Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
gespenstisch vor. Aber im guten Sinne. Er reichte mir ein Glas und erhob seines.
„Auf dich, du Teufelskerl“, sagte er lautstark und trank sein Glas in einem Zug leer. Ich bemühte mich, mitzuhalten und spülte den Sekt hinunter, schluckte mehrmals und vermied geflissentlich ein aufstoßen, was die übliche Reaktion auf einen großen Schluck Sekt bei mir wäre. Wolf füllte die leeren Gläser sogleich wieder nach, und lehnte sich entspannt zurück. Er lächelte immer noch.
„Dein Lächeln lässt darauf schließen, dass du e inen erfolgreichen Tag hattest“, sagte ich und ergriff mein nachgefülltes Glas. Wolf nickte selbstzufrieden und zog sein Lächeln weiter auf.
„Dem Begriff Teufelskerl entnehme ich, dass ich Anteil an deinem Erfolg hatte.“ Wieder nickte Wolf.
„Das Badezimmer?“
„Ja.“
„Die Zuckertüten?“
„Ja.“
„Hatte ich recht mit den Drogen?“
„Ja. Wir haben die Bude ausgeräuchert und ein bisschen Koks gefunden.“
„Wie viel?“
„Rate.“
„Hundert Kilogramm?“
Wolf schüttelte mit dem Kopf. „Mehr.“
„Sagen wir Zweihundert.“
Wolf schüttelte wieder mit dem Kopf. „Mehr.“
„Sag schon, wie viel war es?“
„Wir haben fünfhundert Kilo da raus geholt.“
Ich staunte. Mit so viel hatte ich nicht gerechnet.
„Dafür gibt es sicher einen Orden, oder?“, sagte ich.
Wolfs Lächeln war Antwort genug. Er zog es quer übers Gesicht, so breit war es. Statt zu Antworten erhob er sein Glas erneut und trank noch mehr Sekt. Ich tat es ihm gleich. Als er das Glas wieder abstellte, sagte er anerkennend:
„Dein Verdienst.“
Der Sekt prickelte in meinem Hals und ich konnte ein kleines, unhöfliches Bäuerchen nicht vermeiden. Wolf grinste.
„War das ein Danke ?“
Ich nickte nur, dann hätte ich mich beinahe verschluckt, denn Wolfs Lächeln war mit einem Mal verschwunden, als wäre es nie da gewesen. Sein bitter ernster Blick traf mich wie ein Dampfhammer und ich zuckte zusammen, während ich auf etwas Unangenehmes wartete, was immer es war.
„Etwas ist mir noch nicht ganz klar“, sagte er streng.
Ich blickte verlegen auf meine Hände und murmelte: „Was könnte das sein?“
Wolf kam ungebremst zur Sache und ich wurde immer kleiner.
„Du sagtest, du hättest das Lager durch das Badezimmerfenster gesehen, nicht wahr?“
Ich nickte, ahnte aber schon, was jetzt kommen würde. Er füh rte weiter aus.
„Es stimmte alles. Das Regal, die Schiebetür, das Lager, bis auf eine winzige Kleinigkeit.“
Wieder starrte ich auf meine Hände und wiederholte: „Was könnte das sein?“
Wolf beugte sich vor und kam s ehr nahe an mein Gesicht heran. Jetzt sprach er leiser:
„Das Fenster ist aus dichtem Milchglas. Man kann von draußen keineswegs ins Badezimmer sehen.“
Ich zuckte zurück und fühlte mich ertappt. Wie sollte ich das begründen. Wenn ich ihm erklärte, durch Spiegel gewandert zu sein, um in einer menschenleeren Kopie dieser Welt die Wohnung durchsuchen zu können, würde er mich vermutlich erschlagen. Wir saßen nun schon seit zehn Minuten hier und er hatte mich weder Freak , noch einen Verrückten geschimpft. Zum ersten Mal in meinem Leben schien er stolz auf mich zu sein und das konnte ich einfach nicht zerstören. Ich suchte verzweifelt nach einer plausiblen Erklärung, doch noch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte er:
„Hör zu, mein Lieber. Was du getan hast, was selbstlos und wahnwitzig gefährlich. Aber du hast den Fall geknackt. Das war der bisher größte Erfolg meiner gesamten Karriere, deshalb kann ich dir einfach nicht böse sein, aber du musst mir versprechen, dass du dich nie wieder als Ermittler betätigst. Du darfst dich weder als Polizist ausgeben, noch in fremde Häuser steigen. Wenn diese Drogendealer dich da erwischt hätten, wärst du jetzt tot und ich könnte deine Leiche aus dem Fluss fischen. Versprich mir, dass du so etwas nie wieder tust.“
Ich blickte auf, lächelte und sagte: „Dir zu helfen, war mir ein Bedürfnis. Ich verspreche, nie wieder als Ermittler zu arbe iten.“
„So ist’s recht“, sagte Wolf und füllte die Gläser wieder nach.
„Und jetzt trinken wir auf den Erfolg.“
Ich schwebte auf Wolke Sieben , ohne auch nur annähernd zu ahnen, wo uns dieser Fall noch hinführen würde…
Kapi tel 10
„Verdammt gute Arbeit, wirklich, verdammt gut“, sagte der Chief. Eine der eher unangenehmen Pflichten des Polizeichefs war das Aussprechen lobender Worte an seine Männer,
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