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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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bewunderte. Jeder ausgewachsene Mann wäre froh gewesen, wenn er Jessicas eiserne Willenskraft besessen hätte. Doch auch wenn sie so starrsinnig blieb, war ihre Ausdauer immer nur so groß wie ihre Kraft. Am Ende würde er ihren Starrsinn gegen sie verwenden. Am Ende würde er gewinnen.
    Alles, was er dazu zu tun hatte, war den Ekel vor sich selbst zu überwinden, während er sie gnadenlos erniedrigte.
    »Jessi«, sagte Wolfe sanft, »gib doch endlich auf. Du paßt einfach nicht zu einem Mann wie mir. Das weißt du so gut wie ich.«
    »Besser mit dir verheiratet als mit Lord Gore.«
    Beim Gedanken an Gore verlor Wolfe beinahe die Beherrschung. Nichts, was er Jessica hätte antun können, konnte sich mit Lord Gores heimtückischer Brutalität messen. Die Erinnerung daran war nicht gerade dazu geeignet, Jessica davon zu überzeugen, der ganzen Farce ein Ende zu bereiten und ihre Ehe für ungültig erklären zu lassen.
    »Für dich vielleicht«, erwiderte Wolfe mitleidlos, »für mich bestimmt nicht. Es gibt viele Frauen, die eine bessere Ehefrau für mich abgeben würden als du.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte Jessica und drehte sich um. »Deine Traumfrauen sind nicht gerade so dicht gesät, daß du dich nur zu bücken brauchst, um eine von ihnen wie ein Gänseblümchen im Frühling zu pflücken.«
    »Ich will keine Traumfrau. Ich will nur eine richtige Ehefrau.«
    »Was für ein Glück, daß deine Traumfrau Willow schon verheiratet ist. Sie würde sicher an gebrochenem Herzen sterben, wenn sie wüßte, daß selbst ihre unbeschreibliche Vollkommenheit nicht ausreicht, um den Einsamen Baum zufriedenzustellen.«
    Zuerst wußte Wolfe nicht genau, was Jessica damit meinte. Als er begriff, was sie damit sagen wollte, lächelte er zufrieden. Es war das erste Mal, daß Jessica zu erkennen gegeben hatte, daß sie sich über seine ständigen Lobgesänge auf Willow ärgerte. Damit hatte sie ihm ein Werkzeug in die Hand gegeben, mit dem er an ihrer eigenen unumstößlichen Gewißheit kratzen konnte, daß ihre Ehe auf die Dauer halten würde.
    »Willow ist leidenschaftlich«, sagte Wolfe. »Das würde eine Nonne wie du sowieso nicht verstehen, geschweige denn nachempfinden.«
    Die Antwort sollte sie ihm schuldig bleiben. Aus der Küche erklang das Geräusch des Pumpenschwengels, als Jessica Wasser holte, um den Boden zu schrubben.
    Vor, zurück, vor, zurück, eintauchen, zudrücken, fester, vor, zurück, vor zurück...
    Diese stille Litanei hatte Jessica in Gedanken bereits so oft wiederholt, daß sie es schon gar nicht mehr merkte. Genauso wenig hätte sie sagen können, wie spät es war. Ihre Welt war auf eine kleine Fläche von Fliesen zusammengeschrumpft, die sie mit der Bürste erreichen konnte.
    Auf den ersten Blick war ihr Wolfes Küche ziemlich klein vorgekommen. Jetzt schien sie auf die Größe eines Ballsaals angewachsen zu sein.
    Vor, zurück, vor, zurück.
    Bei Sonnenuntergang war eine frische Brise aufgekommen. Jetzt heulte der Wind im Gebälk und kratzte mit unsichtbaren Krallen an jeder Hausecke, als wollte er sich Einlaß verschaffen. Jessica begann, vor sich hin zu summen, um das grauenvolle, seelenlose Jammern zu übertönen. Obwohl sie jede Nacht erschöpft ins Bett fiel, hielt sie der Wind mit seinem Heulen wach. So laut sie auch summte, der Wind ließ sich nicht übertönen.
    Zudrücken, fester.
    Jessicas Bemühungen zum Trotz bewegte sich die Bürste nur widerwillig über die Fliesen. Verzweifelt gestand sie sich ein, daß sie keine Kraft mehr in den Armen hatte. Sie winkelte die Ellbogen an und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Bürste, die ihr prompt aus den seifenverschmierten Fingern glitt und über den Boden davonrutschte. Sie konnte sich gerade noch fangen, bevor sie selbst der Länge nach hingeschlagen wäre.
    Als Jessica endlich die Bürste beiseite legen und den Boden mit klarem Wasser nachwischen konnte, war es schon zu spät, um noch ans Abendessen zu denken. Nicht, daß es darauf jetzt noch angekommen wäre; jedesmal wenn sie kochte, zog Wolfe ein Gesicht, als hätte jemand einen Nachttopf auf seinem Teller ausgeleert.
    »Na gut, das kann ich ihm nun wirklich nicht verübeln. Sogar das Stinktier hat einen großen Bogen um den Eintopf gemacht, den ich gestern abend gekocht habe. Aber mir kann ja wohl niemand einen Vorwurf machen. Jemand hätte mir auch wirklich sagen können, daß der Deckel auf den Topf gehört und man beim Kochen Wasser dazugießen muß.«
    Bei

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