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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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brachte. Und nach dem Gesetz von Minnesota machte es keinen Unterschied, ob er für einen oder vier Morde verurteilt wurde. Hier gab es keine Todesstrafe; allerdings würde er mindestens dreißig Jahre im Gefängnis sitzen und mit frühestens siebzig wieder herauskommen.
    Der Wagen , flüsterte Loren.
    »Verschwinde«, zischte Alyssa.
    Loren war immer wieder in den Spiegeln des Hauses aufgetaucht. Anfangs hatte sie sich noch dagegen gewehrt, dann jedoch den Kampf irgendwann aufgegeben. Sollte er doch tun, was er wollte. Manchmal war er als Korrektiv für ihre Gedanken sogar ganz nützlich.
    »Ich kann nicht verschwinden. Du bist meine einzige Chance«, sagte er. Seine Stimme wurde lauter und deutlicher, sobald sie ihn akzeptierte. »Ich habe Probleme, mich zu fokussieren, aber du brauchst mich zum Reden und Planen. Und Fairy auch.«
    Inzwischen nannten sie Alyssas Schattenschwester wie Davenport Fairy. »Warum sollte ich sie brauchen?«, fragte Alyssa.

    »Weil sie manches besser beherrscht als du«, antwortete Loren. »Zum Beispiel morden - das kannst du überhaupt nicht, und ihr fällt es leicht. Sie vereint Aspekte deiner wahren Persönlichkeit in sich, die du jahrelang unterdrückt hast.«
    »Das Morden ist vorbei«, erwiderte Alyssa.
    Loren sprach jetzt als völlig in Schwarz gekleideter Mann aus dem Spiegel über der antiken Kommode, in der sie Brettspiele und Spielkarten aufbewahrte. »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht«, erklärte Loren. »Es war ein großer Fehler, Davenport auf den Fall anzusetzen. Zuvor hatten Fairy und ich alles im Griff.«
    »Von wegen«, herrschte Alyssa ihn an. »Ihr habt Leute umgebracht, die wahrscheinlich gar nicht mit Frances in Verbindung standen.«
    »O doch«, blaffte Loren. »Ein Geist auf dieser Seite hat auf das Foto gezeigt; ihr Geist. Wer sonst würde sich dafür interessieren? Willett mag der Mörder sein, aber die anderen hatten auch damit zu tun. Es war eine große Verschwörung. Lass dich darauf ein, eine Verbindung zu Frances herzustellen; möglicherweise ist sie ja noch nicht auf dem Boot zur anderen Seite.«
    »Verschwinde.«
    »Moment, Moment. Wir müssen über Fairy reden. Du musst über Fairy reden, denn du bist Fairy. Du kannst sie herauslassen und wieder zügeln. Sie ist mehr als du, und du bist auf sie angewiesen. Besonders jetzt, wo die Polizei in deiner Nähe herumschnüffelt. Du darfst den Wagen nicht vergessen. Und was willst du mit Frank Willett machen? Fairy kann eine Lösung für das Problem finden.«
    »Ich soll sie rauslassen, damit sie dich aus dem Spiegel holt«, sagte Alyssa.
    »Stimmt. Wenn du das tust, dich auf sie einlässt, wirst du meiner Meinung nach irgendwann in der Lage sein, sie in
deine Persönlichkeit zu integrieren. Dann kannst du gleichzeitig Alyssa und Fairy sein, ohne inneren Konflikt - sie wäre so etwas wie eine intensive Stimmung«, erklärte Loren. »Alyssa: Du brauchst sie.«
    Alyssa stand auf, um eine Dose V8-Gemüsesaft aus dem Kühlschrank zu holen, den sie in ein Weinglas goss und mit einer Prise schwarzem Pfeffer würzte. Loren hielt sich ebenfalls in der Küche auf, allerdings nur in Fragmenten, als Schatten auf den Armaturen und Schrankoberflächen. Sie blickte durchs Fenster hinaus auf den See: Spätnachmittag, die Sonne im Westen, das Eis wie ein Block aus Blei. Sie ging mit dem Glas zu dem schwarzen Sessel zurück, setzte sich, schloss die Augen und nippte an dem Saft. Sie musste den Wagen loswerden, da hatte Loren recht.
    Und sie musste Lucas helfen, Willett zu fassen.
    »Lass sie raus«, sagte Loren. »Lass Fairy raus.«
    »Wie?«
    Kein wirkliches Problem: Alyssa saß mit übergeschlagenen Beinen im Sessel, die Augen geschlossen, und ließ Fairy völlig entspannt herein.
    »Siehst du, es geht doch«, lobte Loren.
    »Nicht ganz«, erwiderte Fairy. »Alyssa ist auch noch hier.« Fairy streckte die Hand aus und zog Loren durch den Spiegel. Er trug eine schwarze Hose, ein schwarzes Seidenhemd, eine dunkle Sportjacke und spitze Schuhe im italienischen Stil. Loren setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel.
    »Irgendwelche Ideen?«, fragte er.
    »Der Wagen ist ein Problem, wegen dem Blut«, antwortete Fairy. »Wir können ihn weder verkaufen noch einfach irgendwo stehen lassen - darin finden sich bestimmt Haare und andere Spuren von mir. Wenn sie einen DNS -Test machen, haben sie uns.«
    »Wir verbrennen ihn«, schlug Loren vor.
    »Gut. Draußen in der Garage ist Benzin. Drei oder vier
Kanister dürften genügen.

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