Und das war nicht das einzige Schmuckstück von ihm. Außerdem gingen sie gemeinsam auf Geschäftsreisen. Hunter hat für sich immer die teuerste Suite angemietet, und sie bekam das billigste Zimmer,
obwohl sie sich sonst nicht mit so was zufriedengegeben hätte.«
»Sie waren also ein Paar«, stellte Lucas fest.
»Klar«, sagte Ann Coates.
»Eine Liebesbeziehung.«
Tara Laughlin nickte. »Sogar eine ziemlich offene. Bei Vertragsverhandlungen in San Francisco haben wir uns am Morgen der Sitzung in Austins Suite getroffen. Im Bad stand das Viagra ganz offen rum - eine ziemlich große Packung.«
»Glauben Sie, er hat ihr irgendetwas versprochen?«, fragte Lucas. »Eine dauerhafte Beziehung, die Ehe?«
»Wahrscheinlich hat sie das erwartet«, erwiderte Tara Laughlin und entblößte zwei kräftige Eckzähne. »Jedenfalls hat sie sich benommen, als wäre sie die Ehefrau, als würde er ihr gehören.«
»Gab es böses Blut zwischen Ms. Trenoff und Mrs. Austin?«
»Sehr oft wurden sie nicht zusammen gesehen, und wenn, haben sie sich mehr oder weniger ignoriert«, antwortete Tara Laughlin.
Ann Coates fügte hinzu: »In den vergangenen Jahren ist Mrs. Austin nicht sehr oft hier gewesen. Sie hatte ihre eigenen Geschäftsinteressen. Nur bei gesellschaftlichen Anlässen war sie mit von der Partie, und da hat Marty sich dann im Hintergrund gehalten.«
Tara Laughlin beugte sich ein wenig vor, einen Ellbogen auf dem Tisch: »Ich hab einmal mitgekriegt, wie sie Alyssa beobachtete, wie die Schlange das Kaninchen. Alyssa hat das bestimmt mitbekommen, sich aber nichts anmerken lassen.«
»Klingt nach einer richtig guten Schlammschlacht«, sagte Lucas.
Die Frauen sahen zuerst einander, dann Lucas an, ohne zu lächeln.
»Und wann haben Sie sie vor die Tür gesetzt?«, erkundigte sich Lucas.
»So würde ich das nicht ausdrücken«, sagte Ann Coates. »Zum Zeitpunkt von Hunters Tod war sie seine persönliche Assistentin, was bedeutete, dass der Job jetzt nicht mehr existierte. Sie hat ihre Arbeit hier zu Ende gebracht, die Akten der neuen Geschäftsleitung übergeben und sich eine andere Stelle gesucht.«
»Bei General Mills?«
Ann Coates nickte. »Ja.«
»Mit einem guten Zeugnis?«
»Einem sehr guten sogar«, antwortete Ann Coates. Nun entblößte auch sie ihre Zähne. Die beiden erinnerten Lucas an Wölfe, die gerade ein Schaf gerissen hatten. »Unter den gegebenen Umständen waren wir sehr großzügig.«
»Unter welchen Umständen?«
»Wenn man bedenkt, was für eine Nervensäge sie war«, erklärte Tara Laughlin.
»Wann möchten Sie mit ihr sprechen?«, fragte Ann Coates.
»Wahrscheinlich am Montag«, antwortete Lucas. »Ich habe sie noch nicht angerufen, weil ich zuerst mit Ihnen reden wollte.«
»Informell«, sagte Tara Laughlin.
»Ja, mal abgesehen von dem Mikro in meinem linken Hosenbein.«
»Jetzt hätten Sie mich aber fast drangekriegt«, erwiderte Tara Laughlin schmunzelnd.
»Richten Sie ihr doch einen schönen Gruß von uns aus, wenn Sie sie treffen«, bat Ann Coates.
Am Sonntag, als Lucas, Weather und die Kinder sich gerade mit ihrer alten Freundin Ellen zum Essen an den Tisch setzen wollten, rief jemand vom Sheriff-Büro in Dakota County an.
»Wir haben Ihren Bericht über Frances Austin erhalten und eine Tote, offenbar erstochen, gefunden. Sie liegt noch an der Fundstelle«, teilte der Deputy ihm per Handy mit, »in einem Graben ungefähr fünfzehn Kilometer südlich von Sunfish Lake, und trägt ein Glückskettchen mit der Aufschrift ›Frances‹ am Handgelenk.«
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle«,
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