Im Sturm der Gefuehle
den Wellen versank.
Mit einem Blick in Ives' gleichmütiges Gesicht bemerkte Forrest: »Eine gute Idee, die Jacht zu versenken. Auch die Behauptung, dass Henry mit dem Boot unterging, ist eine hübsche Note. Damit wird seiner Familie Schmach und Schande erspart.«
»Und wir ersparen es uns, eine Unmenge von Fragen beantworten zu müssen, denen ich gern entgehen möchte. Die Welt wird nur erfahren, dass wir uns spontan zu einer Segelpartie entschlossen und dass aus Gründen, über die wir nur spekulieren können, Wasser ins Boot eindrang. Ein Fischer konnte mich und Sophy retten, während der arme Henry nicht so viel Glück hatte und mit seiner Jacht unterging.«
»Und was ist mit dem Memorandum?«, fragte Forrest. »Glaubst du, dass es den Franzosen in die Hände fiel?«
Nun war es Sophy, die sprach. »Ich glaube, darauf weiß ich die Antwort - es ging mit Henry unter. Er sagte zu einem Franzosen, dass er es bei sich hätte.«
»Was allerdings nicht heißt, dass der Franzose sich nicht etwas vom Inhalt gemerkt hat, da es aber ohnehin eine Fälschung war, hat es wenig Bedeutung«, sagte Forrest darauf.
Ives nickte. »Wegen des Memorandums brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.« Er blickte auf Sophy hinunter, die neben ihm an Deck der Schaluppe stand. »Kannst du den Franzosen identifizieren?«
»Das schon, aber wie wollen wir ihn finden?«
»Ich nehme an, dass Roxbury ihn aufgrund deiner Beschreibung erkennt.«
Roxbury erfuhr von der ganzen Geschichte erst am nächsten Abend. Da ihre Pferde völlig erschöpft waren, suchten Ives, Sophy und die anderen für die restlichen Nachtstunden Unterkunft in Dover und trafen erst gegen Mittag wieder in London ein. Nach ein paar zusätzlichen Stunden Schlaf und ein paar stärkenden Happen fühlten sich alle fast wieder menschlich.
Ives hatte für Roxbury rasch einen kurzen Bericht über die Ereignisse verfasst, den Forrest und William Williams, selbst der Erschöpfung nahe, mit frischen, in Dover aufgetriebenen Pferden sofort nach London brachten. Folglich begrüßte Roxbury Ives und Sophy am nächsten Abend mit breitem Lächeln.
Er ließ sich in einem Armsessel in Ives' Arbeitszimmer nieder und sagte leutselig: »Was für ein erfolgreicher Abschluss! Deine Familie ist gerächt, Le Renard ist tot und das Memorandum vernichtet. Äußerst erfolgreich.«
Ives beschränkte sich auf ein Lächeln und trank einen Schluck Brandy Er und Sophy saßen Seite an Seite auf dem kleinen Sofa und hielten sich an den Händen. Roxbury schaute sie kurz an, wobei sein Blick dem von Sophy begegnete. Er räusperte sich und sagte: »Meine Liebe, ich glaube, dass ich Ihnen eine Rechtfertigung schulde. Und eine Erklärung für die Aktivitäten Ihres Gatten in letzter Zeit. Er wollte Ihnen selbst alles erklären und unterließ es auf mein Drängen hin. Eigentlich bin ich es, dem Sie gram sein sollten.«
Sophy lächelte strahlend. »Entschuldigungen sind nicht nötig. Ich vermutete bereits, dass er Ihretwegen so viel Zeit mit Simons alten Freunden verbrachte und nicht aus Vorliebe für ihre Gesellschaft, Gott sei Dank! Nicht auszudenken, wenn ich wieder so dumm gewesen wäre, einen hemmungslosen Lebemann zu heiraten.« Sie sah ihren Mann an, und der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war so warm und liebevoll, dass Roxbury entschied, dies sei eine jener Gelegenheiten, bei denen Schweigen angebracht war.
Dann kam die Identität des Franzosen zur Sprache, und Ives behielt Recht. Roxbury erkannte ihn anhand von Sophys Beschreibung.
»Das klingt ja ganz nach dem Chevalier Ledoux«, rief Roxbury aus und runzelte die Stirn. »Natürlich ist er kein echter Chevalier, sondern gibt sich nur als solcher aus. Sein Name tauchte immer wieder auf, bis jetzt aber hatten wir ihn nie ernsthaft als gefährlich eingestuft. Man wird ihn beobachten müssen.« Er lächelte verschmitzt. »Wir könnten ihn auch eine Zeit lang ungehindert arbeiten lassen, damit wir sehen, wer seine Freunde sind ...«
Nachdem Roxbury gegangen war, verweilten Ives und Sophy noch in dem kleinen Arbeitszimmer. Ives, der seinen Patenonkel an die Tür gebracht hatte, kehrte zu seinem Platz neben Sophy zurück. Er nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf.
»Glücklich?«, fragte er mit liebkosendem Blick.
Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wenn du dein Brandyglas abstellen würdest ...«, Ives folgte ihrer Aufforderung und setzte den Schwenker vorsichtig ab, »... und wenn du deinen Arm hierher legst ...«, sie legte
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