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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hinter einem Lagerhaus, so dass man das Feuer von der Straße aus nicht sehen konnte. Wenn die Flammen nicht allzu hoch züngelten, dachte sie, würden vielleicht erst nach einer ganzen Weile Leute darauf aufmerksam. Sie sah nichts und niemanden, als sie den Wagen
abstellte und die Scheinwerfer ausschaltete, blieb einen Moment sitzen, damit ihre Augen sich an die Düsternis gewöhnten, und glitt dann aus dem Honda.
    Kalt. Kälter als vor ihrem eigenen Haus oder oben am Flughafen. Fröstelnd blickte sie sich um, ohne sonderlich viel erkennen zu können. Unten schimmerten Sicherheitslichter, und von der Concord drang Verkehrslärm herauf.
    Sie öffnete die hintere Tür. Dort war er, der Kanister. Nach einem letzten Blick hinaus kippte sie ihn zwischen Vorder- und Rücksitzen aus, so dass das Benzin auf den Boden floss. Anschließend zog sie die Lunte aus dem Plastikbeutel und rollte sie in voller Länge aus, bevor sie den Blick ein allerletztes Mal schweifen ließ, mit zitternden Fingern ein Streichholzheftchen aus der Tasche holte, einen Schritt zurücktrat, ein Zündholz auf die Lunte fallen ließ und sich zum Wegrennen umwandte.
    Doch die Flamme erlosch. Sie zündete, Benzindünste in der Nase, ein weiteres Streichholz an, ließ auch dieses fallen und begann zu laufen. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen, um sich zu vergewissern, dass das Feuer die Lunte entlangzüngelte.
    Dann joggte sie los. Sie war ungefähr hundert Meter von dem Prelude entfernt, als er mit einem lauten Knall explodierte und die Flammen weithin sichtbar über das Dach des Lagerhauses schlugen. Und sie rannte und rannte und rannte und überquerte die Straße und hastete den Hügel hinauf, wo sie bereits die ersten Sirenen hörte …
     
    Später in der Nacht.
    Vor Frank Willetts hübschem kleinem Haus im Ranchstil joggte sie mit dem Messer in der Tasche die Straße entlang, weg von ihrem Wagen, sich immer wieder umschauend. Als sie sich der Tür zuwenden wollte, sah sie eine Frau mit einer Lebensmitteltüte auf der anderen Straßenseite in ihre Richtung
kommen und passierte das Haus, das Gesicht von der Frau abgewandt. Dabei dachte sie: Nichts läuft je hundertprozentig nach Plan.
    Fünf Minuten später kehrte sie zurück, und nun lief alles nach Plan …

NEUNZEHN
    Lucas verbrachte den Vormittag damit, die Observierung von Frank Willett zu organisieren, einen lockeren Ein-Mann-Einsatz, bis sie wussten, ob sie ihn festnehmen würden oder nicht. Lucas hatte Willetts Tagesplan von Alyssa Austin erfragt. Er unterrichtete Tai-Chi in einem Wellness-Center und gab Pilates-Kurse in zwei anderen.
    »Ich habe über Frank nachgedacht«, hatte Alyssa gesagt. »Meiner Ansicht nach ist er zu weich für einen Mord. Trotzdem muss ich mich vergewissern, dass er in keinem meiner Spas Rauschgift verkauft.«
    »Lass dir damit aber bitte noch ein paar Tage Zeit, ja?«, bat Lucas. »Bis wir zu einer Entscheidung gelangt sind. Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr.«
    Sie versprach ihm, in sich zu gehen.
     
    Außerdem stand Arbeit für das Sicherheitskomitee zum republikanischen Parteitag an. Nach der Sitzung fuhr Lucas zum United Hospital, um einen Freund zu besuchen, dem Stents eingesetzt worden waren. Dort gönnte er sich in der Krankenhauscafeteria eine Pizza mit Peperoni und eine Flasche Cola light.
    Als er den Wagen aus der Tiefgarage des Krankenhauses lenkte, klingelte sein Handy: Carol. »Sie waren nicht zu erreichen«, sagte sie.
    »In der Klinik muss man das Handy ausschalten«, erklärte Lucas. »Was gibt’s?«
    »Ein Kollege aus San Francisco wollte wegen Willett mit
Ihnen sprechen«, antwortete sie. »Er hat gesagt, er wär’ noch eine Stunde da - jetzt nur noch eine halbe. Ich gebe Ihnen die Nummer.«
     
    Luther Wane klang trotz seines Raucherhustens fröhlich. Zwischen zwei Anfällen sagte er: »Ich hab mit dem Staatsanwalt geredet - sie wollen ihn nicht. Das heißt, sie würden ihn schon nehmen, wenn’s nichts kostet, aber sie werden niemanden zu Ihnen schicken, um ihn abzuholen.«
    »Na wunderbar«, erwiderte Lucas.
    »Tja, der Fall wird wahrscheinlich sowieso zu den Akten gelegt. Unsere Gefängnisse sind voll, und unser Budget ist ausgeschöpft. Und eine windige Anklage gegen einen Kleindealer wegen einer Sache, die sechs Jahre zurückliegt … Es würde ungefähr zehntausend Dollar kosten, ihn zu holen, und das ist es ihnen nicht wert.«
    »Und wenn er einen Fluchtversuch unternimmt …?«, fragte Lucas, der das Gespräch reichlich

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