Im Sturm der Gefuehle
erwiderte Ives. Er ließ das unergiebige Thema fallen und erläuterte die verschiedenen, von ihm ausgearbeiteten Pläne, um den Besitzer der Nadel zu finden, zuletzt den Plan, es mit Erpressung zu versuchen.
Roxbury grübelte über Ives' Fakten und ließ sich hin und wieder einen bestimmten Punkt erklären. Schließlich murmelte er mit langsamem Nicken: »Ausgezeichnet, wenn deine Annähme zutrifft und der Fuchs und Edwards Erpressungsopfer ein und derselbe ist. Und ich gebe dir Recht, wenn er erfährt, dass du die Nadel hast und den Besitzer zu identifizieren suchst, könnte er sehr wohl Reißaus nehmen und auf dem Kontinent Zuflucht suchen.« Roxbury machte ein nachdenkliches Gesicht. »Es wäre so viel einfacher, wenn jemand, dem wir vertrauen, die Nadel identifizieren könnte.« Er seufzte. »Ein Jammer, dass Forrest sie nicht erkannte.«
»Stimmt, aber viel Hoffnung hatte ich ohnehin nicht.«
Roxbury lehnte sich zurück und sah seinen Patensohn an. »Also«, fragte er verhalten, »wann gedenkst du, dich Grimshaw zu nähern?«
Ives zögerte. Jetzt oder nie, hieß die Parole. Die Logik sagte ihm, dass Sophy mit ihren Folgerungen Recht hatte. Ebenso war ihm schmerzlich bewusst, dass etwas sehr Rares und Zerbrechliches in ihrer Beziehung zerstört würde, wenn er nicht auf ihren Vorschlag einging, seinen Willen durchsetzte und wie ursprünglich geplant weitermachte.
Sein Blick begegnete dem Roxburys, und er merkte düster, dass sein Entschluss bereits festgestanden hatte, als er sie einlud, nachmittags zu seinem Paten mitzukommen.
»Tatsächlich«, sagte er grimmig, »habe ich beschlossen, dass nicht ich mich Grimshaw nähern werde, sondern Sophy«
19
Roxburys Ausbruch fiel so heftig aus wie befürchtet, am Ende aber hatte sein Patenonkel mit viel missbilligendem Grollen und flammenden Blicken zugeben müssen, dass Sophy die Situation richtig einschätzte. Sie sollte sich Grimshaw nähern.
Noch nie hatte es Ives so wenig Genugtuung bereitet, nach einer Debatte als Sieger dazustehen, und noch nie hatte er hinterher so viel Angst empfunden. Obwohl Ives sich durchgesetzt hatte, beharrte Roxbury darauf, dass Sophy nur das Nötigste erfahren sollte, über Le Renard also nichts.
Sophy war natürlich entzückt, dass Ives so viel hervorragenden Verstand bewiesen und ihr beigepflichtet hatte, zu Ives' Entsetzen schien die mögliche Gefahr, die ihr drohte, sie nicht im Geringsten abzuschrecken. Steif auf einem grünen Ledersessel vor Roxburys wuchtigem Rosenholzschreibtisch sitzend, die leuchtend gelben Musselinröcke graziös um die zierlichen Fesseln drapiert, hatte sie ihren strahlenden Blick von einem ernsten Männergesicht zum anderen wandern lassen.
»Ach, du lieber Gott!«, rief sie schließlich gereizt aus, nachdem Ives wiederholt hatte, wie tückisch ihre Jagdbeute war und wie sehr sie auf der Hut sein musste, und Roxbury hatte ihm kräftig beigepflichtet.
»Ich bin doch keine Gans!«, sagte sie rundheraus. »Und ich begebe mich ja nicht mutterseelenallein an einen abgelegenen Ort, wo niemand mich vermutet und niemand weiß, was ich mache.« Sie blickte Ives an. »Du hast mir bereits zugesichert, dass ich mich Grimshaw in der Öffentlichkeit und an einem Ort unserer Wahl nähern soll, während du und Forrest euch in der Nähe herumtreibt. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr werdet ihr einschreiten.«
»Von Herumtreiben war nicht die Rede«, erklärte Ives steif.
Sophy lächelte ihm freundlich zu. »Vielleicht nicht, aber du hast es so gemeint.«
»Lady Harrington«, setzte Roxbury unglücklich an, da ihn wegen des gesamten Planes große Bedenken plagten, »wissen Sie auch, wie gefährlich dieser Mann ist? Dass er sich durch nichts abhalten lässt? Dass Pläne manchmal, hm, schief gehen können, obwohl wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um Sie vor Schaden zu bewahren?«
Ives warf ihm einen frostigen Blick zu. »Nichts wird schief gehen«, sagte er eisig.
Sophy strahlte Roxbury an. »Sehen Sie, Mylord? Mein Mann wird nicht zulassen, dass mir etwas zustößt. Außerdem«, setzte sie mit bestrickendem Zwinkern hinzu, »habe ich meine Pistole bei mir. Ich werde Grimshaw nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein, falls etwas, hm, schief gehen sollte.«
»Nichts wird schief gehen«, wiederholte Ives zähneknirschend.
»Natürlich nicht«, erwiderte Sophy beschwichtigend und tätschelte leicht seine schmale Hand. »Du wirst dafür sorgen, dass ich ungefährdet bleibe.« Sie erschrak, als
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