Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
dankbar. Als nächstes gingen wir in das seltsam platzierte Wüstenhaus und ich zeigte ihm, in welchem Zimmer ich festgehalten worden war. Obwohl in diesem Haus über dreißig Grad Celsius herrschten, fühlte es sich kühl an, wenn man von draußen hineinkam. Wir standen in meinem Gefängnis und Wolf sah sich kurz um. Dann sagte er:
„ Es ist kühl, das Bett sieht äußerst bequem aus und du bist nicht gefoltert worden. Du hattest es doch gut.“
Ich starrte ihn erschrocken an und erwiderte laut:
„Wolf, ich war eine Geisel!“
Wolf lachte. „Schon gut, ich nehme dich nur auf den Arm.“
Oh, Mann. Den hatte ich nicht kommen sehen. Mein Bruder veräppelte mich und ich stand auf der Leitung. Ich liebte diesen Kerl.
Als Wolf den Raum verließ, trottete ich ihm zunächst hinte rher, doch dann blieb ich noch einmal stehen als hätte ich etwas vergessen. Es war eine Art Impuls, ein ungutes Gefühl, das nach Befriedigung schrie. Diese Ungewissheit konnte ich nicht mit auf den Weg nehmen. Die Frage, die mir durch den Kopf schoss lautet: Was war mit der Bestie? Ich hatte sie betrogen und überlistet, hatte einen Schlüssel und eine Pistole von der anderen Seite hierher gebracht und darüber hinaus eine Wasserflasche von dieser Seite drüben gelassen. Ich war verantwortlich für ein Ungleichgewicht der Dimensionen. Die Kreatur würde toben, würde versuchen unsere Welt zu betreten um ihr Eigentum zurückzuerobern. Ich konnte nicht anders, ich musste einen Blick in das Badezimmer werfen, um zu prüfen, ob der Spiegel heil geblieben war, ob alles seine Ordnung hatte. Einerseits weigerte ich mich, den Raum zu betreten, andererseits trieb mich meine Neugier immer weiter, also spähte ich zumindest um die Ecke. Der große Spiegel war genau dort, wo er vorher war und er war unbeschädigt. Ich sah weder eine Bestie, noch ein von einer tobenden Kreatur verursachtes Chaos. Alles war in Ordnung, meine Befürchtungen übertrieben. Die Aufregungen der letzten Tage hatten meine Nerven sicher ein wenig überspannt. Bevor mein Blick vom Spiegel abließ und ich Wolf folgte, sah ich noch eine halb volle Wasserflasche auf dem Boden vor dem Spiegel liegen. Ich erschrak kurz und erinnerte mich, dass ich eben diese Flasche der Kreatur auf der anderen Seite zugeworfen hatte. Die Flasche dürfte in dieser realen Welt nicht mehr existieren, dennoch lag sie dort vor dem Spiegel. Hatte die Bestie sie zurückgebracht? War sie also doch hier gewesen und hatte die Suche nach mir nach einer Weile aufgegeben? Oder lauerte sie hier irgendwo? Hinter der nächsten Ecke vielleicht? Verflucht. Bevor mich die nächste Panikwelle überrollte, lief ich in die Halle hinaus und suchte nach Wolf. Seine Gesellschaft hatte mir schon immer die Sicherheit gegeben, die ein Mann braucht, um eine Panikattacke abzuwehren. Ich entdeckte Wolf im Computerraum. Die sechs Monitore waren abgeschaltet, das heißt, bis auf einen. Wolf starrte entsetzt auf den ersten Bildschirm. Bill Fullers arrogantes Grinsen hatte ihn wohl in seinen Bann gezogen. Dieser Schwerverbrecher entdeckte mich, als ich eintrat, weil ich offenbar in den Radius der Kamera getreten war, die mich in die digitale Welt der Übertragungstechnik einsaugte. Sein Grinsen wurde breiter.
„Ah, wie schön. Die Brüder wieder vereint. Was für ein sentimentaler Moment. Ich freue mich für Sie, Wolf, obwohl ich, offen gesagt, mit einem Sieg auf meiner Seite gerechnet hatte. Hiermit war Brutus eine Enttäuschung sondergleichen, was mich eine Stange Geld gekostet hat. Wie schade.“
Wolf fühlte sich nach diesem fulminanten Sieg überlegen. „Lassen wir doch die Spielchen, Fuller. Wie wäre es mit einem Treffen? Sie, ich und die Drogen. Ich nehme doch an, sie sind noch immer an ihnen interessiert?“
Wolf sah an Fullers Blick, dass er einen Nerv getroffen hatte . Der schmerzliche Verlust von zwanzig Millionen Dollar war selbst für einen Mann wie Bill Fuller nur schwer zu ertragen. Ich selbst fühlte mich abgestellt, niemand beachtete mich und mir wurde erneut bewusst, dass ich in dieser Angelegenheit nicht mehr als ein Druckmittel war, was zur Folge hatte, dass ich in dieser Unterhaltung keinen Beitrag zu leisten hatte. Während ich dastand und über die Bestie nachsann, kam mir der Gedanke, dass ich selbst es war, der die Wasserflasche während einer Panikattacke genau dort abgelegt hatte, wo ich sie soeben entdeckte. Wäre es denkbar, dass ich mir das Untier erneut eingebildet hatte? Meine
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