Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
schnellen Schrittes, angetrieben von natürlicher Neugier, in das Gebäude und prüften die Räume. Dass keine Personen mehr anwesend waren, war gesichert. Die Spezialeinheit machte keine Fehler, dennoch musste jeder Raum inspiziert werden. Sie blickten links in die Küche, rechts ins Bad, schließlich blieb Wolf stehen und griff Jim an die Schulter.
„Prüf die hinteren Räume, ich sehe mich hier vorne um“, b efahl er Jim und blickte nach rechts. Das Badezimmer. Mit einem großen Schritt war er drin und starrte auf das Aluminiumregal. In den oberen zwei Fächern lagen Handtücher, das unterste Fach war gefüllt mit Putzmittelflaschen. Wolf trat mit dem rechten Fuß in das unterste Fach mit der Absicht, die Flaschen umzuwerfen, als wäre er beim Kegeln, doch die Flaschen fielen nicht um, denn sie waren fest angeklebt. Wolf lächelte, zog das Regal zur Seite und klopfte an die dahinter liegende Wand. Eindeutig Gips. Sein Bruder hatte Recht. Eine versteckte Schiebetür, hatte er ihm berichtet. Wolf schob die Tür nach rechts und blickte in den kleinen Lagerraum. Die Regale waren bis unter die Decke gefüllt. Die weiß roten Zuckertüten ließen Wolf triumphieren. Er griff sich eine der Tüten und bohrte mit dem Finger ein Loch hinein, zog ein paar Krümel heraus und rieb sie sich auf die Zunge, schließlich murmelte er: „Jetzt hab ich euch, ihr Dreckskerle.“ Dann ging er zurück in den Flur und rief Jim zu sich.
„Jim, ich hab’s gefunden. Wir können die Spurensicherung rufen, die sollen die Bude ausräumen.“
Jim trabte heran und schlug Wolf auf die Schulter, dann warf er einen Blick in das Lager.
„Zucker?“
Wolf grinste zufrieden. „Koks, ne ganze Menge.“
Jim riss die Augen auf. „Das müssen ein paar hundert Kilo sein.“
Wolf warf einen letzten Blick ins Badezimmer, bevor er sich auf den Weg machte, als er etwas bemerkte, was ihn zutiefst schockierte. Im Grunde nur eine Kleinigkeit, doch in Anbetracht der Situation eine erschreckende Information…
Kap itel 9
Ich lag völlig entspannt auf meiner Couch und blätterte in e inem alten Buch, das ich schon lange einmal lesen wollte. Vor zehn Minuten hatte ich mit meinem Chef telefoniert und ihm mitgeteilt, dass ich diese Woche nicht mehr arbeiten könne. Er war nicht einmal wütend und wünschte mir, zu meiner Überraschung, sogar gute Besserung. Ich war fürbass erstaunt darüber, war er doch sonst eher ein cholerischer Mensch, der sich über derlei Nachrichten herrlich aufregen konnte. Ich hatte mir vor dem Gespräch bereits ausgemalt, wie er das Telefon in seiner Hand zerquetscht, während ich ihm mitteilte, dass ich diese Woche aus gesundheitlichen Gründen ausfiel. Ich sollte mich irren. Er sprach aus, wie leid ihm dies tue und dass ich hoffentlich bald wieder wohlauf sei. Ich war baff. Jedenfalls nutzte ich meine Zeit, mich zu entspannen und ein wenig zu schmökern, als es an der Tür klingelte. Ich tippte auf Wolf, da ich ihn gestern im Krankenhaus eingeladen hatte, mich heute auf einen Kaffee zu besuchen. Ich hoffte, er wäre es. Also sprang ich auf die Beine und hetzte zur Tür. Ein Blick durch den Türspion zeigte, dass meine Hoffnung auf brüderlichen Besuch erhört worden war. Voller Freude öffnete ich die Tür und lächelte meinen Bruder an.
„Wolf, schön, dass du Zeit hast.“
Er hielt eine Flasche Sekt in seiner Hand, keinen besonders teuren, aber immerhin. Es schien einen Grund zum Feiern zu geben, denn er brachte sonst nie etwas mit, wenn er mich besuchte. Heute war alles anders, denn ausnahmsweise lächelte er sogar, auch ein Zustand, den ich von ihm kaum kannte. Er trat ein und hob die Flasche in die Höhe.
„Kein Kaffee, heute. Hol Gläser, die Süße hier wird jetzt g eköpft“, sagte er in bester Laune mit einem Blick auf die Flasche.
„Sekt am helllichten Tag, ist ja super“, frohlockte ich und ging in die Küche um Gläser zu organisieren. Wolf ging ins Wohnzimmer. Als ich mit den Gläsern anrückte, saß er bereits auf seinem Lieblingssessel und zerrte wie wild an dem fest sitzenden Korken. Mit einem erschreckend lauten Plopp löste er sich und flog an die Zimmerdecke. Ich zuckte kurz zusammen, stellte die Gläser vor Wolf auf den Tisch und setzte mich auf die Couch. Mein Bruder ließ die schäumende Flüssigkeit in die Gläser fließen und grinste zufrieden. Der für mich äußerst ungewohnte Anblick eines Lächelns im Gesicht eines ansonsten bitter ernsten Menschen kam mir schon beinahe
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