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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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einen Satz heiße Ohren gab, also mit den Kollegen beziehungsweise der Konkurrenz, aber auch mal bei den Mädels. Aber nie richtig doll. Da muss ich gleich dazusagen, dass ich später eher Marke Poussierstengel war, ist ’n altmodischer Begriff, ’ne ganz feine Pflanze, das war dann aber sowas von selten, dass mir mal die Hand …, also bei meinen Mädels. Und die Erste kam von ganz alleine. Da war ich grad mal zwanzig geworden. Da hab ich noch ganz schön rumgestümpert, und das hat noch paar Jahre gedauert, bis ich wusste, wie das alles richtig läuft, wie man so ’n Mädel richtig bei der Stange hält. Und auch wenn das die Claudi nicht so gerne hört, die Mädels von der Ludenbrigade, die haben mich damals ganz schön rangenommen, so ’nen Pimpf wie mich, und ihre Männes haben drüber gelacht, weil die mich alle schon gut leiden konnten. Tut dem schönen Jungen mal was Gutes. Aber wenn’s dann mal zur Sache ging, weil irgendwelche Typen Streit anfingen, war ich sofort mit dabei. Da haben die mich unterschätzt, alle. Also nicht lange. Den U., den Karate-Champ, und der war wirklich mal deutscher Meister Anfang oder Mitte der Achtziger, den kannte ich da schon ganz gut. Wobei das schon inflationär war, mit den Karate-Namen, damals. Da gab’s Karate-Andy, Karate-Mike, Karate-Theo (alias der »schöne Theo«), Karate-Werner, dann den sogenannten Karate-Opi, Karate-Schwärtner, Karate-Mannie aus Essen, Karate-Horst, Karate-Micha, Karate-Steffen, nee, das war so ’ne Ostpocke etliche Jahre später, Karate-Karl, Karate-Bernd, Karate-Schwanz …, obwohl den kaum einer außerhalb von Bottrop kannte. Da waren schon etliche harte Jungs drunter, aber da gab’s auch den ein oder anderen, der war eher Karate-Film-Fan. Bruce Lee und so. Obwohl, das war ja nun Kung Fu.
    Also mit dem Karate-Boom hatte ich da nicht so viel am Hut, aber, und das war das, ich kannte paar von den Typen ganz gut. Und wenn’s zur Sache ging, war ich auch ohne Karate gut dabei. Die Siedlung in Bottrop, wo ich aufgewachsen bin, das war schon echt Ruhrpott. Hartes Pflaster. Mein Häuschen habe ich mir schon woanders zugelegt, also wir, Bottrop-West, mit schönem Landschaftsblick. Klar, das gibt’s hier.
    Und mein erstes Mädel, da muss ich so zweiundzwanzig gewesen sein, da bin ich zu gekommen wie Mutter Maria zum Begründer des Christentums. Na ja, nicht ganz. Aber ich glaube, die Jungs wollten mich bisschen austesten. Die Disko gibt’s heute schon längst nicht mehr. Ich sagte ja, alles aussterbend. Die hat sich mir, wie man so sagt, an den Hals geschmissen. Und da gab’s ’n anderen Assi, meine, überhaupt ’n Assi, weil der Großteil, eigentlich alles, von dem, was ich verdient hab in meinem Job, also kurz nach der Lehre, ging für Klamotten drauf. ’ne Corvette und so konnte ich mir da noch nicht leisten, war immer als Sozius unterwegs mit den Jungs, da war ich auch immer stundenlang beim besten Friseur, ich hatte ja Naturlocken, und das dauerte seine Zeit.
    Jedenfalls macht der Assi Stress, weil da die Kleine bei mir am Tresen und dann auf der Tanzfläche. Und als der uns und mir blöd kam, musst ich ran. Ran und rein in den Mann. Das ging aber ganz schnell, weil der hatte mich Leichtathletiker einfach unterschätzt. Und da hatte ich dann meinen Ruf weg. Das Blöde war, dass ich da noch heimlich, mehr oder weniger, bei meiner Mutter ein Zimmer hatte. Aber der G., was einer von den Jungs war, hat mir sofort eine seiner Wohnungen weitervermietet. Und dann fing das an zu laufen. Klar, erstmal richtig gut, dann wieder holprig, wie das eben so ist. Und das war schon ’ne klasse Frau, die Grit aus Bochum, da kann man gar nichts sagen. ’ne junge Frau. Die ist dann bis Mitte der Neunziger bei mir geblieben, also fast zehn Jahre. Die hat dann einen kennengelernt, der wollte mit ihr ’ne Familie gründen, also sie mit ihm, weil irgendwann wird der Ruf des Nestes übermächtig, obwohl wir beide, anfangs allein und dann mit den anderen Mädels, ’n ganz prima Nest gehabt haben. Der Typ, und das hat die Grit auch so gewollt, hat dann bisschen was hingelegt, weil der natürlich wusste, was los ist, weil der sie ja so kennengelernt hat. Das ist nicht immer so gelaufen, wenn eine von mir wegwollte. Ich meine, da gab’s die Hardcore-Luden, das kann ich von heute aus schon so sagen, die haben da nichts anbrennen lassen und haben den Mädels jede Mark abgeknipst, dafür hatten die ’n schönes Leben, also wie man’s nimmt, Disko, Klamotten,

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