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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Haut versengte. Sie ließ das brennende Streichholz auf die Herdplatte fallen und nahm den Finger in den Mund.
    »Hast du dir weh getan?« fragte Wolfe.
    Jessica blies auf ihre Fingerspitzen, bevor sie sie aufmerksam untersuchte. »Nur ein bißchen verschmort.«
    »Laß mich mal sehen.«
    Er betrachtete ihre Fingerspitzen, führte sie an den Mund und berührte sie mit der Zungenspitze. Als er den Kopf wieder hob, sah ihn Jessica mit einem Gesichtsausdruck an, der Schrecken und Ekel verriet.
    »Du brauchst gar nicht so entsetzt zu gucken«, sagte Wolfe. »Jede Katze würde dasselbe tun, wenn sich ihr Junges verletzt hat.«
    Jessica machte den Mund auf, aber die Worte ließen auf sich warten. Ein kaum übersehbares Schaudern überlief sie. Wolfe drehte sich um und entzündete mit einer geschickten Handbewegung ein anderes Streichholz.
    »Geht jetzt und packte Eure Koffer aus, Lady Jessica«, sagte er und hielt das Streichholz an das bereits gestapelte Feuerholz. »Der wilde Sohn des Grafen wird heute das Abendessen kochen.«
    Jessica zuckte zusammen. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie warm und freundlich sich Wolfes Stimme bis zu dem Moment angehört hatte, in dem ihre frühere Unterkühltheit zurückkehrte.
    »Wolfe? Was habe ich dir denn getan?«
    »Wenn Ihr mit dem Auspacken fertig seid, nehmt Ihr Euch am besten ein paar von den hochherrschaftlichen Bettlaken, die Ihr Euch mitgebracht habt, und richtet Euch auf eine Nacht am Kamin ein. Eine Nonne wie Ihr wird sich sicher nicht dazu herablassen, neben einem Mann zu schlafen; schon gar nicht, wenn es eine gemeine Rothaut wie Euer eigener Ehemann ist.«
    Wolfe stand auf. Hinter ihm loderten die Flammen im Herd.
    »Aber...« Jessica wußte nicht, was sie sagen sollte.
    »Ihr habt gesagt, Ihr würdet mich in Ruhe lassen, wenn ich Eurer Gesellschaft überdrüssig bin«, fuhr ihr Wolfe unbarmherzig dazwischen und schlug die Herdklappe zu. »Seid so gut, Lady Jessica. Jetzt sofort.«
    Sogar eine hochherrschaftliche Dame wie Jessica besaß so etwas wie gesunden Menschenverstand. Sie raffte ihre Röcke zusammen und nahm Zuflucht in Wolfes Schlafzimmer. Doch auch hier fand sie keine Ruhe.
    In der Stille des Hauses hörte sie deutlich, wie draußen der Wind heulte.

5
    Wolfe beobachtete Jessica dabei, wie sie sich im Schuppen neben dem Haus mit dem Waschzuber herumplagte.
    »Du sollst das Hemd waschen und nicht in Fetzen reißen«, sagte er.
    »Ich sehe nicht ganz, wo da der Unterschied liegt.«
    »So wie du dich dabei anstellst, ganz bestimmt nicht. Erzählt doch mal, Mylady, was Ihr die ganze Zeit gemacht habt, während die Bediensteten im Haus von Sir Robert die Arbeit erledigt haben.«
    »Ich habe gelesen, die Geige gespielt, die Angestellten beaufsichtigt, gestickt...«
    »Na bitte«, fuhr Wolfe ihr dazwischen. »Endlich einmal etwas Nützliches! Wie hat sich das bloß in Eure täglichen Angelegenheiten eingeschlichen? Soll das etwa heißen, Ihr seid in der Lage, die Säume an meinen Hosen auch wieder zusammenzunähen, nachdem Ihr sie vorher bei dem Versuch, sie zu waschen, aufgerissen habt?«
    »Wie wäre es, wenn ich Euch statt dessen Eure Initialen auf die Hose sticke? Oder hättet Ihr vielleicht lieber ein Blumenmuster im Kreuzstich?« fragte Jessica ihn freundlich.
    Wolfe gab ein herablassendes Schnauben von sich.
    Sie machte sich erst gar nicht die Mühe aufzuschauen und starrte weiter auf den Waschzuber und die weit auseinanderklaffenden Bo-denbretter des Schuppens. Sie wußte genau, was sie erwartete, wenn sie ihren Mann anschaute. Er würde nur verächtlich auf sie herunterschauen, während sich ein unnachgiebiger Zug um seinen Mund legte. In den drei Tagen, die vergangen waren, seitdem er so unerwartet ihre verbrannten Finger mit der Zungenspitze berührt hatte, hatte sich an diesem Zustand nichts geändert.
    In diesen drei Tagen hatte sie so lange gelächelt, bis ihr das ganze Gesicht weh tat.
    Leider war inzwischen ihr Gesicht nicht mehr das einzige, das ihr weh tat. An diesem Nachmittag war sie genauso erschöpft wie am Ende der langen Fahrt mit der Postkutsche. Wenn sie nicht gerade an der Pumpe stand und Wasser zum Waschen oder Einweichen der Kleider einließ, schleppte sie das Wasser gleich eimerweise zum Herd. Vom Herd aus schleppte sie die Eimer mit dem heißen Wasser zum Schuppen, goß sie in den großen Zuber, kniete sich davor und machte sich daran, jedes einzelne Kleidungsstück gründlich zu schrubben. Gewöhnlich mußte sie sie drei- bis viermal

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