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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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doch heute fiel es ihm ausnahmsweise leicht. Nicht nur, dass er den bisher größten Drogenfund seiner Amtszeit belobigen durfte, selbst die Fadenzieher hatte man gefasst und zu guter Letzt hatte es bei der Verhaftung nicht einen einzigen Verletzten gegeben. Ein solch beispielhafter Einsatz durfte nicht unerwähnt bleiben und musste unbedingt belobigt werden. Die Vorfreude des Chiefs auf eine ebenso lobende Dankesrede seitens des Bürgermeisters war mehr als nur groß und dieser Erwartung entsprechend fiel sein Lob an seinen besten Mann aus. Nachdem er fertig war, blickte er Wolf eine halbe Minute schweigend an und sagte schließlich:
    „ Dafür gibt es einen Orden. Die Ehrung ist nächsten Freitag um zehn. Wo ist eigentlich Ihr Partner?“
    „Jim ist noch nicht da. Hat vermutlich den großen Erfolg ge stern Abend ordentlich gefeiert. Er wird schon noch kommen“, erwiderte Wolf.
    „Schön. Habt Ihr euch verdient. Sagen Sie ihm Bescheid, denn ich werde meine Lobeshymne nicht wiederholen, verstanden?“
    Wolf lachte.
    „Ich werde Sie wörtlich zitieren, aber er wird mir nicht glauben, dass es Ihre Worte waren.“
    Der Chief ließ sich in seinen Sessel fallen und grunzte:
    „Ist mir einerlei. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
    Wolf blickte auf seine Armbanduhr.
    „Gut, Chief. Ich schätze, Jim wird sich nie verzeihen, Ihre R ede verpasst zu haben. Ich muss jetzt los, wir verhören diese beiden Memmen und pressen ein Geständnis aus Ihnen raus. Im Grunde ist es ja egal, denn wir haben sie mit fünfhundert Kilo Koks erwischt, aber der Bürokratie zuliebe, Sie verstehen?“
    Der Chief winkte ab und vertiefte sich in die Tageszeitung, während er murmelte:
    „Ja, ja, schon gut. An die Arbeit und immer schön dran bleiben.“
     
    Wolf saß an seinem Schreibtisch und griff zum Telefonhörer. Er drückte die Schnellwahltaste und wartete. Nach mehrmaligem Klingeln legte er auf und blickte erneut auf seine Armbanduhr. Kristie, seine Kollegin und gute Freundin, kam zu ihm und stellte eine Tasse frisch gebrühten Kaffee neben ihm ab.
    „Danke“, sagte Wolf geistesabwesend.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Kristie besorgt. Ihr Blick fiel in seinen Schritt und sie erinnerte sich an eine Nacht, die sie vor kurzem mit ihm verbracht hatte. Sie leckte sich die Lippen und lächelte.
    „Es ist nichts“, erwiderte Wolf, „mein Partner hat wohl zu la nge gefeiert und verpennt den ganzen Tag.“
    „Jim?“
    „Ja. Er geht nicht ans Telefon.“
    „Ist eigentlich nicht seine Art, oder?“, meinte Kristie.
    „Nach dem gestrigen Erfolg darf er eine Ausnahme machen, denke ich.“
    Kristie klopfte ihm zärtlich auf die Schulter. „Oh, ja natürlich. Glückwunsch zu deinem erfolgreichen Einsatz. Ihr habt ja richtig abgesahnt. Wie viel Koks habt ihr erbeutet?“
    „Ne halbe Tonne.“
    „Wahnsinn! Das ist großartig, und die Dealer habt ihr auch, oder?“
    Wolf stand auf. „Stimmt. Und die werden jetzt ohne Jim verhört. Da hat er eben Pech gehabt.“
    Er packte seine dampfende Tasse Kaffee, küsste Kristie zärtlich auf die Wange und ging in Richtung der Verhörräume.
     
    Die beiden Dealer saßen, getrennt voneinander, in verschiedenen Räumen und warteten bereits seit geraumer Zeit. Wolf wollte nicht länger auf Jim warten, zumal die Sachlage eindeutig war und jetzt schon ausreichte, um die beiden für Jahrzehnte einzusperren. Er war lediglich an einer Information interessiert. Wo kamen die Drogen her? Wie wurden sie ins Land geschmuggelt?
    Ernsten Blickes nahm Wolf am Verhörtisch Platz und starrte missmutig in die vor ihm liegende Akte, während der Dealer laut schluckte und sich die Lippen leckte. Dabei fixierte er Wolfs Kaffeetasse an und sagte frech:
    „Ich habe Durst.“
    Wolf blickte auf, nahm seine Tasse und trank einen kräftigen Schluck der wärmenden, braunen Flüssigkeit. Dabei schaute er dem Dealer tief in die Augen. Schließlich setzte er seine Tasse ab und sagte:
    „Gewöhn dich dran.“
    Der junge Kerl war kaum fünfundzwanzig, sah abgemagert aus und hatte eine Tätowierung auf dem Handgelenk, die wie eine schwarze Spinne aussah. Wolf sah sie aus den Augenwinkeln, achtete aber nicht weiter darauf. Der freche Kerl schien nicht begeistert von Wolfs Antwort und zeterte los:
    „Das ist Folter. Ich sitze seit zwei Stunden hier und will was zu trinken!“
    Wolf legte die Akte zur Seite und starrte den Dealer gefühlskalt an.
    „Wo habt ihr das Zeug her?“, fragte er dann.
    „Was für’n Zeug?“,

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