Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
und stürmte Brutus entgegen. Als er ihn erreichte, rammte er ihm das spitze, abgebrochene Ende des Stabes in den Bauch und flog gleichzeitig nach hinten weg, umgestoßen von der Wucht eines rennenden Bulldozers. Beide stürzten zu Boden, Wolf rücklings, Brutus landete auf ihm. Sofort schob er ihn zur Seite und sah den abgebrochenen Stock tief in Brutus Bauch stecken. Dickflüssiges Blut rann aus der Wunde. Ein Keuchen rann aus Brutus’ Kehle, reglos blieb er liegen.
Wolf suchte nach seinem Bruder. Peter lag, einige Meter weit entfernt, reglos auf dem Boden. Mühsam kämpfte sich Wolf auf die Beine und lief zu ihm, beugte sich hinunter und fühlte seinen Puls. Er hatte sich einen Volltreffer von Brutus eingefangen. Wolf hatte seinen Flug mitverfolgt und wusste nicht, ob ein Mensch einen solchen Hammerschlag überleben konnte, doch Peters Puls schlug gleichmäßig. Er schlug ihm mehrmals sachte auf die Wangen und wartete ein paar Sekunden. Peters Atem wurde deutlicher, schließlich schlug er die Augen auf und sah seinen Bruder überglücklich an.
„Wie schön, du bist da. Haben wir ihn erledigt?“ , flüsterte Peter.
Wolf nickte. „Ja, wir haben ihn erledigt, du Verrückter. Er hä tte dich totschlagen können.“
„Ich weiß, ich soll mich nicht einmischen, ich hatte allerdings den Eindruck, als könntest du Hilfe gebrauchen.“
Wolf lachte. „In der Tat, du hast mir den Arsch gerettet.“
„Siehst du, manchmal kann auch ein verrückter Freak hilfreich sein.“
„Hör schon auf. Du bist kein Freak, okay?“
Peter grinste übers ganze Gesicht.
„So etwas Nettes hast du noch nie zu mir gesagt.“
Wolf blickte sich um und sah die Pistole in einiger Entfernung im Staub liegen.
„Wenn du das nächste Mal jemanden erschießen willst, musst du die Waffe zunächst entsichern, verstanden?“
Wolf bemerkte aus den Augenwinkeln das Unmögliche und starrte in die Wüste, während er Peter auf die Beine half.
„Wo ist er?“, fragte er laut. Peter starrte in Wolfs Blickrichtung.
„Der breite Kerl?“
„Ja. Brutus. Wo, zum Teufel, ist er.“
„Er steht direkt hinter dir“, sagte Brutus und schlug mit der rechten Faust zu. Wolf spürte den Schmerz am Hinterkopf und stürzte zu Boden, Peter stolperte mehrere Schritte erschrocken zurück, während Brutus auf brutalste Weise auf Wolf eintrat. Er trat immer wieder zu, traf ihn im Magen, im Gesicht und auf dem Brustkorb. Wolf krümmte sich und kam nicht mehr auf die Beine, er stöhnte schmerzerfüllt, Blut lief ihm übers Gesicht, doch Brutus kannte kein Erbarmen.
Dann fielen drei Schüsse. Ohrenbetäubend hallte das Echo durch die karge Felslandschaft. Wolf krümmte sich vor Schmerz, spürte aber keine weiteren Einschläge mehr, das Treten hatte aufgehört, Stille kehrte ein. Wolf blickte sich um, wischte sich das Blut aus dem Gesicht und kämpfte sich unter schmerzerfülltem Stöhnen auf alle Viere. Schließlich sah er Brutus im Staub liegen. Zwei Einschusslöcher im Brustkorb, einer davon nahe am Herzen und ein dritter Treffer auf der Stirn. Wolf traute seinen Augen nicht. Er drehte sich um und sah Peter. Er stand kerzengerade und stocksteif da, hielt die rauchende Pistole vor sich. Offenbar befand er sich noch immer im Kampfmodus und fand nicht mehr heraus. Obgleich Brutus längst gestorben war, wurde er von Peter bedroht. Wolf ging zu ihm und sprach beruhigend auf ihn ein:
„Ganz ruhig, Kleiner. Lass die Pistole los.“
Er griff die Waffe und zog sanft daran, doch Peter hielt sie fest umklammert.
„Na los, Peter. Gib sie mir. Es ist vorbei.“
Peters Griff ließ ein wenig nach und Wolf zog ihm die Waffe aus der Hand.
„Haben wir ihn erledigt?“, murmelte Peter leise.
Wolf legte ihm eine Hand auf die Wange.
„Nein, Peter. Du hast ihn erledigt. Du ganz allein.“
Kapitel 39
Mein Schädel dröhnte und mein Gesicht fühlte sich an, als hä tte mich ein Pferd getreten und dennoch war ich überglücklich. Noch nie in meinem ganzen Leben war Wolf so nett zu mir gewesen. Er hatte sich über mich gebeugt, lächelte mich an und sprach beruhigend auf mich ein. Endlich schien ihm klar zu werden, dass wir beide der klägliche Rest einer beinahe ausgestorbenen Familie waren. Wir hatten nur noch uns, und die letzten Krieger mussten zusammenhalten. Heute hatte ich ihm das Leben gerettet und er dankte es mir, indem er mich nicht mehr länger als Freak betrachtete, er hatte mich als seinen Retter erkannt und war mir für alle Zeiten
Weitere Kostenlose Bücher