Im Strudel der Gefuehle
ganz schrubben, bis die Hemden vor Wolfes kritischem Auge Gnade fanden.
»Weiteres Schrubben wird das arme Hemd wohl kaum noch mitmachen«, sagte Wolfe.
»Das glaube ich nicht, Mylord. Es ist noch nicht richtig sauber.«
»Genug jetzt, Mylady. Das ist mein Lieblingshemd. Willow hat es letzten Sommer für mich genäht.«
Das Geräusch, als sie das Hemd in zwei Teile riß, war kaum zu überhören.
»Jessica!«
»Oje, jetzt schau dir das an! Man sollte doch meinen, daß deine Traumfrau sich Stoff ausgesucht hätte, der nicht so schnell fadenscheinig wird, oder?« Jessica zog das zerfetzte Hemd aus dem Wasser und wrang es genüßlich aus. »Aber noch ist nicht alles verloren, Mylord. Es ist immer noch bestens zum Saubermachen des Klohäuschens zu gebrauchen.« »Du kleine Hexe! Ich sollte dich ...«
Wolfes Worte gingen in einen Fluch über. Er sprang beiseite, um einer Woge Seifenwasser zu entgehen, die ihm entgegenschwappte, als Jessica den Zuber auf den Kopf stellte.
»Wie bitte? Hast du etwas gesagt?«
Bedrohliche Stille herrschte, während sich die beiden wutentbrannt anstarrten. Dann begann Wolfe zu lächeln, und auch Jessica ließ nicht lange damit warten.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, daß die feine Dame lernt, wie man etwas schrubbt, das ein bißchen widerstandsfähiger ist als ein Hemd«, sagte Wolfe.
»Und was soll das sein?«
»Böden.«
Jessicas Lächeln verschwand für einen Moment und kehrte dann in alter Frische zurück. »Aha, noch so ein seltsames Ritual für Verheiratete. Jetzt verstehe ich, mein lieber Lord Wolfe, warum die Leute in Amerika keine Bediensteten haben. Ehefrauen sind eben einfach billiger.«
»Schade, daß du schon die heiße Seifenlauge weggeschüttet hast«, sagte Wolfe und drehte sich um. »Jetzt mußt du gleich noch einmal frisches Wasser holen. Du weißt ja sicher noch, wo du Feuerholz findest, nicht wahr?«
»Sehr gut sogar.«
»Na dann, hopp, hopp!«
»Sehe ich etwa aus wie ein Kaninchen?« murmelte Jessica vor sich hin.
Wolfe drehte sich um. »Beeilung, mein rothaariges Häschen. Das Tageslicht kostet nichts, und Öl für die Lampen ist teuer. Diejenigen von uns, die nicht in eine vornehme Familie geboren wurden, müssen an so etwas denken.«
Aufstehen hörte sich leichter an, als es für Jessica tatsächlich war. Wolfe mußte sich zurückhalten, um ihr nicht aus alter Gewohnheit seine Hilfe anzubieten. Statt dessen sah er nur untätig zu, wie sie sich mühsam aufrappelte.
Obwohl sie sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen, stöhnte sie leise auf. Wolfe betrachtete ihr Stöhnen als ein gutes Zeichen, daß er im Begriff war, seinen Willen durchzusetzen. Jedenfalls hoffte er das. Er wußte nicht genau, wie lange er es noch mit sich vereinbaren konnte, untätig danebenzustehen, während die dunklen Ränder unter Jessicas Augen Stunde um Stunde breiter wurden. Die harte körperliche Arbeit, die notwendig war, um unter seinem kritischen Blick diesen Haushalt zu führen, raubte Jessica auch noch die letzte Kraft, die ihr nach der langen und anstrengenden Reise geblieben war.
Obwohl sie Wolfe durch einen Trick zur Heirat gezwungen hatte, blieben ihm doch noch genug Erinnerungen an die guten, alten Zeiten. Nur widerwillig griff er zu den Mitteln, von denen er glaubte, daß sie sie auf die Dauer in die Knie zwingen würden. Er verbarg jede Gefühlsregung, als er Jessicas mühsame Bewegungen beobachtete. Jedes Anzeichen von Freundlichkeit würde sie nur als Schwäche auslegen. Und das würde wiederum den Augenblick verzögern, in dem Jessica begriff, daß ihre Ehe keine Zukunft hatte.
Doch noch während er sich zur Stärke ermahnte, kamen ihm schon die Worte über die Lippen: »Du brauchst nur ein Wort zu sagen und deine zarten Hände kommen nie wieder mit Waschwasser in Berührung.«
Jessica streckte sich und seufzte. »Als du mir das letzte Mal dieses Angebot gemacht hast, warst du nicht gerade erfreut darüber, wie ich dich genannt habe.«
Bastard.
Wolfe mußte unwillkürlich lachen, als er daran zurückdachte. Jessica sah, daß seine Miene sich erhellte, und betete darum, daß es ihm mit dem Schrubben der Fußböden nicht Ernst gewesen war.
Wolfe sah die Hoffnung in ihren Augen und begriff sofort, daß er jetzt nicht nachgeben durfte. Schweigend nahm er den Eimer und hielt ihn ihr entgegen. Er sah genau, wie sich ihre Augen mit Abscheu füllten. Sie richtete sich auf und nahm ihm den Eimer ab.
Widerwillig gestand sich Wolfe ein, daß er sie
Weitere Kostenlose Bücher