Im Strudel der Gefuehle
wieder zurück?«
»Vielleicht gar nicht. Diese Seite der Rockies ist langsam zu dicht besiedelt. Es wird höchste Zeit, daß ich zusammenpacke und weiterziehe.«
»Zu dicht besiedelt? Machst du Witze?«
»Nein. Meistens komme ich mit den Ranchern und Soldaten ganz gut aus, aber die Leute aus der Stadt haben nicht viel Verständnis für ein Halbblut. Wenn irgend etwas schiefgeht, suchen sie die Schuld immer zuerst bei den Indianern.«
Jessicas Hände hielten einen Moment still. »Das ist ja schrecklich.«
Wolfe zuckte noch einmal die Achseln. »Die Menschen sind eben so. Wenn ich lange genug hierbliebe, könnte ich die meisten Leute aus der Stadt auf meine Seite bringen. Mit dem Rest würde ich schon fertig werden. Die könnte ich vom Gegenteil überzeugen oder sie dazu bringen, daß sie den Mund halten. Manchen von ihnen könnte man vielleicht nahelegen, sich nach einem gesünderen Klima umzusehen.«
»Wenn du die Leute aus der Stadt dazu bringen kannst, dich zu akzeptieren, warum bleibst du dann nicht hier?«
»Mein Name unter den Cheyenne ist Einsamer Baum. Das paßt ganz gut zu mir.«
»Aber hier bist du doch zu Hause.«
»Das kann ich auch woanders sein. Vielleicht da, wo Caleb und Willow ihre Ranch haben. Das wäre weiß Gott angenehmer, als ständig hin- und herzureiten, wenn ich sie besuchen will.«
Jessicas Hände gruben sich tief in Wolfes Haar: Willow, immer wieder Willow! Zum Teufel mit seiner Traumfrau! Was für eine Chance habe ich, Wolfe davon zu überzeugen, daß ich eine gute Ehefrau abgebe, wenn er ununterbrochen nur an sie denkt?
»Und jetzt tief Luft holen«, murmelte Jessica.
Bei diesen Worten drückte sie Wolfes Kopf mit aller Kraft unter Wasser. Als er wieder hochkam, schüttelte er den Kopf wie ein Hund und bespritzte sie von oben bis unten.
»Und gleich noch einmal«, sagte sie mit süßlicher Stimme.
Mit einem zufriedenen Lächeln ließ Wolfe sich ein zweites Mal untertauchen. Diesmal blieb er so lange unter Wasser, daß sie anfing, sich Sorgen zu machen.
»Wolfe?«
Sie tippte ihm vorsichtig auf die Schulter. Er rührte sich nicht.
»Wolfe, es reicht jetzt. Wolfe? Bist du etwa...«
Das Wasser spritzte in alle Richtungen, als Wolfe plötzlich in der Wanne aufstand, Jessica mit einem Arm packte und sie über dem trüben Wasser hängen ließ.
»Laß mich runter!« jammerte sie atemlos.
»Mit Vergnügen.«
»Auf den Boden, du Teufel! Auf den Boden!«
Doch Jessica hatte bereits so herzlich zu lachen begonnen, daß Wolfe sie schon deshalb festhalten mußte. Er stützte die Ellbogen auf den Wannenrand und hielt sie gut fest, wobei er sich innerlich am liebsten geohrfeigt hätte. Eigentlich hätte er sich von ihr zurückziehen sollen, anstatt sich über jedes Lächeln zu freuen, das über ihre süßen Lippen kam. Eigentlich hätte er sich nicht wie ein Schneekönig freuen dürfen, daß sie endlich wieder guter Dinge war.
Wenn er immer wieder zum Feind überlief, würde er den Krieg nie gewinnen. Mit äußerster Vorsicht setzte er sie ab.
»Ich glaube, du bist jetzt sauber genug«, sagte Jessica und wollte gehen. »Sobald das frische Badewasser heiß ist, könntest du mir die Wanne überlassen.«
Und wieder klang ihre Stimme beunruhigend heiser. Wolfe warf ihr einen mißtrauischen Blick zu. Vielleicht benahm sie sich manchmal wie eine Nonne - das hier hatte ihr jedoch ohne Zweifel Spaß gemacht. Er fragte sich, wie es ihr wohl gefallen würde, auch den Rest von ihm zu waschen.
Plötzlich wurde ihm klar, daß er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Sein Arm legte sich um Jessicas Hüften, bevor sie sich umdrehen und gehen konnte.
»Du hast noch etwas vergessen«, sagte Wolfe.
»Was?«
»Den Rest. Den muß du auch noch waschen.«
6
»Du machst Witze«, sagte Jessica.
Wolfe spürte die Wärme und Anspannung ihres Körpers und lächelte. »Nein. Hier ist der Schwamm.«
Sie beugte sich ungeschickt vor, denn Wolfe hatte noch immer seinen Arm fest um ihre Hüften gelegt. Im selben Moment, in dem sie sich am tiefsten vorbeugte, spürte sie, wie Wolfes Hand sich langsam zu ihrer Taille vortastete. Sanft streichelte er ihre Rundungen, als wollte er prüfen, wie sie gebaut war. Sie stand so schnell wieder auf, daß sie beinahe umgefallen wäre.
»Wolfe!«
Er gab ein undeutliches Brummen von sich. Hatte er sie ausgelacht, oder hatte er sie etwas gefragt?«
»Deine Hand...« stammelte sie. »Du...«
Sein breites Grinsen hatte etwas Gefährliches an sich. »Was ist mit
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