Im Sturm der Gefuehle
Gefahr zu beschützen.
»Dann steht unser Entschluss wohl fest?«, fragte sie vorsichtig. »Ich werde mich Grimshaw nähern.«
In dem Wissen, dass er den Kürzeren gezogen hatte, aber nicht gewillt, die Niederlage einzugestehen, brummte Ives: »Erst muss ich die Sache mit meinem Patenonkel besprechen. Wir werden sehen, was er dazu zu sagen hat.«
Falls Sophy es sonderbar fand, dass Ives den Rat seines Paten suchte, ehe er aktiv wurde, behielt sie es für sich. Doch sie war sehr nachdenklich, als sie wenig später Ives' Arbeitszimmer verließen und die Treppe zu ihren Schlafräumen hinaufgingen.
Der Duke of Roxbury nahm neuerdings immer öfter Ives' Zeit in Anspruch. Ives war nicht der Mensch, der fremde Meinungen einholte, ehe er eine Entscheidung traf, und doch hatte sie den Eindruck, dass er immer wieder zu Besprechungen mit Roxbury unterwegs war, wenn nicht umgekehrt der Duke vor ihrer Tür stand.
Natürlich war Roxbury Ives' Taufpate, aber ... also, was störte sie an Roxbury? Ein Klatsch? Ein alter Skandal?
Während sie sich krampfhaft zu erinnern versuchte, was es war, das sie über Roxbury gehört hatte, wünschte Sophy ihrem Mann zerstreut gute Nacht und betrat ihr Zimmer. Schweigsam ließ sie sich von Peggy beim Auskleiden helfen. Sie entließ das Mädchen mit zerstreutem Lächeln und schlüpfte aus dem Hemd, ehe sie ein Nachtgewand aus spinnwebfeiner Seide anzog. Ohne ihrem Spiegelbild Beachtung zu schenken, bürstete sie das Meisterwerk von Peggys geschickten Fingern aus und sehr bald lag ihr dichtes, schweres Haar wie ein schimmernder goldener Umhang um ihre schlanken Schultern.
Roxbury, Roxbury. Was hatte sie nur über ihn gehört? Etwa dass er sich trotz seines immensen Vermögens und seines Ranges auf Regierungsebene betätigte? Aber welche Bedeutung hatte dies für Ives?
Sie schnappte nach Luft und fuhr auf ihrem Sitz hoch. Roxbury war eine Art Meisterspion ... war es nicht das, was Simon Vorjahren gesagt hatte? Er hatte mit Edward gesprochen und anschließend sein schmutziges Lachen hören lassen, fast so, als hätte er es irgendwie geschafft, Roxburys Nase in einen Dunghaufen zu stoßen. Auch Edward hatte gelacht.
Als sie hörte, wie sich hinter ihr die Tür öffnete, überstürzten sich ihre Gedanken. Sie fuhr auf dem mit grünem Atlas überzogenen Hocker ihres Frisiertisches herum und sah Ives in der Verbindungstür zwischen ihren Zimmern stehen.
Er trug einen schwarzen Schlafrock, und Sophy, die wusste, dass er darunter nackt war, spürte, wie sich in ihr etwas zusammenballte. Er wirkte sehr groß und sehr männlich, als er dastand und sie betrachtete. Er war ihr sehr teuer.
Einen Moment sagte er nichts. Dann trat er lässig ein und bemerkte: »Die Tür war nicht versperrt.«
Sophy nickte. »Ich weiß«, sagte sie leise und stand langsam auf, während Erregung fast schmerzhaft ihren Körper durchströmte. »Ich wollte dem Schreiner nicht zu viel Arbeit zumuten.«
Er lächelte schief, als er vor ihr stand und sie sanft in die Arme zog. »War Rücksicht auf den Schreiner der einzige Grund?«, fragte er neckend und ließ seine Lippen leicht über ihre gleiten.
Ihre Lippen teilten sich einladend, und ihre Augen glänzten golden, als Sophy den Kopf schüttelte. »O nein, nicht der einzige.«
Ives stöhnte auf und drückte sie an sich. Sein Mund suchte hungrig ihre Lippen, und Sophy gab vernünftiges Denken für lange, sehr lange Zeit auf ...
Heller Sonnenschein fiel in den Raum. Peggy hatte eben ein Tablett mit Tee und Toast auf den Tisch neben ihrem Bett gestellt, als Sophy wieder in die Wirklichkeit zurückfand. Sie strich eine schwere Strähne goldenes Haar zurück, setzte sich auf und zuckte leicht zusammen. Ein verträumtes Lächeln legte sich um ihren vollen Mund. Ives war letzte Nacht unersättlich gewesen. Und sie hatte es genossen und zum ersten Mal begriffen, dass Leidenschaft nicht immer sanft, aber immer süß war.
Als sie ein Schlückchen Tee trank, sagte Peggy: »Lord Harrington ist bereits aufgestanden und ausgegangen. Er bat mich, Sie zu fragen, ob Sie ihn heute Nachmittag zu seinem Patenonkel begleiten möchten. Er sagte, dass er etwa um zwei Uhr zurück sein und sich Ihre Antwort holen würde.«
Sophy lächelte insgeheim. Ihr stand ein hochinteressanter Nachmittag bevor. Zu Peggy sagte sie: »Natürlich werde ich mitgehen. Ich freue mich sogar darauf.«
Ives freute sich überhaupt nicht. Er wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass ihm die Ereignisse
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