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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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ausgegeben hat. Diese fünfzigtausend Dollar lassen mir keine Ruhe.«

FÜNFZEHN
    A lyssa Austin fühlte sich, als hätte sich ein Kabel im Stromkreislauf ihres Gehirns gelöst.
    Im Wagen spürte sie Loren hinter sich auf dem Rücksitz, wusste jedoch gleichzeitig, dass er nicht existierte, dass er ein Fehler im System war. Und die Frau, der Alptraum, den Davenport Fairy nannte, war sie selbst.
    Fairy kämpfte darum, wieder die Oberhand zu gewinnen, was ihr zeitweise gelang, als würde Alyssa sich abwechselnd Beruhigungsmittel und Kokain zuführen.
    Sie durchquerte auf der I-94 St. Paul und fuhr wie auf Autopilot in südlicher Richtung über die Lafayette Bridge, den Highway 52 und schließlich nach Osten zum regionalen Flughafen von South St. Paul.
    Hunter Austin besaß einen Stellplatz in einem Hangar, der noch nicht verkauft war. Mit Hilfe ihrer Schlüsselkarte verschaffte sie sich Zugang zu dem Gelände, fuhr hindurch, nahm den Öffner vom Beifahrersitz, ließ das Tor aufgleiten und lenkte schließlich den Wagen ins Innere des Hangars, wo bereits ihr Mercedes auf sie wartete. Sie stieg ein, vergaß den Öffner und musste noch einmal zurück ins andere Auto, um ihn zu holen. Hoffentlich beobachtet mich niemand … Auf dem Gelände war es stockdunkel, kalt und menschenleer.
    Vom Hangar waren es zehn Minuten nach Hause. Dort schenkte sie Lorens Gesicht, das in den Spiegeln und Fensterscheiben und anderen Glasoberflächen aufblitzte, keine Beachtung: Er war ein Programmierfehler, nichts weiter.
Einmal glaubte sie, ihn nach ihr rufen zu hören, meinte zu spüren, wie er an ihrem Ärmel zupfte. Sie ignorierte den Ruf und die Berührung und hastete die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer und ins Bad, um zu duschen.
    Als sie das Licht einschaltete, blieb ihr der Mund offen stehen: Sie war von oben bis unten voller Blut. Ihr Gesicht, ihre Brust … Sie ließ die Hand über ihre Bluse gleiten und stellte fest, dass sie von frischem Blut klebte. »O mein Gott …«
    Sie riss sich die Kleider vom Leib, stolperte in die Dusche, drehte das Wasser auf, versuchte, das Blut mit bloßen Händen abzuwaschen, und verwendete schließlich Schwamm und Bürste. Als sie mit zittrigen Knien aus der Wanne kletterte, entdeckte sie die dunkelroten Ränder unter ihren Fingernägeln.
    Am liebsten hätte sie sie sich mit einer Zange herausgerissen. Sie nahm eine Pinzette und schob die Enden tief unter ihre Nägel. »Raus damit«, murmelte sie.
    Als sie endlich das Gefühl hatte, sauber zu sein, und die Kleidung vom Boden aufhob, sah sie den roten Fleck darauf. Ihre Sachen waren blutdurchtränkt. Sie wickelte alles in ein Handtuch, putzte mit einem anderen Tuch den Boden, trug das Bündel hinunter in die Waschküche, stopfte es in die Maschine und füllte sie mit Waschmittel.
    Als sie beim Abstellen der Packung die Blutflecken auf ihren Unterarmen bemerkte, begann sie zu weinen. Sie eilte noch einmal ins Bad, um auch diese abzuschrubben. Nach einem Blick in den Spiegel berührte sie ihre Haare, spürte, wie klebrig sie waren, betrachtete ihre roten Finger …
    Sie duschte ein zweites Mal und wusch sich die Haare so heftig, dass sie fürchtete, ihre Kopfhaut würde sich ablösen. Dann holte sie ein frisches Handtuch und wickelte es um ihren Körper.
    Mein Gott, der Wagen. Beide Autos. Wenn irgendjemand den Wagen im Hangar sieht … der ist bestimmt auch voller Blut.

    Als Loren im Spiegel auftauchte, wischte sie ihn einfach beiseite. Loren war, anders als sie selbst, nicht real. Ein Auto wäre definitiv voller Blut, im anderen befanden sich mit Sicherheit Spuren.
    Da klickte es in ihrem Gehirn.
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild genauer: Normalerweise mochte sie ihren Körper, doch jetzt, mit dem Handtuch über den Schultern, wirkte er plötzlich blau und kalt und gebeugt, und die Haare hingen ihr in zerzausten, feuchten Strähnen herunter, als hätte man sie gerade aus dem Wasser gezogen.
    Okay. Mach dich an die Lösung des Problems.
    Sie hatte eine Frau umgebracht. Auch noch andere? Wahrscheinlich, denn wie sonst wäre sie zu dem kleinen Wagen gekommen?
    Die Bilder waren in ihrem Kopf, wie Schwarzweißzeichnungen in einem Cartoon. Sie hatte drei Menschen getötet, unter Anleitung von Loren Doyle, der aus dem Nichts aufgetaucht war und sie überzeugt hatte, dass Frances ermordet worden und sie selbst das einzig mögliche Instrument der Rache sei.
    Unschuldige. Verrückt. Aber nicht mehr zu ändern.
    Sie betrachtete sich im Spiegel: Mach dich an die

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