Im Sturm der Herzen
Alice Parker ein Platz noch für irgendeine andere Frau, wie verführerisch sie auch sein mochte. Wenn es um Ehe und Familie ging, war er ein Versager. Seine Arbeit ließ es einfach nicht zu, sich zu binden; er war schlicht und einfach kein guter Ehemann. Nach Maria wusste er das nur zu gut. Allie würde bald aus seinem Leben verschwunden sein, was für sie beide das Beste war.
Dennoch war er, während er zum Haus zurückmarschierte, versessener darauf, sie zu sehen, als gut für ihn war. Als er sich der Treppe näherte, musste er unwillkürlich an gestern denken und welches verdammte Glück sie gehabt hatte, dass er nach ihr hatte sehen wollen.
Doch er hatte Rico nie getraut, und als er Allie nirgends hatte finden können und auch Rico nicht da war, hatte sein sechster Sinn sich eingeschaltet. Dann hatte er sie die Verandatreppe herunterlaufen sehen, während der kleine Junge regungslos am Boden lag, und er wusste, was geschehen sein musste. Es hatte all seiner Willenskraft bedurft, Rico nicht zusammenzuschlagen, aber in Anbetracht ihrer nebulösen Lage wäre dies kein besonders kluger Schachzug gewesen.
Jake schob die Tür auf und betrat die hohe Eingangshalle. Als er ins Wohnzimmer kam, stellte er erleichtert fest, dass Allie dort war, wohin er sie mittels deutlicher Worte verdonnert hatte, im Haus des Generals, das vor Bediensteten wimmelte. Allerdings war er überrascht, den kleinen Jungen, der sie so tapfer verteidigt hatte, auf dem Sofa neben ihr vorzufinden.
Miguel sprang auf, als Jake hereinkam, und salutierte zackig. »Buenas tardes, Senor Major Jake.«
Jake erwiderte den Salut. »Buenas tardes, Private Miguel.« Der kleine Junge grinste, und Jake musste an seinen eigenen Sohn denken, der fast in Miguels Alter war. Sie hatten Ball gespielt damals. Michael hatte den Ball ordentlich zwischen den Beinen gefangen, und das Lachen auf dem Gesicht seines kleinen Sohnes hatte ihn zum stolzesten Vater der Welt gemacht.
Er dachte an seinen Sohn, und wie immer überkam ihn die Sorge, dass Michael etwas passieren könnte und er nicht da war. Doch er schob den schrecklichen Gedanken fort.
»Danke, dass du dich um Allie gekümmert hast, während ich weg war«, sagte er zu dem Jungen.
»Sie ist meine Freundin«, sagte der Junge schlicht. »Aber jetzt, wo Sie da sind, muss ich gehen. Conchita wird böse, wenn ich ihr nicht mit der Wäsche helfe.«
Er grinste. » Adios , Senorita Allie.«
»Adios , Miguel.«
Als die Gittertür zuflog, drehte Allie sich zu Jake um. Er kannte diesen Ausdruck in ihren babyblauen Augen und dachte sich schon, dass ihm nicht gefallen würde, was sie gleich sagen würde.
Langsam ging er zu dem prächtigen antiken Sideboard und schenkte sich einen Drink ein. »Na los, nun spuck es schon aus. Was ist es denn, das du mir unbedingt sagen musst?«
»Ich will ihn nach Hause mitnehmen.«
Ihm sprang fast das Glas aus der Hand. »Was?«
»Ich sagte ...«
»Ich habe gehört, was du gesagt hast. Die Antwort lautet Nein.«
»Er hat keine Eltern. Die Haushälterin sagt, sein Vater habe mit den Zapatistas sympathisiert und sei von jemandem umgebracht worden, der einer Gruppe namens Die Rote Maske angehörte. Ein paar Jahre später ist dann auch seine Mutter gestorben.«
Jake nahm seinen Drink, Cola mit Rum, zum Sofa mit und setzte sich neben sie. »Hör mir zu, Allie. Auch wenn wir ihn irgendwie über die Grenze brächten, es wäre nicht legal.«
»Wenn wir erst da sind, kann ich ihn adoptieren. Ich kann ...«
»Du bist eine allein stehende Frau, Allie. Auch wenn dir die Behörden ein Sorgerecht einräumen - was aber nicht der Fall sein muss - kostet es immer noch eine Menge Geld, eine Auslandsadoption durchzubekommen.«
Allie zwinkerte, und er wusste, dass sie sich abmühte, nicht zu weinen. »Ich darf gar nicht daran denken, ihn einfach so hier zu lassen.«
Jake legte ihr den Arm um die Schultern. »Hör zu, Süße. In Mexiko gibt es tausende solcher Kinder wie Miguel. Du kannst sie nicht alle mit nach Hause nehmen.«
Sie wischte sich eine Träne ab. »Ich will sie ja nicht alle mit nach Hause nehmen. Ich will nur Miguel.«
Jake küsste sie auf die Stirn. »Du bist vielleicht eine Nummer, Mary Alice Parker. Weißt du das?«
Allie legte ihm die Arme um den Hals, und er hielt sie eine Minute lang einfach nur fest und musste sich zwingen, sie wieder loszulassen.
»Ich muss rauf und mich fürs Abendessen umziehen«, sagte er. »Ich komme zurück, sobald ich fertig bin.«
Allie nickte
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