Im Sturm der Herzen
den Tisch zu und sah die Sachen durch. Schließlich griff er die Statuette eines kleinen Mannes heraus, an die zwanzig Zentimeter hoch und in weichen grauen Stein geschnitzt, und hielt sie ins Licht, um sie genauer zu begutachten.
Es gab eine ganze Menge vergleichbarer Figuren, einige davon sitzend, andere stehend, alle erkennbar Maya und vermutlich hier aus der Gegend stammend. Eine war anders als die anderen, eine Art Steinwürfel mit etwa fünfundzwanzig Zentimetern Kantenlänge, rötlich in der Farbe und ein wenig an einen Hundekopf erinnernd. Sie fletschte die Zähne, und die Augen quollen hervor. Jake studierte das Stück und stellte es wieder ab, um nach einer entzückenden Jadefigur zu greifen, einer von einem halben Dutzend.
Am anderen Ende des Tisches standen wunderschöne Töpferarbeiten und eine rechteckige Granittafel, in die eine Art Kalender eingeritzt war. Doch es waren die goldenen Objekte, die am beeindruckendsten waren, die Halsbänder, die Ohrstecker und etwas, das wie eine Krone aussah.
»Ich bin kein Experte«, sagte Jake. »Aber für mich sehen die Sachen echt aus.« Überflüssig zu erwähnen, dass sich der General mit Baranoff würde herumschlagen müssen, falls sie es nicht waren.
»Sie dürfen sicher sein, sie sind genau das, wonach sie aussehen.«
»Und die Maske?«
Rico ging zu einer der Kisten, hockte sich hin und hob etwas heraus. Im Gegensatz zu den exzeptionellen Stücken auf dem Tisch, die aus dünnem, gehämmerten Gold waren, war die Maske aus massivem, dickem Gold gefertigt und reich mit grüner Jade besetzt. Als Rico das Stück vor Jake auf dem Tisch abstellte, erkannte Allie, dass es sich um einen Drachenkopf handelte.
»Die Maske des Itzamna«, sagte Rico. »Des Himmelsdrachen, über tausend Jahre alt. Viele glauben, sie existiere überhaupt nicht. Die, die es dennoch glauben, würden ein Vermögen bezahlen, um sie zu besitzen.«
Jake hob die Maske vorsichtig ins Licht, und das Sonnenlicht glitzerte über das strahlende, schwere Gold. Wohin auch immer er die Maske drehte, die Augen schienen ihn anzustarren. Genau wie die Zähne, so waren auch die Ohren innen aus Jade. Ein exquisites Stück. Das hinreißendste Kunstwerk, das Allie je gesehen hatte. Kein Wunder, dass Baranoff willens war, seine Seele dafür zu verkaufen.
Jake reichte die Maske an Rico zurück. »Wie es scheint, ist alles in Ordnung. Sobald die Sachen verpackt und verladefertig sind, ist das Geschäft abgeschlossen.«
Rico antwortete nicht, sondern lief auf den Gang hinaus und schnippte mit den Fingern. Ein paar Bedienstete kamen angelaufen. Rico bedeutete ihnen, die Sachen auf dem Tisch zu verpacken. Allie und Jake sahen zu, wie die Aufgabe sorgsam erledigt wurde.
Ein paar Minuten später wurden die Kisten vor das Haus hinausgetragen, wo ein Jeep auf Passagiere und Kunstgegenstände wartete. Aus dem Augenwinkel konnte Allie sehen, wie Rico Jake beiseite nahm, als sie die Veranda betraten. Anstatt zum Jeep weiterzugehen, schlich sie sich neben die Tür außer Sichtweite, um zu hören, was die beiden sich zu sagen hatten.
»Diese Frau«, sagte Rico. »Sie weiß mehr, als meinem Vater recht sein kann.«
»Die Frau gehört in meinen Verantwortungsbereich. Falls sie Probleme macht, werde ich mich darum kümmern.«
Sie konnte fast hören, wie Rico einen harten Zug ums Kinn bekam, so wie gestern auf der Veranda. »Sehen Sie zu, dass Sie es dann auch richtig machen.«
Als sie Jakes schwere Stiefel hörte, drehte Allie sich um, lief zum Jeep voraus und fragte sich, wie viele Leute ihren Kopf wollten. Baranoff sowieso. Und jetzt auch Rico und sein Vater.
Als sie auf die Rückbank des Jeeps kletterte, zitterte sie.
In der Telefonzelle des Coffee Shops gegenüber vom Polizeirevier wählte Archie Hollis die Geheimnummer, von der er wusste, dass er sie nur im äußersten Notfall benutzen durfte.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine tiefe Männerstimme. »Ja?«
»Das Geschäft ist schief gelaufen. ATF und FBI auf dem ganzen Gelände. Sehen Sie zu, dass Sie wegkommen.«
Das Telefon klickte, ohne dass noch eine Antwort kam. Hollis bezweifelte, dass der Kerl unbehelligt aus dem Gebäude kam, aber Baranoff war die Sorte Mann, der für Notfälle vorgesorgt hatte, und Archie bekam in regelmäßigen Abständen jede Menge Geld, zumindest für seine Verhältnisse, damit er irgendwann einen Tipp wie diesen hier lieferte. Falls der Kerl es schaffte, das wusste Archie, dann würde er reich belohnt
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